Nein zum World-Hijab-Day!

Die Frauen im Iran kämpfen weiter gegen das Kopftuch.
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Am 1. Februar soll wieder der „World Hijab Day“ gefeiert werden, der „Weltkopftuchtag“. Er steht angeblich für „Respekt und gegen die Diskriminierung von Kopftuchträgerinnen“. Große Firmen wie McDonalds lassen dann auf Plakaten junge Mädchen mit Kopftuch in den BigMac beißen.

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Der größte Prostest gegen den Tag kommt folgerichtig von Iranerinnen

Die in den USA lebende Muslimin und Modedesignerin Nazma Khan soll den Tag erfunden haben. In Europa Fahrt aufgenommen hat der Tag 2016, als Studenten des „Instituts d’études politiques de Paris“, besser bekannt als „Sciences-Po“, den Tag an ihrer Universität zum Feiertag erkoren haben. Just in der Zeit, als ganz Frankreich heftig über das Kopftuch an Unis und Schulen diskutierte.

Die Iranerin Hellen Vaziry demonstriert für die Frauen in Iran. Foto: privat
Die Iranerin Hellen Vaziry demonstriert für die Frauen in Iran. Foto: privat

Der „World Hijab Day“ fordert Frauen dazu auf, aus „Solidarität mit den Kopftuchträgerinnen mal einen Tag lang ein Kopftuch zu tragen“. Außerdem soll damit „Millionen von Frauen, die sich für ein Leben in Bescheidenheit entschieden haben, Anerkennung gezollt werden“, so Nazma Khan.

Der 1. Februar ist kein zufälliger Termin. Es ist der Tag, an dem vor 45 Jahren Ajatollah Khomeini zu Zeiten der sogenannten „islamischen Revolution“ aus dem Pariser Exil in den Iran zurückkehrte. Das Land kippte quasi über Nacht in den Gottesstaat, der fundamentalistische Islam wurde zur Staatsdoktrin erklärt. Khomeini und seine Gefolgsleute hatten ein unmissverständliches Symbol für ihren Triumph auserkoren: das Kopftuch, mehr noch, den Hijab. Die Iranerin Hellen Vaziry demonstriert für die Frauen in Iran. Foto: privat

Daher ist es nur folgerichtig, dass der größte Protest gegen den „World Hijab Day“ heute von Iranerinnen kommt. Von jenen Frauen, die ihr Leben im Kampf gegen den Kopftuchzwang riskieren; die jeden Tag wieder auf den Straßen Teherans von der Sittenpolizei zusammengeschlagen werden, weil sie keines tragen oder es auch nur verrutscht ist.

Der vermeintliche Betroffenheitstag wurde längst als Propaganda entlarvt

Den vermeintlichen „Betroffenheitstag“ haben vor allem Iranerinnen und säkulare MuslimInnen längst als das entlarvt, was er ist: ein Tag der Propaganda für politisierten Islam. Unter dem Hashtag #NoHijabDay posten die Frauen Videos, in denen sie den Schleier abziehen und schreiben, warum dieser Tag verboten werden sollte.

In Köln schließen sich Exil-Iraniernnen an. Mit einem Offenen Brief bitten sie besonders Fraueninitiativen sowie alle Frauen, sich nicht auf die Seite der Propaganda zu stellen, sondern auf die Seite der Frauen, die genau dagegen kämpfen und hier in Freiheit und Demokratie leben – ohne Kopftuch.

Hier der Offene Brief der Kölner Iranerinnen:

Liebe Menschen, die den Welt-Hijab-Tag feiern wollen,

wieder einmal nähern wir uns dem sogenannten „World-Hijab-Day“ am 1. Februar. Der Tag des Kopftuchs soll angeblich „muslimische“ Frauen unterstützen, ein Zeichen des Respekts für sie sein. Das ist Propaganda.

Und für Frauen wie uns, die den politischen Islam erlebt haben, im Iran, in Afghanistan oder in der Türkei, ist er keine Unterstützung - sondern eine Bedrohung.

Die Lobby, die islamistischen Verbände und Vertreter, versuchen ihr frauenfeindliches Denken auch hier in Deutschland, in Europa und weltweit zu etablieren. Der Welt-Hijab-Tag ist ein Mittel zum Zweck. Er ist Marketing. Er gibt vor, für den Respekt für muslimische Frauen zu werben - dabei will die Politik dahinter Frauenrechte niederreißen.

