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Putin & Macron: Echte Kerle?

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Damals, Präsident Putin, Russland

Dieses Foto von Putin wurde im August 2009 veröffentlicht. Es zeigt den Präsidenten von Russland bei einem Ritt durch Sibirien. Hoch zu Ross und mit einer goldenen Kette mit Kreuz um den Hals (was hierzulande eher auf einen Zuhälter deuten würde). Er blickt von einem Hügel souverän auf sein Land.

Wladimir Putin ist von Natur aus eher klein und schmächtig. Hier will er offensichtlich demonstrieren, dass er groß, stark und mächtig ist. Wie ein Kosake durchstreift er einsam die Tundra, jederzeit bereit zur Verteidigung bzw. zum Angriff. Ein selbstbewusster Feldherr.

Damit produzierte Putin ein Männerbild, das in seiner Kultur angesagt ist: der bewunderte Held, der „seine“ Frau und Kinder besitzt und schützt. Es gehört dazu, dass der allmächtige Held mit seinen Frauen und Kindern machen kann, was ihm angemessen scheint. Also wurde das in Russland endlich existierende Gewaltschutzgesetz für Frauen jüngst wieder abgeschafft. Also ist auch Krieg wieder eine Option.

Damals, vor 15 Jahren, lächelte die westliche Welt über dieses Foto. Man fand das, mit Verlaub, nun doch ein wenig gestrig, ja barbarisch. Er hat es wohl nötig … Die sind da so, die Männer …Männlichkeitswahn. Toxische Männlichkeit. Und heute? Versuchen heute etwa westliche Staatsmänner, der bessere Putin zu sein?

Heute, Präsident Macron, Frankreich

Dieses Foto  des französischen Präsidenten veröffentlichte die Hoffotografin von Emmanuel Macron, Soazig le Prévost de la Moissonnière (ja, es gibt ihn noch, den französischen Adel) auf dem Instagram-Kanal des Élysées. Das Schwarzweiß-Foto zeigt uns den Präsidenten als Boxer mit Muskeln, die wir bisher nicht unter seinen eleganten Slim-Anzügen vermutet hatten: mit verzerrtem Gesicht und zum Beißen gebleckten Zähnen im Nahkampf (gephotoshopt oder, zwischen zwei Erklärungen an die Grande Nation, in der Mucki-Bude antrainiert?). Gegen wen? Wohl kaum gegen den joggenden Kanzler Scholz oder den zittrigen Präsident Biden. Wohl eher gegen Putin, den Kosaken.

Frankreichs jüngster Präsident aller Zeiten, heute erst 46 Jahre alt, hatte bisher eher mit Eleganz, Charme und intellektueller Brillanz gepunktet. Diese Rocky-Posterboy-Attitüde aus der Banlieue kommt überraschend. Was will er uns damit sagen?

Drei Wochen zuvor hatte Macron laut über die Möglichkeit nachgedacht, Fußtruppen in die Ukraine zu schicken. Zur Überraschung, ja zum Schock nicht nur der Franzosen. In Frankreich war in der Vergangenheit immer wieder die „Männlichkeit“ Macrons angezweifelt worden (Was immer das sein mag: Männlichkeit). Will er endlich ein „echter Mann“ sein? Wieder schüttelt das Volk den Kopf und lächelt. Aber vielleicht meint er es ja ernst. Zeitenwende.

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