Tolle Tage: Lustig oder sexy?

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Jetzt ist es wieder soweit. Mit Altweiber nähert sich die Karnevalssaison ihrer gleichzeitigen End- und Hochphase. In diesen Tagen wird auch die Narrenhochburg Köln, in welcher die EMMA-Redaktion ihren Sitz hat, zur Anlaufstelle zahlreicher Feierwütiger aus sämtlichen Regionen und Nationen.

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In der weiblichen Masse herrscht triste Uniformität

Gleichzeitig wird die Stadt jedoch auch zum Schauplatz dieses Phänomens: Inmitten der bunten Masse herrscht – zumindest bei ihrem weiblichen Anteil – eine triste Uniformität. Denn während es bei den Herren der Schöpfung getreu dem Motto „Jeder Jeck is‘ anders“ sichtlich abwechslungsreich zugeht – von der lustigen Banane über den verwegenen Piraten bis hin zum mystischen Vampir –, ist bei den Damen ein ganz klares Muster erkennbar: Hauptsache sexy! Und so trifft man fast ausschließlich auf sexy Piratinnen, sexy Katzen und selbst auf sexy Prinzessinnen und sexy Erdbeeren.

Bereits in den Produktbeschreibungen der Kostüm-Geschäfte und Online-Stores scheint „sexy“ das Attribut für einen erfolgversprechenden Verkaufstext zu sein.

Besonders anfällig für den Stoffschwund sind Berufskostüme wie: Ärztin, Nonne oder Pilotin. Während das Zimmermädchen Staubwedel zum schwarzen Minikleid trägt, erkennt man die Polizistin an den Handschellen zum grünen Röckchen. Requisitenklau aus der Pornoindustrie.

Party in Aachen: Rein kommt, wer geil kommt!

Diese Brücke hat wohl auch die Aachener Diskothek „Starfish“ geschlagen. Auf seiner Internetseite warb der Club mit dem „ersten Aachener Pornokarneval“. Ein Vorhaben, das sehr zum Bedauern der Veranstalter scheiterte, da es „anscheinend zu heiß für Aachen“ war. Enttäuschte Gäste dürfen sich dafür jetzt auf den ersten Aachener „erotic deluxe carneval“ freuen. Unter dem Motto „Rein kommt, wer geil kommt!“ soll ordentlich gefeiert werden. „Alles ist erlaubt, hauptsache sexy!“ Und: „Je knapper und weniger desto besser“. Besonders freizügigen PartygängerInnen wird das Versprechen gemacht, lange Wartezeiten zu sparen und auf eine von drei Prämien für die „heißesten Outfits“ hoffen zu dürfen.

Dass man selbst im Ganzkörper-Kuh-Kostüm vor plumpen Sprüchen à la „schicker Euter“ manchmal nicht gefeit ist, kann ich aus eigener Erfahrung berichten. Ich gehe in diesem Jahr trotzdem als Marienkäfer. Da kann ich mich zumindest meistens voll und ganz auf das Wesentliche konzentrieren: Spaß haben!

Eva-Maria Stöber

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Kölle: Drei Mal Damengarde Alaaf!

Von links: Elena Navarini, Christiane Henneken, Carola Jansen, Andrea Schmoll, Susanne-Rupprich-Thakur.
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Elena Navarini ist das, was man im Rheinland ein „eschtes kölsches Mädsche“ nennt. „Auch, wenn mein Name das nicht vermuten lässt“, sagt sie. Den Namen hat sie vom Vater – einem Südtiroler. Den Karnevalismus im Herzen hat sie von der Mutter, einer Kölnerin. Und auch wenn Elena am liebsten „Straßenkarneval feiert“ – wo Frauen und Männer ganz gleichberechtigt nebeneinander schunkeln – hegt sie seit Kindesbeinen auch eine Bewunderung für die stattlichen Funken, die in schmucken roten oder blauen Uniformen im organisierten Karneval auf Sitzungen und in den Karnevalszügen aufmarschieren. Mit viel Rätätäää, Tusch und Alaaf.

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Ihr Frauen habt uns doch schon alle anderen Bastionen weggenommen.

Bloß: Der organisierte Karneval ist auch im 21. Jahrhundert in Köln noch immer nicht gleichberechtigt. Als Elena vor einigen Jahren einen der Kölner Vereine darum bat, als erste Funkin in einem der Traditionskorps aufgenommen zu werden erhielt sie eine gar nicht lustige Antwort: „Mädschen, keine Chance! Wir Männer wollen wenigstens hier unter uns bleiben. Ihr Frauen habt uns doch schon alle anderen Bastionen weggenommen.“

Für Frauen gibt es in den Tanzkorps nur eine Rolle: Das Tanzmariechen. Und das auch nur so lange, wie sie jung und knackig sind. Denn die Mariechen müssen ihre Beine sehr hoch schmeißen und ihre Spitzenhöschen blitzen lassen.

„Ich habe Verständnis für die Absage“, sagt Elena verbindlich. „Aber dann müssen die Männer auch dafür Verständnis haben, dass ich eine Damengarde gegründet habe.“ Die erste, die es je gegeben hat: die Damengarde Coeln e.V..

Den Namen hatte Elena auf einem Bierdeckel notiert, anlässlich einer Karnevalssitzung im Januar 2014. Im Juni 2014 haben sie und ihre Mitstreiterinnen ernst gemacht mit lustig: „Die neu gegründete 1. Damengarde Coeln 2014 e.V. unternimmt einen wagemutigen Schritt in der Geschichte des Kölner Karnevals und in dessen Tradition“, war in der Pressemeldung der Damen zu lesen.

An Weiberfastnacht werden Elena und ihre Damen wieder auftreten. Wieder inoffiziell. Beim Sitzungskarneval sind sie diesmal noch nicht auf der Bühne dabei. Sie proben den Auftritt jetzt erst einmal im Straßenkarneval. Aber das soll im nächsten Jahr schon ganz anders aussehen! Am Karnevalsdienstag, dem letzten tollen Tag, wird die erste Kölner Damengarde jedenfalls auch in diesem Jahr schon beim Veedelszoch in Ehrenfeld mitziehen. (Für Nicht-KölnerInnen: Das sind die Stadtteil-Züge.)

Die Damen wollen eine alte kölsche Tradition wieder aufleben lassen

Vor allem aber wollen die Damen eine alte kölsche Tradition wieder aufleben lassen: Bis die Nazis das 1933 verboten hatten, war das Tanzmariechen immer ein Mann. Und deshalb hat die Damengarde jetzt auch wieder ein männliches Mariechen, das für sie die Beine schmeißt und die Spitzenhöschen blitzen lässt.

Da kann EMMA nur sagen: Mariesche, danz! Drei Mal: Damengarde Alaaf! Und nächstes Jahr Wiedersehen im Gürzenich!

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