Fußball-EM: Sieg trotz Niederlage!

Das Aus für Deutschland in der 113. Minute: Der Schuss von Aitana Bonmati war für Ann-Katrin Berger unhaltbar. - FOTOS: IMAGO
Artikel teilen

Wie haben sie wieder gekämpft! 113 Minuten lang stand es 0:0, sieben Minuten noch bis zum Elfmeterschießen. Und dann hätten die Schüsse der Spanierinnen an Torfrau Ann-Katrin Berger vorbeigemusst. Der Frau, die im Viertelfinale gegen Frankreich zur Heldin wurde, die mit einer sensationellen Parade ein Tor verhinderte. Und die selbst Oliver Kahn als „Weltklasse“ bezeichnet . Die Frau, die in dieser EM zwei Elfmeter hielt und selbst einen ins Tor zimmerte. Das heißt: Die deutschen Frauen standen schon mit einem Stollenschuh im Finale. 

Die deutsche Torfrau Ann-Katrin Berger mit ihrer Verlobten, der britischen Nationalspielerin Jessica Carter.
Ann-Katrin Berger mit ihrer "Verlobten", der britischen Nationalspielerin Jessica Carter.

Und dann: das Aus. Tor für Spanien in der 113. Minute. Das ist bitter. Aber: Hand aufs Herz. Selbst nach dem Fußball-Krimi gegen Frankreich im Viertelfinale dürften die meisten mit einem klaren Sieg der Spanierinnen gerechnet haben. Die sind schließlich amtierende Weltmeisterinnen und hatten bei der Fußball-EM bisher jedes Spiel gewonnen.

Aber nein. Die deutschen Fußballfrauen kämpften wie die Löwinnen und hielten die Spanierinnen fast 113 Minuten lang in Schach. Am Ende brauchte es Weltfußballerin Aitana Bonmatí, um das deutsche Team mit einem Weltklasse-Schuss zu besiegen.

Ann-Katrin Berger war untröstlich. „Es tut mir unglaublich leid“, sagte die Torfrau immer wieder. Wie ehrlich und offenherzig sie ihren Fehler eingestand und sich bei ihren Team-Kolleginnen entschuldigte, das war rührend und zeigte, wie dieses Team die Herzen von Millionen Fußballfans – weiblichen wie männlichen – in dieser Fußball-EM erobert hat. Mit Kampfgeist, klar, aber auch mit Nahbarkeit und ohne Ego-Trips. Elf Freundinnen sollten sie sein - und das waren sie auch.

Auch wenn die Enttäuschung jetzt groß ist – der Frauenfußball hat trotzdem gewonnen! Über 14 Millionen ZuschauerInnen allein in Deutschland sahen das Halbfinale im Fernsehen (Marktanteil 57 Prozent). Und auch vor Ort brach diese EM alle Rekorde. 25.000 Fans marschierten zum Auftakt der EM beim Fan-Marsch durch Bern! 623.088 ZuschauerInnen verfolgten bisher die Spiele der EM in der Schweiz, so viele wie nie zuvor bei einer Frauenfußball-EM. Sämtliche Stadien sind ausverkauft.

Ann-Katrin Bergers größter Fan: Ihr Opa Herbert. - Foto: IMAGO
Ann-Katrin Bergers größter Fan: Ihr Opa Herbert.

Einer dieser Zuschauer ist inzwischen zu einer gewissen Berühmtheit gelangt: Ann-Katrin Bergers Opa Herbert. Der sei ihr „größter Fan“, erklärte die Enkelin, „und seine Meinung wichtiger als alle Social Media-Auftritte.“  Er sehe sich alle ihre Spiele an. Obwohl Opa Herbert ursprünglich erst zum Finale nach Zürich reisen wollte, hatte er nach dem sensationellen Spiel seiner Enkelin gegen Frankreich nun doch schon seine Koffer gepackt.

Und dann ist da noch Ann-Katrin Bergers „Verlobte“ Jessica Carter. Mit der englischen Nationalspielerin ist die deutsche Torfrau seit 2017 zusammen. Wie selbstverständlich die Medien über das Paar schrieben – überhaupt über die Homosexualität recht vieler Nationalspielerinnen – schon das ist ein Sieg. Wir erinnern uns an die Zeiten, in denen die Spielerinnen vor einem Outing zitterten und der DFB seinen Spielerinnen die Teilnahme an Turnieren wie den „Gay Games“ offiziell verbot.

Am Sonntag um 18 Uhr wird Jessica Carter auf dem Platz sein. Sie steht dann im Endspiel gegen Spanien. 

 

Artikel teilen
 
Zur Startseite