Noch eine Kanzlerin?

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Bei gleicher bzw. ähnlicher Qualifikation die Frau. So lautet seit langem das Mantra der Grünen. Und der bleiben sie jetzt mit der Nominierung von Baerbock treu. Die meisten Wählerinnen werden sich freuen, nicht nur die grünen.

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Bei der Verkündung von Baerbocks Kandidatur sprach Habeck von einer neuen „Führungskultur“: „Liebe Annalena: die Bühne gehört dir.“ Annalena: „Heute beginnt ein neues Kapitel für unsere Partei  - und wenn wir es gut machen, für das ganze Land.“

Annalena Baerbock hat eine klassische, moderne Frauenbiografie aufzuweisen. Die mit einem „Politikberater“ Verheiratete ist auf einem Bauernhof bei Hannover aufgewachsen und Mutter von zwei kleinen Töchtern. Heute lebt sie wieder ländlich im Berliner Umland Brandenburg.

Als 16-Jährige war sie mal Austauschschülerin in Florida, später hat sie u.a. ein Jahr in London studiert: Politikwissenschaften und Völkerrecht. Die 40-Jährige gilt als pragmatischer als der intellektuelle Habeck, was ja in der Politik nicht schaden kann. Und sie ist bisher, im Gegensatz zu dem von den Medien favorisierten Habeck, noch kaum unangenehm aufgefallen.

 

Jetzt aber, als KanzlerInnen-Kandidatin, wird Baerbock aus dem bisher schützenden Kosmos ihrer Partei und ihres Milieus heraustreten müssen, und auch das weit verbreitete Wohlwollen der Meinungsmacher für die Grünen wird Risse bekommen. Die nächsten Monate dürften also spannend werden.

Vor allem auch für Frauen. Für Baerbock, eine Gewinnerin des Kampfes um Gleichberechtigung, scheint die Gleichberechtigung schon so selbstverständlich zu sein, dass sie das Thema Frauen an sich auf ihrer Antrittsrede mit keinem Wort erwähnte (So antwortete sie auf Nachfrage zu den Kriterien für die Entscheidung für sie statt ihn: "Natürlich spielte die Frage der Emanzipation eine Rolle"). Frauen kamen nur vor als „Mütter“, „Großmütter“ und „Rentnerinnen“ - und das auch nur im Generationenzusammenhang. Auch schön. Aber ob es reicht?

Wie ging nochmal der Witz? „Mama, kann auch ein Mann Kanzlerin werden?“ Ja. Aber eine Frau kann es auch. Vielleicht sogar zum zweiten Mal.
 

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