Einmal Schützenkönigin sein!

Die Issendorfer Schützenkönigin Gabriele Klindt (2. v. re) anno 2017.
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Eigentlich habe ich nichts gegen Schützenvereine. Schon allein deshalb nicht, weil ich weiß, wie wichtig für meine Oma das Schützenfest war. In ihrer Jugend, Anfang der Dreißiger. Für sie, wie für viele andere junge Frauen vom Land, war es eine der seltenen Gelegenheiten, ein bisschen Spaß in dem von schwerer Arbeit geprägten Alltag einer Bauerntochter zu haben. Meine Oma hat dort dann beim Tanzen auch gleich den Opa kennengelernt.

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Ich habe auch deshalb nichts gegen Schützenvereine, weil ich sehr gerne Karussell fahre, den Geruch von Grillwurst liebe und es ganz wunderbar finde, wenn mir jemand eine Plastikrose schießt.

Autorin Claudia Becker (3. v. re) mit ihrer Familie anno 1974.
Autorin Claudia Becker (3. v. re) 1974 mit Familie

Ich finde Schützenvereine sogar gut. Weil sie irgendwie auch etwas Basisdemokratisches haben, auf eine ganz eigene Art Kultur pflegen, Traditionen, Bräuche, Rituale bewahren, Jugendarbeit betreiben. Ich finde aber, dass die Unesco, bevor sie das deutsche Schützenwesen 2016 zum „immateriellen Kulturerbe“ erklärt hat, mit den Schützenbrüdern noch etwas hätte klären müssen: ihr Frauenbild.

Frauen und Schützen. Ein schwieriges Kapitel. Mich hat es als Kind vor Wut beinahe zum Platzen gebracht. In jenem Sommer in den Siebzigern war das, als mein Vater den Vogel abgeschossen hat und Schützenkönig geworden ist – und ich erfahren habe, dass es Zusammenkünfte im Schützenhaus gab, an denen Frauen nur in einer Funktion teilnehmen durften: als Bedienung. Damals begann mein innerer Feldzug gegen einen Club... 
 

Wie Claudia Becker mit ihren Mädels beim Schützenpräsidenten aufmarschierte und wie der Aufstand ausging - das könnt ihr in der aktuellen Juli/August-EMMA lesen.

 

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