EMMA-Serie: Herrscherinnen

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Diese Erklärung ist einfach. Vor Aufkommen der Republik und der gewählten Regierung wurde politische Herrschaft überall in der Welt von aristokratischen Geschlechtern ausgeübt, die ihre Legitimation durch das "Blut", durch die Abstammung aus einem mehr oder weniger altehrwürdigen Herrscherhaus bezogen. Dieses Familienprinzip der Regierung hatte sich von Fürstenhäusern, die über begrenzte Ländereien geboten, zur Herrschaftsform im Rahmen ganzer Nationen hochgearbeitet. In Europa waren meist heftige und jahrhundertelange Kämpfe zwischen adligen Clans vorausgegangen – so die Rosenkriege in England, die "Fronde" in Frankreich – bis eine Dynastie die nationale Oberherrschaft gewann und ihre Macht durch Glück (vor allem im Kriege) und Mythen (wie die angeblich göttliche Urabstammung) festigen und ausbauen konnte. Die patriarchalischen Könige gerierten sich als Väter ihres Volkes, boten Schutz gegen Feinde und verlangten dafür Gehorsam und Steuern. Das Volk verehrte sie wie einen Herrgott bzw. dessen Vertreter auf Erden, zog mehr oder weniger bereitwillig für sie in den Krieg und entrichtete – eher murrend – den Zehnten, also ein Zehntel ihrer Ernte.

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In fast allen Dynastien galt allein die männliche Erbfolge. Fiel der König in der Schlacht oder verschied er an Altersschwäche, so hieß es im selben Atemzug: "Es lebe der König!" Das heißt, ein Nachfolger musste den noch warmen Thron sogleich besteigen, sonst waren "Wirren", Erbfolgestreitigkeiten bis hin zu Bürgerkriegen die Folge, denn stets stand ein konkurrierendes Adelshaus bereit, das fand, genauso berufen zu sein, den verwaisten Thron zu beschicken. Ein königliches Haus tat alles, um die Macht in der Familie zu halten. Das ging bis zu Mord und Totschlag. Und sogar bis zu der Bereitschaft, eine Frau auf dem Thron zu dulden! Hauptsache, die Herrschaft blieb im angestammten Hause. So erklären sich also die weiblichen Throninhaber, die uns durch den Lauf der Jahrhunderte begleiten: Sie kamen zu ihren Kronen als Witwen, als Ersatz für unmündige Söhne oder als einzige legitime Nachkommen eines abgetretenen Herrschers. Im Grunde waren sie immer als Stellvertreterinnen oder Notlösungen gedacht. Doch einigen von ihnen gelang es, die Würde des Souveräns an sich zu ziehen und aus eigener Machtvollkommenheit zu herrschen. Auffallend oft zu Nutz und Frommen ihrer Reiche.

Welche Faktoren aber mussten noch hinzukommen, um aus so einer "zufälligen" Herrscherin auch eine echte Herrscherin zu machen, eine, die entschlossen nach der Macht griff und sie auch ausfüllte? Wie weit spielte die allgemeine Lage der Frauen eine Rolle, der Stand der Emanzipation? Und wie weit die psychische Verfassung und persönliche Ausbildung dieser einzelnen Frau? Auffallend häufig waren die späteren Herrscherinnen frühe Vatertöchter, die als Mädchen von ihren Vätern ernst genommen und wie ein Sohn ausgebildet wurden, von Hatschepsut bis Kristina von Schweden.

Immer wieder versuchten Zeitgenossen, das Andenken an große Herrscherinnen zu verfälschen oder gar zu vernichten. Einige jedoch überlebten trotzalledem die Geschichtsfälscher oder wurden in späteren Zeiten wiederentdeckt.
In einer lockeren Folge stellt EMMA die sechs größten Herrscherinnen unseres Kulturkreises vor: auf Hatschepsut, die Herrscherin der Antike, folgen Eleonore von Aquitanien (1122–1204), Elisabeth I. (1533–1603), Kristina von Schweden (1626–1689), Maria Theresia (1717–1780) und Katharina die Große (1729–1796). Letztere ist übrigens ein Vorbild von Kanzlerin Merkel.

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