Filmfestspiele Venedig: Goldener Löwe

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Sofia Coppola erzählt in ihren leisen und intensiven Filmen viel über die kleinen Momente im Leben, die alles verändern - und verrät dabei auch immer etwas über sich selbst. Für "Somewhere" hat sie jetzt den Goldenen Löwen in Venedig bekommen.

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Das „Chateau Marmont“, ein Hotel unweit des Sunset Boulevards in Hollywood, davor ein schwarzer Ferrari, darin das Lotterleben eines erfolgreichen Jungschauspielers: Johnny Marco. Dessen Alltag, geprägt von Ruhm, Exzessen und Einsamkeit, nimmt eine Wende, als er sich für einige Wochen um seine 11-Jährige Tochter Cleo aus geschiedener Ehe kümmern muss.

So beginnt der Film „Somewhere“, für den Sofia Coppola jetzt auf den 67. Filmfestspielen von Venedig den Goldenen Löwen bekam. Ironie des Regisseurinnen-Schicksals: In der Berichterstattung darüber nahmen die Tatsachen, dass sie nicht nur die Tochter von Francis Ford Coppola, sondern auch die Ex-Freundin des diesjährigen Jury-Vorsitzenden Quentin Tarantino ist, einen breiten Raum ein. Die Frage, wie stark Tarantinos Geschmack als enfant terrible der Filmwelt das Festival prägen würde, war ohnehin die meistdiskutierte vor der Preisverleihung.

Selbstverständlich handelt es sich bei der Würdigung Coppolas keineswegs um eine späte Gefälligkeit des Ex. „Somewhere“ war der Film, der „schon in der ersten Vorführung verzaubert hat“, sagte Tarantino bei der Preisverleihung.
Und so nahm eine Frau den Goldenen Löwen mit nach Hause, die schon mit dem Oscar für das beste Originaldrehbuch von „Lost in Translation“ aus dem Schatten der berühmten Männer in ihrem Leben heraustrat. Da wundert es auch nicht, dass ihre Figuren in den leisen, intensiven Inszenierungen so taumeln, wie ihre Schöpferin: als Schauspielerin, als Fotografin, als Model, bis hin zur gefeierten Regisseurin mit ihrem Debüt „The Virgin Suicides“.

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In jeder ihrer Figuren stecke ein Stück von ihr selbst, sagte Coppola mal. In Bob Harries (Bill Murray) und Charlotte (Scarlett Johannson) aus „Lost in Translation“, genauso wie in Johnny Marco (Stephen Dorff) und seiner Tochter Cleo (Elle Fanning) in „Somewhere“. Dabei gibt Coppola nichts über ihr Privatleben Preis. Die Filme genügen schon.

EMMAonline, 14.9.2010

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