Für uns Frauen, die vor islamistischen Regimen geflohen sind, ist es nicht verwunderlich, wenn die Regierungen wie die des Iran, der Türkei, Afghanistans, Saudi-Arabiens oder anderer Länder ein solches Phänomen unterstützen. Ihre Agenda ist klar definiert: Geschlechter-Gerechtigkeit steht nicht darauf. Nicht einmal die Gleichheit von Mann und Frau.

Aber es ist für uns Frauen schmerzhaft, wenn sich Fraueninitiativen und Frauenprojekte, die sich für die Freiheit und die Selbstbestimmung von Mädchen und Frauen einsetzen, auf die Seite einer solchen Bewegung stellen oder wenn Feministinnen einfach dazu schweigen. Viele durchschauen das falsche Spiel nicht.

Das, was mit Frauen, die kein Kopftuch tragen, im Iran passiert, sieht zurzeit die ganze Welt. Frauen wie Jina Mahsa Amini oder Armita Garavand wurden totgeschlagen, weil sie kein Kopftuch trugen oder es verrutscht war. Das Kopftuch - es ist kein Zeichen für Toleranz, es ist ein Zeichen des Terrors und der Unterdrückung von Frauen!

Jahrzehntelang versuchte die Islamische Republik Iran zu erzählen, der Hijab sei Tradition. Das ist eine Lüge. Auch das ist Propaganda. Keine Regierung inhaftiert tausende Menschen oder schlägt sie zu Tode – oder gibt tausende von Dollar für die Sittenpolizei aus - nur um eine „harmlose“ Tradition zu bewahren.

Aber selbst Politikerinnen aus Europa, insbesondere aus Deutschland, glaubten diese Propaganda und reisten mit Kopftuch in den Iran.

Sicherlich gibt es Frauen, die den Hijab tragen, weil sie es in ihrer Kindheit so gelernt haben. Weit mehr Frauen aber tragen ihn aus Angst von ihrer eigenen Gesellschaft, ihren Eltern oder ihrem Ehepartner.

Wir sind dagegen, dass eine „muslimische“ Frau beleidigt oder gedemütigt wird, weil sie ein Kopftuch trägt. Wir wollen nur aufklären und verhindern, dass die Islamisten ihre Ideologie der Unfreiheit zwischen Männern und Frauen vorantreiben und salafistische Sichtweisen hier in Deutschland weiter etablieren.

In islamisch geprägten Ländern gibt es Millionen Frauen, die keinen Hijab tragen wollen bzw. keinen tragen. Viele „muslimische“ Frauen tragen keinen Schleier, weil sie ihn nicht als religiöse Pflicht betrachten und die islamistisch-fundamentalistischen Sichtweisen und deren Vertreter stark ablehnen. Zum Beispiel Shirin Ebadi und Narges Mohammadi, die beide den Friedensnobelpreis erhalten haben. Oder die SPD-Politikerin Lale Akgün, die sich auch als gläubige Muslimin versteht.

Warum also sollte ein internationaler Tag im islamistischen Stil den „muslimischen“ Frauen gewidmet werden?

Wir werden nicht zulassen, dass im Namen der angeblichen Bekämpfung von Rassismus, in die Rechte unserer Mädchen und Frauen eingegriffen wird. Wir kämpfen für unsere Freiheit und die Freiheit unserer Töchter. Daher planen wir zum 1. Februar die Aktion: „Nein zum Hijab-Tag!“

Wir freuen uns über alle, die mit uns UNSEREN Aktionstag feiern, die uns Frauen, die in Frieden und Demokratie leben wollen, unterstützen - und nicht die islamistischen Kräfte und ihre Propaganda. Lasst uns nicht allein!

Mit solidarischen Grüßen Sima Khademlou & Hellen Vaziry

Hier alle Infos: https://www.instagram.com/zan.zendegi.azadi.cologne_?igsh=NWhkaDRxbzBqNnFi

Die Aktion „No to Hijab’s Day" – in Solidarität mit der Frauenrevolution im Iran findet in Köln am 1.2.24 von 15-17 Uhr in der Fußgängerzone Breite Straße gegenüber Karstadt statt. Alle Menschen sind herzlich eingeladen, sich zu informieren. UnterstützerInnen der Aktion sind: FEE-Fördern & Erfolge Ernten e.V, Feminista-Bonn, Interkulturelle Frauenarbeit MüZe-Interkultur e.V, Iranisch-Deutscher Frauenverein Köln, die Initiative „Zan, Zendegi, Azadi Köln“

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