Olympia: Weg mit den Schweinepriestern!

Naomi Watanabe kann über die Schweine-Geschichte nur lachen. Foto: imago images
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Ob die Olympischen Spiele in Japan wegen Corona noch stattfinden, wissen wir noch nicht. In einer neuen, erfrischenden Disziplin sind die Spiele aber bereits in vollem Gange: im dreiste Machos raushauen. Zwei wurden schon kassiert.

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Hiroshi Sasaki: Bei der Figur kann sie bei der Eröffnungsfeier als "Olympig" gehen!

Nachdem vor einem Monat der Cheforganisator wegen sexistischer Kommentare ("Sitzungen mit Frauen dauern immer so lange!") zurückgetreten war - und durch eine Frau ersetzt wurde -, folgt ihm nun der künstlerische Leiter der Spiele, Hiroshi Sasaki. Der glaubte, sich über Naomi Watanabe, bekannte Komikerin und Plus-Size-Model, lustig machen zu können. Er wollte sie „wegen ihrer Figur“ bei der Eröffnungszeremonie der Spiele im Juli im Schweinekostüm durch das Stadion laufen lassen – als "Olympig". Er schlug einer Planungsgruppe sogar konkret vor, sie aus der Luft ins Stadion gleiten zu lassen.

Naomi Watanabe ist in Japan ein Star – gerade weil sie japanischen Frauen, die natürlich dünn sein müssen, ein neues positives Körpergefühl gibt. Neun Millionen Menschen folgen Naomi in den sozialen Medien.

Sasakis fettes Lachen über sein ach so kreatives Wortspiel war noch nicht ganz verhallt, da wurde er im hauseigenen Gruppenchat des Olympischen Komitees von seinen KollegInnen abgewatscht: „Was soll das denn?“ und „Schwere Beleidigung!“

Sasaki wurde zum Rücktritt aufgefordert, den er dann auch antreten musste. Und bei Naomi Watanabe entschuldigen musste er sich auch. Die ließ verlauten: „Ich bin glücklich mit meiner Figur und wünsche mir eine Welt, in der wir uns alle respektieren.“

Die neue Cheforganisatorin der Spiele, Seiko Hashimoto, wurde noch etwas deutlicher: „Geschlechtergleichheit hat Priorität, seit ich zur Präsidentin des Komitees ernannt wurde. Diese Dinge dürfen nicht mehr passieren!“

Seiko Hashimoto: Geschlechtergerechtigkeit hat oberste Priorität seit ich Präsidentin bin!

Aus gutem Grund. Japan hat ein "josei besshi" - ein Problem mit Frauenfeindlichkeit. Dafür steht nicht nur der Gendergap Report des Weltwirtschaftsforums: Da landet Japan aktuell auf Platz 121 von 153 Ländern. In der Regierung sitzen gerade mal zwei Frauen, auch im Parlament sind es verschwindend wenige. Auch in Japans Medienhäusern sind Frauen kaum in den oberen Etagen vertreten.  Bislang wurde Sexismus in Japan mehr oder weniger hingenommen. Doch nun sind da die Olympischen Spiele, für die Japan ein gutes Image braucht. Bislang ist die Mehrheit der JapnerInnen aus Angst vor weiterer Virus-Ausbreitung ohnehin gegen die Spiele. Doch die Öffentlichkeit, die Olympia mit sich bringt, scheint höchst willkommen zu sein. 

Im nationalen Parlament in Tokio trugen weibliche Abgeordnete zuletzt auch weiße Kleidung – in Anlehnung an die Frauenbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts, als ein Frauenwahlrecht gefordert wurde. Einige Männer trugen dementsprechend weiße Rosen am Revers.

Wie schön, dass nun eine Frau die Olympia-Zügel in der Hand hält. Und noch viel schöner: Der Sexismus wird in Japan nicht mehr stillschweigend hingenommen. Die Zeit der Schweinepriester, sie ist (vorerst) vorbei!

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