Guido & Michael: Wir gratulieren zur

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Außenminister Guido Westerwelle und sein Lebensgefährte Michael Mronz haben sich am Freitag in Bonn das Jawort gegeben. Sie sind seit sieben Jahren ein Paar. Dass der Außenminister einer konservativ-liberalen Regierung öffentlich seinen Partner heiratet, ist eine kleine Kulturrevolution. EMMA gratuliert.

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Wie jetzt bekannt wurde, hat sich der deutsche Außenminister Guido Westerwelle am Freitag in Bonn mit seinem Lebensgefährten Michael Mronz das Jawort gegeben. Der 48-Jährige und der 43-Jährige sind seit sieben Jahren ein Paar und haben zwei gemeinsame Wohnungen: am Arbeitssitz von Mronz in Köln, sowie am Arbeitssitz von Westerwelle in Berlin. Mronz erklärte jüngst: „Uns ist es wichtig, dass unsere Beziehung die zweier eigenständiger Persönlichkeiten ist.“ Hört sich alles ziemlich emanzipiert an.

Als EMMA anno 1984 als erste in Deutschland im Zuge der Gleichberechtigung hetero- und homosexueller Beziehungen das Recht auf die Homo-Ehe forderte, da hielten wir das, ehrlich gesagt, für eine Provokation, deren Realisierung weit, weit in den Sternen liegt. Doch schon 2001 wurde nicht zuletzt dank der Grünen das Recht auf „Verpartnerung“ Homosexueller eingeführt und seither Schritt um Schritt der traditionellen Ehe angenähert. Eine der letzten Bastionen war das Erbrecht, das jüngst dem heterosexueller Paare angeglichen wurde.
Die einzigen Unterschiede, die es juristisch heute noch gibt zwischen der heterosexuellen Ehe und der homosexuellen Verpartnerung, sind das Steuerrecht und das Recht auf Adoption. Von letzterem sind Westerwelle und Mronz persönlich nicht betroffen. Sie erklären, sie fühlten sich für eine Elternschaft zu alt.

Dass der Außenminister einer konservativ-liberalen Regierung öffentlich seinen Partner heiratet, ist eine kleine Kulturrevolution. In Deutschland gefällt sich die schwule Community darin, „Gays against Guido“-Buttons zu tragen. Es geht dieser politisch überwiegend linken Szene dabei anscheinend um eine allgemeine politische Kritik an dem liberal-konservativen Außenminister. Wieso sie diese allerdings in ihrer Funktion als „Gays“ äußern, ist schwer nachvollziehbar. Homosexuelle Frauen und Männer in Deutschland können in dem Punkt eigentlich nur stolz sein auf Westerwelle!

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Im Ausland kann man es eh kaum fassen. Als bei den „Gay Games“ im Juli in Köln Außenminister Westerwelle zu Beginn seiner Begrüßungsrede ausgebuht wurde, schüttelten die ausländischen Gäste fassungslos den Kopf. Die Amerikaner erklärten, davon könnten sie nur träumen, einen offen homosexuellen Minister zu haben. Und die Osteuropäer sowie andere, die in ihren Ländern wegen Homosexualität noch verfolgt werden, kamen schon gar nicht mehr mit.

Darum – jenseits aller allgemein politischen Differenzen und unter sexualpolitischem Aspekt – hier EMMAs uneingeschränkter Glückwunsch für den Außenminister und seinen Gefährten!

EMMAonline, 20.09.2010

Weiterlesen:
Am 30.9 erscheint die neue EMMA. Redakteurin Chantal Louis schreibt über Homo-Ehe, Erbrecht und Ehegatten-Splitting: "Gleiches Erbrecht für alle: Ja! Splitting für alle: Nein!" 

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