Magdas: Flüchtlinge willkommen!

Maryam, Omonigho und Hotelchef Sebastian de Vos.
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Zum Beispiel Maryam. Zwölf Jahre lang hat sie warten müssen, bis ihr Antrag auf Asyl in Österreich endlich positiv beschieden wurde. Maryam liebt Frauen. In ihrer Heimat Marokko bedeutete das ein Leben im Verborgenen: Auf homosexuelle Handlungen stehen bis zu drei Jahre Gefängnis.

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Die heute 38-Jährige flüchtete 2001 nach Österreich. Sie wäre gern Fußballtrainerin geworden. Aber selbst im liberalen Österreich konnte sie zunächst überhaupt nichts werden, denn wer nicht als Asylbewerber anerkannt ist, darf nicht arbeiten. „Nichts ist schlimmer, als keine Beschäftigung zu haben“, sagt Maryam. Zwölf Jahre lang schlug sie sich mit gelegentlicher Schwarzarbeit durch, zeitweise war sie obdachlos. Dank eines europaweit einzigartigen Projekts hat sich das jetzt geändert.

„Magdas“ heißt das Wiener Hotel an der Prater Hauptallee, dessen 30-köpfige Belegschaft (fast) ausschließlich aus Flüchtlingen besteht. Die können vielfältig eingesetzt werden: Neben seinen 80 Zimmern bietet das Hotel auch eine Fahrradwerkstatt und Kinderbetreuung an. 

Aber nicht nur das ist innovativ: Das ehemalige Altenheim wurde von StudentInnen der Akademie der Künste und einer Modeschule neu gestaltet. Sie recycelten das betagte Mobiliar zu coolen Design-Möbeln um, statteten das Hotel mit Skulpturen aus und peppten die Fassade des Gebäudes mit Kupferplatten auf. Am 14. Februar öffnete das „Magdas“ seine Pforten. Bewusst werden die Zimmer im Low-Budget-Bereich angeboten, damit viele und vor allem auch junge Menschen ins Hotel kommen.

1,5 Millionen Euro investierte die ­Caritas in das Projekt. Es soll sich zwar ­finanziell selbst tragen, wird aber dennoch ein Non-Profit-Unternehmen sein. „Überschüsse, die wir erwirtschaften, wollen wir in die Fortbildung unserer Mitarbeiter stecken“, erklärt Hotelleiter Sebastian De Vos. Wenn man so will, ist er selbst Migrant: Im Alter von zehn Jahren kam der Niederländer mit seiner Familie nach Wien – und blieb. 

Eine Mitarbeiterin, die schon vor der Eröffnung des Hotels in Sachen Fortbildung profitierte, ist Omonigho. Die 25-jährige Nigerianerin und Mutter einer Tochter kam 2006 nach Österreich. Eine Ausbildung hatte sie nicht. Jetzt ist sie das, was in der Hotelsprache „Hausdame“ heißt, wacht also als Chefin des „Housekeepings“ über den korrekten Zustand der Zimmer.

Alle Führungs-
positionen sind mit Frauen besetzt. 

„Ich kann mit Stolz sagen, dass nicht nur die Hälfte unserer Belegschaft Frauen sind, sondern auch, dass wir alle Führungspositionen mit Frauen besetzt haben“, sagt Hotelchef De Vos. Die Restaurantleitung: eine Frau. Die Rezeptionsleitung: eine Frau. Der Sales Manager: eine Frau.

(Noch) nicht als Asylbewerber anerkannten Flüchtlingen kann aber auch das „Magdas“ keinen Job anbieten. „Wir können kein Gesetz übertreten“, erklärt Sebastian De Vos. Aber Schicksale wie das von Maryam hätten ihm „die Augen geöffnet: Da wartet jemand zwölf Jahre lang auf seine Arbeitserlaubnis. Und dann sagt jeder normale Arbeitgeber: ‚Du hast ja zwölf Jahre lang nichts gemacht!‘“ Der Chef vom „Magdas“ wünscht sich deshalb nicht nur viele Gäste, sondern auch, „dass wir Nachahmer finden“. 

Magdas ist übrigens kein ausländisches Wort. Es ist die Kurzform von „Ich mag das“.

Im Netz
www.magdas-hotel.at

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