Filmtipp: Die Unbeugsamen

Christa Nickels (Die Grünen) gab Kohl zu denken Foto: ©Majestic/DeutscherBundestag-PresseServiceSteponaitis
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Eine Kanzlerin? Undenkbar in den 70er und 80er Jahren! Frauen in der Politik? Eher die große Ausnahme. Und doch haben es einige wenige von ihnen geschafft. Die Politikerinnen der zweiten Stunde, der Post-Frauenbewegungs-Zeit, die Frauen der Bonner Republik – sie alle waren unglaublich mutig.

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Der Dokumentarfilmer und Journalist Torsten Körner hat in seinem Buch „In der Männerrepublik“ bereits erzählt, wie „Frauen die Politik eroberten“. Nun legt er mit dem Dokumentarfilm „Die Unbeugsamen“ nach. Es ist eine Chronik der Pionierinnen in der westdeutschen Politik geworden. Politikerinnen von damals werden original zitiert und kommen heute zu Wort. In den Hauptrollen: Rita Süssmuth (CDU), Ursula Männle (CSU), Renate Schmidt (SPD) und natürlich Waltraud Schoppe und Christa Nickels vom Grünen Feminat.

Die Unbeugsamen heute
Die Unbeugsamen heute

Was mussten diese Frauen sich im Bundestag nicht alles gefallen lassen! Da erzählt zum Beispiel die Ingenieurin Helga Schuchardt (FDP, von 1972-1983 Mitglied im Bundestag), wie ihr nach ihrer Rede ein Parteikollege mit dem Daumen über den Rücken fährt und dann den Daumen Richtung CSU hob. Es lief eine Wette, ob sie einen BH trug.

Heiner Geißler zu den Frauen im Parlament: Sie schauen sich zum Teil ja ganz passabel an.

Betreten Frauen - egal, von welcher Partei - das Podium, wird dümmlich gegrinst, mit dem Nachbarn gefeixt, demonstrativ in die Akten geschaut oder einfach laut gegähnt. Und Heiner Geißler (CDU), der Entdecker von „Lovely Rita“ Süssmuth, verkündete den Frauen im Parlament ganz nebenbei: „Sie schauen sich zum Teil ganz passabel an, aber auch Sie wird der Zahn der Zeit holen.“

Als Waltraud Schoppe 1983 erstmals im Bundestag die Themen Vergewaltigung in der Ehe und Sexismus in den eigenen Reihen anspricht, da gibt es kein Halten mehr. Gewaltiges, parteiübergreifendes Gelächter, Gejohle, Tisch- und Schenkelgeklopfe. Verhöhnt, verniedlicht, belästigt – so erging es diesen Frauen. Aber sie haben nicht aufgegeben. Ihre Erinnerungen sind komisch und bitter zugleich, absurd und erschreckend aktuell.

Körner verzichtet dabei auf jeden Kommentar, er überlässt den Frauen das Wort – mit ihren bahnbrechenden Reden und so genauen  Erinnerungen. Zum Beispiel Käte Strobel (Bundesministerin 1966 bis 1972) damals: „Politik ist eine viel zu ernste Sache, um sie allein den Männern zu überlassen.“ Oder Christa Nickels (Grüne) heute: „Eine Frau in den 70er, 80er Jahren als Bundeskanzlerin, das war unvorstellbar. Wenn es eine Wahl zwischen der besten Frau von allen und einem dummen August gegeben hätte, wäre es der dumme August geworden!“

Renate Hellwig: Zur Ganzheit gehören nunmal Frauen und Männer!

Filmemacher Körner: „Rückblickend wird immer nur auf Adenauer, Schmidt und Brandt geguckt, aber da waren all diese charismatischen Frauen, die in Deutschland wirklich etwas für Frauen verändern wollten. Wir müssen ihre Geschichte in unser Bild aufnehmen, sonst verpassen wir etwas für die Gegenwart.“

 

Und die Gegenwart ist alles anderes als eine neue Zeitrechnung. Auch heute muss sich noch so manche Politikerin sexistische Beleidigungen im Bundestag anhören, vom Hass im Netz ganz zu schweigen. Im Bundestag ist der Frauenanteil in den letzten zehn Jahren auf 30 Prozent zurückgegangen, auch unter den KommunalpolitikerInnen finden sich immer weniger Frauen als noch vor 20 Jahren. Das darf nicht sein, findet Renate Hellwig (CDU) früher wie heute: „Eine Demokratie kann nicht nur halb sein. Zur Ganzheit gehören Frauen und Männer!“

Zum Kinostart von „Die Unbeugsamen“ am 26. August verlost EMMA 5 x 2 Kinokarten. Eine E-Mail, Stichwort: „Die Unbeugsamen“ genügt, plus vollständiger Anschrift an redaktion@emma.de. Einsendeschluss ist Freitag, 20. August, 18 Uhr. Der Film läuft sechs Tage später in den Kinos an.

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