Uni Leicester kippt Sexwork-Toolkit

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Da wollte sich die altehrwürdige Universität Leicester nördlich von London so richtig woke geben. 2019 brachte die Abteilung für „Gleichstellung, Vielfalt und Integration“ das „Student sex work toolkit“ hervor, ein DIY-Paket für den Einstieg in die Prostitution.

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Mit Tipps, wie Studierende den Einstieg am besten anstellen, worauf sie achten sollten und mit ein paar Notfallnummern, falls ein Freier durchdreht. Tenor der Broschüre: „Sexwork“ ist schließlich so etwas wie „Gender Studies“ live, noch dazu pure Selbstermächtigung. My Body, my Choice.

Schalten Sie nicht die Polizei ein, sie stellt Sexarbeitende schnell unter Arrest!

Parallel gab es auch ein „Sexwork-Toolkit“ für Uni-Bedienstete, die Studierende in Schulungen auf den neuen Job vorbereiten sollten. Mit Leitlinien für den korrekten Sprachgebrauch und einer großen „Do’s and Don’ts"-Liste, um etwaige Stigmatisierung zu vermeiden. Zum Beispiel: „Versuchen Sie nicht, Sexarbeitende von ihrem Vorhaben abzubringen." Oder: „Schalten Sie nicht die Polizei ein. Die Polizei nimmt Sexarbeitende schnell in Arrest und verfolgt sie.“

Federführend im Projekt: die hauseigene Professorin für Kriminologie, Teela Sanders. Die hatte zuvor bereits ein Buch darüber geschrieben, warum „Sexwork“ entkriminalisiert werden sollte, und wie die Sexindustrie für „weibliche, männliche und transsexuelle Sexarbeiter“ durch cleveres Marketing zu einer echten Karriereplattform werden könne.

Der Möglichkeiten sind schließlich viele: „Internet-Pornos, Striptease-Tanzen, Escorts, Sugar-Babies, Telefonsex, Sexarbeit indoor und outdoor“ – so erklärt es dann auch das Toolkit.
Doch nicht nur das. Der Britische Wirtschafts- und Sozialforschungsrat (ESRC) unterstützte das Projekt sogar finanziell, um das neue studentische Geschäftsmodell durch Schulungen auf andere Unis im Vereinten Königreich ausweiten zu können.

Man wisse schließlich um die Nöte der Studierenden. Die Studiengebühren im UK liegen bei durchschnittlich 8.000 Pfund pro Jahr, ein WG-Zimmer in London bei 800 Pfund im Monat. Und eine große Gruppe der „Sexarbeitenden“ habe verschärfend einen „marginalisierten Background“: „LGBTQ-Menschen, Menschen mit Behinderung, migrantische oder internationale Studierende“, erläutert das Toolkit für die Uni-Bediensteten.

Die Aktivistinnen von "Nordic Model Now" brachten ein Gegenhandbuch heraus

Als klar wurde, dass das „Toolkit“ kein schlechter Scherz, sondern bitterer Ernst der Uni ist, regte sich Protest, vor allem unter Feministinnen. Im Juli 2021 schaltete sich das britische Bündnis „Nordic Model Now“ ein, das entschlossen gegen das System Prostitution und für die Freierbestrafung kämpft. Die Aktivistinnen forderten in einer Petition, dass die Uni das Toolkit zurückziehen und der ESRC die Finanzierung einstellen solle. Bis September 2021 hatten über 10.000 Menschen unterschrieben. Weitere Frauenorganisationen sprangen auf, holten das Thema in die Öffentlichkeit.

Kriminologin Teela Sanders wirbt für studentische Prostitution, natürlich divers.

Schließlich brachten die Aktivistinnen gar ein „Gegen-Handbuch“ heraus: „Supporting students affected by the sex industry", um Studentinnen aus der Prostitution herauszuholen oder davor zu warnen, und sie schickten es an jede Universität im Vereinigten Königreich. Landesweit zeigten sich britische HochschulberaterInnen begeistert, auch Unis und Colleges aus dem Ausland forderten das Gegen-Handbuch an.

Und schließlich: der Sieg! Gerade hat die Uni Leicester das Toolkit zurückgezogen. Sie hat die Projektseiten aus dem Netz und ihren altehrwürdigen Namen und ihre Logos aus der Personalversion entfernt - und sie stattdessen den drei AutorInnen zugeschrieben, darunter Teela Sanders, jener sexmarketing-affinen Kriminologin.

Even better: Der ESRC zieht die Finanzierung für die Ausweitung des Projektes auf andere Unis zurück, die Schulungen werden eingestellt. Und es gilt die Erkenntnis: Prostitution ist kein Job wie jeder andere. Welch ein Gesinnungswandel in nur drei Jahren!

https://nordicmodelnow.org/

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