Jutta Kleinschmidt: On the road again!

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Schon bei der Pressekonferenz bot sich ein aufschlussreiches Bild: Ein paar Scheichs in weißen Gewändern, ein paar Rennfahrer mit den obligatorischen Basecaps und dazwischen - eine Frau mit blondem Kurzhaarschnitt: Jutta Kleinschmidt. Neun Jahre ist es her, dass die heute 53-Jährige zum letzten Mal bei der berüchtigten Rallye Paris-Dakar antrat, die sie 2001 als erste Frau der Welt gewonnen hatte.

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Team Jutta und Tina: „The Ladies are back in the dirt!“

Jetzt ist es wieder soweit: Jutta setzt sich wieder ans Steuer, um durch die Wüste zu rasen. Diesmal zwar nicht bei „der Dakar“ (die inzwischen aus Sicherheitsgründen nach Südamerika übergesiedelt ist), sondern bei der „Abu Dhabi Desert Challenge“. Fünf Tage lang geht es über rund 1.000 Kilometer durch den Sand.

Auf dem Beifahrerinnensitz: Tina Thörner. Die Schwedin mit dem coolen Namen war schon an Jutta Kleinschmidts Seite, als das Damen-Duo 2001 den sensationellen Sieg bei der Rallye Paris-Dakar holte. Die Euphorie vor dem Start ist groß: „Es ist ein bisschen back to the roots“, sagt Jutta Kleinschmidt. „Jetzt wieder mit der Tina – wir freuen uns wahnsinnig!“ Die Co-Pilotin sieht das genauso: „Ich fühle mich riesig. Es ist ein magic Gefühl!“ Das Motto der beiden: „The Ladies are back in the dirt!“

Dabei wird Jutta Kleinschmidt nicht nur ihren Buggy durch den Wüstensand lenken – die gelernte Ingenieurin, die in der Fahrzeugentwicklung von BMW begann, hat das Rennauto mit konzipiert und gebaut. Schon als kleines Mädchen hat Jutta „nie eingesehen, warum ich etwas schlechter können soll als die Jungs“. Sie spielte mit ihnen Fußball und baute im Wald Baumhäuser. Mit 25 fuhr sie, damals noch mit dem Motorrad, ihre erste Rallye, die „Pharaonenrallye“ in Ägypten.

Zwar gibt es inzwischen eine ganze Reihe erfolgreicher Frauen im Motorsport, aber Jutta Kleinschmidt möchte, dass es noch mehr werden. Und zwar auch und gerade in Ländern, in denen es um Frauenrechte schlecht bestellt ist. Deshalb hat die erfolgreiche Rennfahrerin 2015 in Katar „ein Förderprojekt für junge Rennfahrerinnen“ durchgeführt. Zusammen mit Kollegin Michèle Mouton „haben wir aus über 100 Bewerbungen 18 Talente gesichtet. In einem fünftägigen Training haben wir aus diesen Talenten drei Teams ausgewählt“.

Die starten nun am 17. April bei der „Sealine Cross-Country Rallye“ in Katar. Jutta und Tina sind auch dabei. „So werden bei der Rallye vier reine Frauenteams an den Start gehen. Das gab es so noch nicht!“ freut sich Frauenfördererin Kleinschmidt, die hofft, dass der medienwirksame Auftritt der vier Damen-Duos das Bild der autofahrenden Frau auch in den arabischen Staaten verankern wird. „Man kann in kleinen Schritten vielleicht doch einiges bewirken.“

Warum sollte ich etwas schlechter können als die Jungs?

Deshalb hat Jutta Kleinschmidt, zusammen mit der Mount Everest-Bezwingerin Cathy O’Dowd und der Unternehmerin Kerstin Plehwe, die „Astraia“-Stiftung gegründet. Die Stiftung (benannt nach der griechischen Göttin für Gerechtigkeit) fördert weltweit Projekte für Bildung, Gesundheit und Gewaltschutz für Frauen und Mädchen. So fördert „Astraia“ zum Beispiel ein Frauenhaus in Afghanistan, ein Projekt für Straßenmädchen in Mumbai oder eine mobile Krankenstation in Uganda. Jüngstes Projekt: Ein Haus in Berlin, in dem geflüchtete Frauen und ihre Kinder untergebracht werden.

Am 2. April startet die „Abu Dhabi Desert Challenge“ mit einer Vorrunde, vom 2. Bis 7. April geht es dann fünf Tage lang durch die Liwa Wüste. Wie auch immer Jutta & Tina abschneiden werden – allein, dass das Frauenteam an den Start geht, ist schon jetzt ein Sieg.

Zur Themenseite: Frauen geben Gas! 

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