WM: Spanien ist Weltmeisterin!

Die spanischen Frauen im Siegestaumel. Foto: imago images
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Sie wollten - und sie konnten! Die Spanierinnen haben an dieses Spiel keine Luft gelassen, die Engländerinnen hatten keinen Raum, sich zu entfalten. Der Torschützin, der 23-jährigen Olga Carmona, war die Entschlossenheit von Beginn an anzusehen. Das spanische Team hatte zuvor Stress mit Trainer Jorge Vilda, es gab Querelen mit Stammspielerinnen, die zuhause bleiben mussten, und die Mehrheit aller Fußballfans, die hatte auf England getippt. Wenn diese WM eines war, dann wohl das: nicht vorhersehbar.

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Diese WM, sie war mehr als Fußball. Sie war ein Schwert, das eine Schneise in alle Sportarten für Frauen geschlagen hat. Wer den Jungs den Ball wegnehmen kann, der kann alles. 32 Nationen haben teilgenommen, fast jede einzelne hat für eine Überraschung gesorgt. Jamaika! Südafrika! Südkorea! Und nun Spanien mit dem Titel!

Die Fifa hat mehr als 1,7 Millionen Tickets verkauft - ein neuer Rekord. Die Einschaltquoten weltweit waren gigantisch, selbst im deutschen Vormittagsprogramm.

Die Frauen starteten als Außenseiterinnen und wurden zu Nationalheldinnen

Was der Frauenfußball bewirken kann, zeigte sich am besten am Gastgeberland Australien selbst. Sind dort vor allem Football, Cricket und Rugby die Top-Sportarten, gehört Fußball nun auch dazu. „Das Team hat den australischen Sport für immer verändert!“ befand ABC News. Die Frauen starteten als Außenseiter und wurden mit Erreichen des Halbfinales zu Nationalheldinnen. Zum Start in die Finalwoche nannte sich die Zeitung „The Daily Telegraph“ um in „The Daily Tillygraph“, angelehnt an den Spitznamen des Nationalteams: "Matildas".

Vor der WM wurden mehr Trikots der australischen Frauen gekauft als von den Männern während und seit ihrer WM in Katar. Die Anmeldungen für Mädchen für Fußballcamps sind ausgebucht. Fußball ist in Australien ab sofort Frauensache. Generell hat sich der Trend der EM 2022 fortgesetzt. Die Professionalität, die Dynamik und Athletik der Frauen hat ZuschauerInnen wie SponsorInnen angelockt. Dadurch fließt mehr Geld, der Frauenfußball kann endlich wachsen.

In den USA sind die Frauen bereits deutlich erfolgreicher als die Männer. In England füllen die Clubs mit Spielen der Frauenliga bereits große Stadien. Die Nationalspielerin Keira Walsh wechselte für eine Ablöse von 400.000 Euro von Manchester City zum FC Barcelona. Die Zeiten, in denen Fußballerinnen morgens zum Training und nachmittags zum Job gingen (so wie Alex Popp es als Tierpflegerin im Duisburger Zoo noch lange getan hat), sie sind in England definitiv vorbei. By the way: King Charles, William und vor allem Kate hätten sich ruhig mal in Australien blicken lassen können! Das wäre ein starkes Zeichen für die Frauen gewesen! Die spanische Prinzessin Sofia reiste mit ihrer Mutter, Königin Letizia an.

Spätestens mit dieser WM setzt endgültig ein Umdenken in den Profi-Clubs ein. Der AC Florenz will zum Beispiel ab sofort keine Unterschiede mehr zwischen den Trainingsbedingungen für Männer und Frauen machen, auch die Kantine wird nun geteilt. Buen appetito!

Neben aller Professionalisierung überzeugt der Frauenfußball vor allem durch eines: Er ist sympathisch. Kein Pathos, keine Gockelei, keine Einzelgänge, kein Geprotze. Die Spielerinnen sind allesamt auf dem Boden geblieben. Die meisten von ihnen gehen offen mit ihrer Homosexualität um – etwas, das sich die Jungs immer noch nicht trauen. Und es gibt auch keine Fans, die sich bis zur Besinnung zulöten und das Stadion auseinandernehmen. Stattdessen Frauen, Kinder, darunter viele viele Mädchen, und auch Männer, die den Frauen zujubeln und mit Stolz das Nationaltrikot tragen.

Sie alle mussten lange für das kämpfen, was sie nun erreicht haben

Und überhaupt: Welchen Weg sind die Fußballerinnen da eigentlich gegangen?! Wer Erinnerungslücken hat, kann sich die EMMA-Kampagne „Die Hälfte des Balles“ von 1998 (siehe Links unten) anschauen. Welche Häme mussten Frauen im Fußball über sich ergehen lassen! Sie alle mussten lange für das kämpfen, was die Töchter jetzt erreicht haben. Fußballerinnen aus arabischen und asiatischen Ländern steht dieser Kampf noch bevor. Umso respektabler ist ihre Leistung bei diesem Turnier.

Auch in Deutschland halten Fans, trotz Vorrunden-Aus, fest an der Nationalmannschaft, an Spielerinnen und Vereinen. Der Frauenfußball wird auch hier wie auf der ganzen Welt Fortschritte machen, keine Rückschritte. Die Hälfte des Balles, sie ist in greifbare Nähe gerückt. In Spanien heute ganz besonders!

Wer nochmal die Geschichte des Kampfes um "Die Hälfte vom Ball" verfolgen will, hat im EMMA-Lesesaal Gelegenheit dazu! Hier Teil 1, Teil 2, Teil 3 und Teil 4! PS: Tolle Fotos!

Tipp: Das ZDF zeigt die zweite Staffel der Fußball-Doku "Born for this – Mehr als Fußball" über die deutsche Nationalmannschaft. Die erste Folge steht bereits in der Mediathek, die Folgen zwei bis vier sind dort nach der WM zu sehen.

 

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