Lotti vom Kolke & EMMA

Lotti vom Kolke: "EMMA hat meine Sicht auf Prostitution komplett verändert." - Foto: Annika Ross
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"Eigentlich ist die Schweizer Burka schuld, dass ich EMMA Leserin geworden bin“, lacht Viktoria Charlotte vom Kolke, als sie uns im Kölner Bayenturm besucht. 2021 will die Schweiz die Burka verbieten, Deutschland aber sieht darin die „Religionsfreiheit“ gefährdet. „Ich war total irritiert“, erinnert sich Lotti, „meine Freundinnen aus muslimischen Ländern trugen weder Kopftuch, geschweige denn Burka. Ich habe also im Netz nach kritischen Stimmen gesucht und bin bei Alice Schwarzer gelandet“.

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Lotti wühlt sich durch EMMAs, stößt dort auf die Ex-Prostituierte Huschke Mau, die gegen Prostitution und für die Bestrafung von Freiern und für die Bestrafung von Freiern kämpft. „Das hat meine Sicht darauf komplett verändert.“

Als Lotti dann im Corona Lockdown die Trans-Debatte und die Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen darin verfolgt, beschließt sie: „So, jetzt abonniere ich EMMA!“ Und nicht nur das. Sie vernetzt sich mit anderen Feministinnen und wird aktiv. Sie engagiert sich in Gruppen und wird „Jugendbotschafterin“ bei Terre des Femmes. Lotti läuft mit beim „Safe Abortion Day“ oder gegen Prostitution auf der Dortmunder Bordell-Straße. Dort studiert sie „Stadt und Raumplanung“ und schreibt gerade ihre Bachelor Arbeit über obdachlose Frauen.

Und sie hinterfragt, was im akademischen Umfeld so passiert. „An meiner Uni hieß es: Wir müssen dunkle Angsträume für Frauen abbauen, aber wir brauchen auch ‚Cruising Orte für schwule Männer‘. Dann wurde das Frauen-Referat
in ‚Queerfeministisches Referat‘ umbenannt und ist nun von und für ‚FLINTAS‘ oder ‚weiblich gelesene Personen‘. Frauen werden an Unis immer mehr Räume weggenommen!“

Vor einem Jahr kam Lotti auf die Idee, einen Podcast zu machen und dort mit Frauen zu sprechen, die sich für andere Frauen einsetzen. Ihre Folgen hören bis zu 1.000 Menschen, Geld verdienen tut sie damit nicht. „Ich mache damit genau das, was mir zu kurz kommt: Diskutieren!“ Und wenn ihr Frauen schreiben, dass Lotti sie überzeugt hat, freut sie das besonders. „Grenzgängerin“ heißt ihr Podcast, inspiriert von ihrer Kindheit.

Geboren wurde Lotti 1997 als mittleres Kind in Zwiesel am bayerischen Grenzstreifen zu Tschechien, aufgewachsen ist sie aber in Bocholt, an NRWs Grenzstreifen zu Holland. Mutter und Vater sind BWLer und haben die drei Kinder früh zu Selbstständigkeit erzogen. Lottis neue Grenzgebiete sind: Terfs, Swerfs und Islamophobe. „All das wird mir und anderen Feministinnen ja immer vorgeworfen. Reden wir doch mal drüber!“

Was Lotti immer wieder nervt, ist die Fixierung aufs Geschlecht. „Ich finde, man sollte froh sein, wenn man einen gesunden Körper hat, aber nicht jede Diskussion über Geschlecht muss auf den Körper zurückfallen. Warum wird so oft über den Körper definiert, wie wir uns gegenseitig als Menschen sehen? Ich bin nicht nur mein Körper! Diese Botschaft hätte ich als Jugendliche gebraucht!“, sagt sie.

Dass zwischen Männern und Frauen grundsätzlich etwas falsch läuft, merkt Lotti bereits im Alter von elf Jahren. Da hält ihr ein Junge einen Hardcore-Porno auf dem Handy vors Gesicht. „Ich habe direkt gecheckt, welche Geschlechterrollen da dargestellt werden. Das wollte ich nicht. Als Teenager habe ich das Cool Girl gespielt und wollte bei den Jungs dazugehören. Heute weiß ich, dass ich ‚nur‘ ein Mädchen für sie war. Die Jungs haben mich nie als gleichwertig angesehen. Eine Freundschaft auf Augenhöhe ging einfach nicht, sie haben mir nie die gleiche Solidarität wie ihren Kumpels gezeigt.“

Vollends fatal wird es bei ihrem ersten Freund. „Er hat mir ins Gesicht gesagt, ich soll Pornos schauen, damit ich weiß, was ich machen muss, wenn wir das erste Mal Sex haben.“ Da ist für Lotti Schluss. Aber bald entdeckt sie „ihre Rettung“: Frauenfreundschaften. Ihr Fazit: „Wir müssen intensive Freundschaften zueinander aufbauen. Frauen brauchen Frauen!“

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