Foster dankt der "größten Liebe meines Lebens"

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Im Publikum flossen reichlich Tränen, dabei ging Jodie Foster den homo-historischen Moment mit viel Humor an. „Ich möchte nun etwas sagen, das ich noch nie öffentlich erklärt habe und das mich sehr nervös macht – allerdings nicht so nervös wie meine PR-Frau“, hob sie bei ihrer Dankesrede an. „So I say it loud and proud: I am… single.“ Riesengelächter und Applaus für die zweifache Oscar-Preisträgerin, Regisseurin und Produzentin, die gestern den Golden Globe für ihr Lebenswerk und ihre Verdienste für die Filmkunst bekam. Dass Jodie Foster Frauen liebt und ihre beiden Söhne Charles und Christopher gemeinsam mit Co-Mutter Cydney Bernard aufzog, war nicht nur in Hollywood ein offenes Geheimnis gewesen.

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„Keiner macht großes Trara. Im Gegenteil. Alle sind ganz gelassen“, schrieb EMMA schon 1999 in dem Artikel „Mutter Mutter Kind“ über Regenbogenfamilien und zitierte unter anderem die ebenfalls völlig entspannte Bild: „Angeblich liebt Jodie Frauen und hat sich künstlich befruchten lassen. Ist aber eigentlich auch egal: Hauptsache gesund und happy.“ Zwei Jahre zuvor hatte Fosters Bruder Buddy seine Schwester in einer Biografie geoutet und Mutter Brandy, die nach der Trennung von ihrem Ehemann mit einer Frau lebte, gleich dazu. Jodie Foster schwieg dazu.
Jetzt fand es die 50-Jährige offenbar an der Zeit für ein offenes öffentliches Wort. „Das hier ist keine Coming Out-Rede“, erklärte sie, „denn mein Coming Out hatte ich schon vor etwa tausend Jahren, damals in der Steinzeit.“ Sie habe sich damals ihren FreundInnen, ihrer Familie und allen offenbart, die ihr begegnet seien. Aber: „Wenn du in der Öffentlichkeit gestanden hast, seit du ein Kind warst; wenn du für ein Leben kämpfen musstest, dass sich trotzdem real und normal anfühlt, dann ist dir Privatheit wichtiger als alles andere.“ Und mit einem Seitenhieb auf den Exhibitionsmus, der in Hollywood Einzug gehalten hat, stichelte Foster: „Privatheit. Eines Tages in der Zukunft werden sich die Menschen daran zurückerinnen, wie schön das einmal war.“

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Auch diesmal sprach Jodie Foster das Wort „gay“ nicht aus. Aber das war auch gar nicht nötig. „Ich könnte nicht hier oben stehen, ohne mich bei der größten Liebe meines Lebens zu bedanken“, sagte sie. „Meine heroische Co-Mutter, Ex-Partnerin in der Liebe, Seelenschwester im Leben und seit 20 Jahren beste Freundin: Cydney Bernard.“ Und schließlich: „Ich bin so stolz auf unsere moderne Familie und unsere wunderbaren Söhne.“ Nicht nur Fosters (Ex-)Freundin, von der sie sich 2008 getrennt hatte, strahlte, sondern auch die beiden Söhne Charles und Christopher. Währenddessen strich sich die eine oder andere Zuschauerin eine Träne aus dem Gesicht.
Nach Jodies Rede liefen die Social Networks heiß. Der Sänger Ricky Martin, der 2010 erklärt hatte, mit einem Mann und einem adoptierten Kind zu leben, twitterte: „Es ist so weit, wenn es sich richtig anfühlt. Nicht früher und nicht später.“ Offensichtlich hat es sich für Jodie Foster jetzt richtig angefühlt.
EMMAonline, 14.1.2012
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Porträt von Jodie Foster: Zum Glück nicht normal (2/92)

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