Toni Morrison wird 80: Sie hat das

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"Unser Schweigen war tief und dauerte lang“, sagte sie einst in Newsweek. „Denn in der herrschenden Literatur wurde über uns gesprochen, zu uns oder für uns. Wir dienten als Witzfiguren oder sinnliche Surrogate. Heute holen wir uns unsere Geschichte zurück. Wir erzählen sie selber.“ Toni Morrison, die Tochter von Arbeitern und Enkelin von Sklaven, brach ein doppeltes Schweigen: das als Frau und als Schwarze. Und sie erhob ihre Stimme mit Macht. 1970 veröffentlichte die einstige Verlagslektorin ihren ersten Roman: „Sehr blaue Augen“; die Geschichte eines kleinen schwarzen Mädchens, das davon träumt, blaue Augen zu haben. 1987 erschien ihr berühmtes Buch „Beloved“ (Menschenkind), der Auslöser für den ihr wenige Jahre später als erstem schwarzem Autor verliehenen Nobelpreis. „Beloved“ erzählt mehr als die Geschichte einer Kindesmörderin, die eine Tochter tötet, um sie vor der Sklaverei zu bewahren (im Film erschütternd verkörpert von Oprah Winfrey).  „Beloved“ erzählt auch die 300-jährige Geschichte der schwarzen Sklaverei in Amerika und die der Sklavinnen der Sklaven: der schwarzen Frauen. Seither hat Morrison, die ihren literarischen Stil selbst als „Kreolisierung“ bezeichnet – also Produkt einer Vermischung der Kulturen – nicht aufgehört, die Geschichte ihres Volkes zu erforschen und zu erzählen: den Schmerz und die Wut, aber auch die Stärke und den Traum. Ihre letzten Romane haben die programmatischen Titel „Paradies“, „Liebe“ und „Gnade“. Die früh Geschiedene und bekennende Feministin ist Mutter zweier erwachsener Söhne. Sie wird heute 80 Jahre alt.
EMMAonline, 18.2.2011

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