Jenseits der Klischees: Wer sind die

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Zum achten Mal in ihrer Geschichte hat EMMA euch, die Leserinnen, befragt: Wer ihr seid, was ihr tut, wovon ihr träumt. Wie immer kam heraus, dass „die“ EMMA-Leserin so ziemlich das exakte Gegenteil ist vom Klischee „der“ EMMA-Leserin.
Ein Klischee hält sich besonders hartnäckig bzw. wird dreist immer und immer wieder neu reproduziert: EMMA-Leserinnen seien alt. Das ist besonders komisch. Denn EMMA-Leserinnen sind die jüngsten aller vergleichbaren Magazine: im Schnitt 42. Zum Vergleich: Brigitte-Leserinnen sind 49. Spiegel- und Zeit-Leserinnen 48 – die ältesten sind die taz-LeserInnen mit einem Durchschnitt von 50. Bei den EMMA-Leserinnen ist knapp jede vierte unter 30 und jede zweite zwischen 30 und 49. Was beweist, wie aktuell und lebendig EMMA ist.
Nichtsdestotrotz werden die Medien nicht müde, EMMA und ihre Leserinnen alt und gestrig zu reden. Eine ihrer liebsten Methoden ist, ­jeweils als „jung“ gehypte Feministinnen dazu bringen zu wollen, sich öffentlich von EMMA bzw. Alice zu distanzieren. Das läuft so seit den Girlies in den 1990ern.

Gerade läuft wieder so eine Welle. Die üblichen Verdächtigen stürzen sich auf Anne Wizorek, die Initiatorin des #aufschrei gegen Sexismus und schreiben dann Behauptungen der Art: „Mit Alice Schwarzer und dem eher theorielastigen deutschen Feminismus kann sie nicht so viel anfangen. ‚Ich schätze, was sie für den ­Feminismus getan hat. Aber sie ist nicht mehr auf dem neuesten Stand’, sagt Anne Wizorek in einem Café in Prenzlauer Berg.“ (Kölner Stadtanzeiger). „Nie würden sie (die jungen Frauen) – wie Alice Schwarzer – eine Verbindung herstellen zwischen Geringschätzung im Job und ‚weiblicher Kleidung‘. Sie setzen stattdessen bei den Männern an.“ (Süddeutsche Zeitung). Oder auch: „Der Feminismus hat sich weiterentwickelt seit Alice Schwarzers Zeit. Im Netz sind so viele Frauen aktiv. Doch das wird nicht sichtbar gemacht.“ (Anne Wizorek in der taz).

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Und was sagt Anne Wizorek selber dazu? Nach der ­Veröffentlichung im Kölner Stadtanzeiger schrieb sie an Alice: „Über diesen unsäglichen Artikel habe ich mich bereits bei der Autorin beschwert. Sie hat Aussagen von mir verdreht und war ganz offensichtlich bereits mit einer fertigen Story im Kopf zum Interview gekommen. Mir liegt jeglicher Generationsgrabenkampf fern, und ich finde es so unglaublich billig, dass einige ihn nun wieder herbei inszenieren wollen.“
Ganz unsere Meinung. Es ist ja auch absurd, die EMMA-Herausgeberin auf die 1970er Jahre festlegen zu wollen („Der kleine Unterschied“). Alice hat seither sehr viele Bücher ­ver­öffentlicht, sehr viele EMMAs gemacht und sehr viele ­gesellschaftliche Debatten angestoßen (vom Missbrauch oder der Pornografie bis hin zum Islamismus). EMMA & Alice sind von heute, auch wenn es sie gestern schon gab! Aber das wissen in Wahrheit ja auch alle. Und genau das scheint das Ärgernis zu sein.

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Übrigens: Zum Jahresende hat die Zeitschrift ­Cicero wieder einmal ein Ranking der „500 wichtigsten ­Intellek­tuellen“ im deutschsprachigen Raum veröffentlicht, die „gehört werden“, „durchdringen“ und entscheidend die öffentlichen Debatten prägen. Auf den ersten drei Plätzen landeten drei Männer (Grass, Handke, Walser). Auf Platz 4 der 500 wichtigsten Intellektuellen und als erste Frau kam Alice Schwarzer (gefolgt von Elfriede Jelinek).
Dieses Ranking bezog sich auf einen Zeitraum von zehn Jahren. Nein, nicht auf die 1970er Jahre, sondern auf die Jahre von 2002 bis 2012. Im Klartext: Alice Schwarzer ist die meistgehörte Meinungsmacherin im Lande – und dabei spielt natürlich auch EMMA eine ­entscheidende Rolle. Das freut uns. Und das soll auch in den nächsten zehn Jahren so bleiben.
In diesem Sinne,
Eure EMMAs
EMMAonline, 23. Februar 2013

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