TV-Dokumentation über den Fall Hatun

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Hatun Sürücü war 23, als sie im Februar 2005 an einer Bushaltestelle in Berlin-Tempelhof von ihrem Bruder Ayhan (Foto) erschossen wurde. Die junge Frau war in Kreuzberg aufgewachsen und hatte sich nach Zwangsheirat und Scheidung ein selbstständiges Leben für sich und ihren Sohn erkämpft: Sie machte den Hauptschulabschluss nach, begann eine Lehre als Elektro-Installateurin, wählte ihre Freunde selbst. Dieses Leben „wie eine Deutsche“ brachte ihr den Tod. Bis heute jedoch ist unklar, ob der Ehrenmord eine Einzeltat war oder auf einem Familienbeschluss beruhte, wie die Zeugin Melek A., die damalige Freundin von Ayhan, vor Gericht aussagte („Mutlu, der Älteste, hat die Waffe besorgt, Alpaslan hat Schmiere gestanden“). Sechs Jahre haben die Journalisten Matthias Deiß und Jo Goll im Umfeld der Sürücüs recherchiert, von Kreuzberg bis ins ostanatolische Heimatdorf. Sie sprachen mit dem jüngsten Bruder Ayhan im Gefängnis, aber auch mit Mutlu, der sich nach Istanbul abgesetzt hat. Sie nahmen Kontakt auf zu Melek, die heute unter neuer Identität leben muss. Wer ist schuldig an der Ermordung von Hatun? Bereut der Täter seine Tat? Immerhin, der strenggläubige Mutlu betet für seine ermordete Schwester, „dass ihr Allah ihre Sünden vergeben möge“. – Die sehenswerte Dokumentation „Verlorene Ehre - Der Irrweg der Familie Sürücü“ heute um 21 Uhr im RBB.

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