WM-Aus: Sooo schade! Aber...

Das Aus bei der WM ist ein herber Schlag, auch für Alexandra Popp. - Foto: Eibner-Pressefoto/Memmler/IMAGO
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„Was? Das war’s? Die sind jetzt ganz raus?“. Meine fünfjährige Tochter Henriette kann es nicht fassen. Sie ist ganz fest davon ausgegangen, dass Deutschland Weltmeister wird. Ich ehrlich gesagt auch. Mundoffen sitzen wir da.

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Auch wenn das nicht gewährte 2:1 ein Traumtor von Alex Popp war, war der Rest des Spiels leider überschaubar. Die Südkoreanerinnen waren zäh – und versiert darin, die Zeit auszureizen. Laaaaange Liegezeiten bei Fouls…  Aber was für ein Hunger auf Sieg! Die Südkoreanerinnen sind, in Relation zu den deutschen Frauen, noch weit weit von der Gleichberechtigung entfernt. Gerade schreiben die dortigen Schriftstellerinnen sich mit Zorn ihren Frust von der Seele.

Die Zeiten, in denen nur europäische Teams Favoritinnen waren, sind vorbei

Den Fußballerinnen ging es um die „Ehre“, das hatte ihr Trainer schon im Vorfeld gesagt. Und das ist ein starkes Motiv. Wie alle Frauen im Fußball, haben auch die Südkoreanerinnen einen steinigen Weg hinter sich – müssen noch immer um vernünftige Trainingsplätze und Anerkennung kämpfen. Umso bemerkenswerter ist ihre Leistung bei dieser WM. Gleiches gilt für Marokko, Südafrika, Kolumbien oder Panama.

Vielleicht ist das das bisher schönste Fazit dieser WM. Die Zeiten, in denen nur europäische Teams Favoritinnen waren, sind vorbei. Der Frauenfußball ist Weltfußball geworden, die Leistung liegt nah beieinander, die Frauen schenken sich nichts. Länder, von denen kaum jemand wusste, dass sie eine Nationalmannschaft stellen, zeigen jetzt, was sie können. Siehe Jamaika oder Südafrika.

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Und wie hinreißend sind eigentlich all diese kleinen Mädels aller Nationen auf den Zuschauerrängen? Und ihre stolzen Mütter oder gar Väter daneben! Als die kleinen Südkoreanerinnen nach dem ersten Tor von Südkorea jubelnd eingeblendet wurden, hat meine Henriette sich mit ihnen gefreut.

Für Deutschland ist das frühe Ende ein herber Schlag. So hoch waren die Erwartungen nach der EM im vergangenen Jahr, so fantastisch die Einschaltquoten bei den Spielen der Deutschen, so euphorisch die Stimmung nach dem haushohen Sieg gegen die Marokkanerinnen.

Woran es lag, das sollen andere analysieren. Es ist und bleibt ein Spiel. Mal hatma Glück, mal hatma Pech… Bitter ist nur: Der deutsche Frauenfußball hätte den Schub durch diese WM – den andere Länder gerade erfolgreich mitnehmen – gut gebrauchen können. Die WM sollte die Weichen stellen, sagte Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg vor Turnierbeginn. Die Weichen haben leider zu früh rausgeführt.

Ich frage meine Tochter, für wen sie jetzt ist. Dass „meine Alex“ nicht mehr mitspielt, findet sie richtig blöd. Aber Henriette ist kein Kind von Traurigkeit. „Weißt du was, Mama, jetzt ist mir egal, welches Land gewinnt. Eigentlich finde ich die Mädels alle toll.“

Besser kann frau es nicht sagen.

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