Leserin des Monats: Ilse Zilch-Döpke

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Ich war schon Feministin, noch bevor ich wusste, was das ist“, lacht Ilse Zilch-Döpke. 1939 zum Kriegsbeginn in der Nähe von Kassel geboren, wächst Ilse quasi im Matriarchat auf. Ihre Eltern haben einen großen Bauernhof, auf dem Frauen den Laden schmeißen. Auf dem Feld, im Stall mit 70 Milchkühen, in der Küche. Ihr herzkranker und geliebter Vater stirbt früh, die Mutter bringt die beiden Töchter allein durch. Ilse führt das Matriarchat fort – mit drei Töchtern und einem Ehemann, der ihre Einstellung absolut teilt. Seit 1999 arbeitet die Wahlberlinerin als Fachärztin für psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Ihre PatientInnen? Ein Querschnitt durch die Gesellschaft. Was sie immer wieder wundert: Ein Drittel ihrer PatientInnen, die aus ganz anderen Gründen zu ihr kommen, wurden sexuell missbraucht. Ilse findet EMMA so wichtig, dass sie massenhaft Abos verschenkt, an Frauenhäuser, Strafgefangene in Frauengefängnissen, an Einrichtungen für obdachlose Frauen.

Was war dein erstes Mal mit EMMA?
Ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr. Es muss irgendwann während meines Medizinstudiums in Marburg in den späten 70er-Jahren gewesen sein. Endlich Frauenthemen! Endlich Kommentare zu dem, was gesellschaftlich falsch läuft! Endlich eine Stimme für Frauen! 

Und was hat EMMA, was andere nicht haben?
Ehrlichkeit, Offenheit, Nachhaltigkeit. Es wird nicht nur ein brisantes Thema mal eben angerissen, sondern es wird recherchiert und intensiv weiter informiert. EMMA bleibt am Ball. In der Kopftuchfrage, gegen die Prostitution. Sehr beeindruckt haben mich die Biografie und der Film von Alice zu Romy Schneider. Zwei außergewöhnliche Frauen! Außerdem bewundere ich euren – leider einsamen – Einsatz für Prostituierte.

Worüber würdest du in EMMA gerne mehr lesen?
Es mag philosophisch klingen, aber mich beschäftigt das Thema Frieden. Obwohl ich keine Theo­login bin, habe ich über 70 Predigten geschrieben und gehalten. Die besten sind in einem Buch gelandet, „Friedenskörner“. Frieden ist ein so essenzielles Thema für Frauen. 

Hat EMMA dein Leben beeinflusst?
EMMA hat vieles bestätigt, was ich durch meinen Beruf als ärztliche Psychotherapeutin bereits wusste. Womit Frauen kaputt gemacht werden zum Beispiel. Männergewalt, Missbrauch. Und EMMA zeigt immer wieder, wie viele vermeint­liche „Themen von gestern“ hochaktuell sind. EMMA hat mich dazu gebracht, selbst aktiv zu werden, Frauenthemen Gehör zu verschaffen, mich für Frauen einzusetzen. 

Und was wolltest du uns, den EMMAs, immer schon mal sagen?
Ihr seid so tough, lasst euch nicht unterkriegen! Allen voran Alice. Bleibt weiterhin so mutig! Ich freue mich, dass ich euch kenne. Und ich freue mich alle zwei Monate auf ein fantastisches Magazin für Frauen mit Meinung. Auf neue Themen, neue Ideen, neue Denkanstöße. Schade finde ich nur, dass es keine Karikaturistin mehr gibt.

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