Oder: Tödliches Imponiergehabe auf der

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In deutschen Feuilletons gibt es seit einiger Zeit immer wieder mal Klagen junger Journalistinnen über den Verlust der „echten Männer“. Kein Zweifel: Kapitän Francesco Schettino, 52, galt als solcher – bis zu dem tödlichen Manöver. Entsprechend agierte der als gutaussehender Hasardeur und Gigolo beschriebene Neapolitaner in den sechs Stunden zwischen Ablegen und Kentern. 1. Essen und reichlich Trinken am Kapitänstisch des Bordrestaurants, flankiert von zwei jungen Frauen. 2. Bummel auf der Kapitänsbrücke mit einer 25-jährigen blonden Tänzerin aus Moldawien. 3. Abenteuerlich dichtes Vorbeifahren an der Insel Giglio, um einem Kumpel zuzuwinken. 4. Eine Stunde lang Verharmlosung des von ihm zu verantwortenden 70 Meter langen Risses im Schiff. 5. Abgang trotz Aufforderung der Hafenaufsicht, sofort aufs Schiff zurückzukehren und die Evakuierung der Passagiere zu leiten. 6. Mindestens 13 Tote, nach wie vor werden 20 Menschen vermisst. 7. Anruf bei Mama: „Mama, es ist eine Tragödie geschehen. Aber bleibe ruhig. Ich habe versucht, die Passagiere zu retten. Ich werde dich für eine Weile nicht anrufen können.“ – Ein echter Mann eben.

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