Barbie: Wer ist Greta Gerwig?

Greta Gerwig am Set von Barbie.
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Als Greta Gerwig die Arbeit als Regisseurin am „Barbie“-Film begann, dürfte sie sich das nicht einmal erträumt haben: Ihr Film hat nur wenige Wochen nach Kinostart weltweit mehr als eine Milliarde Dollar eingespielt. Das tat er obendrein schneller als jeder andere Blockbuster, den das Filmstudio Warner Bros. in den hundert Jahren seines Bestehens herausgebracht hat. Und Gerwig nahm gleich noch eine dritte Latte der Superlative: Sie ist die erste RegisseurIn, der das gelang.

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Nun ist „Barbie“ kein harmloser Film für Kinder, sondern kommt sehr kritisch und feministisch daher, was erstaunlich ist, gab ihn doch „Barbie“-Hersteller Mattel in Auftrag. Die kritische Haltung und die Ironie des Films sind allein Gerwig zu verdanken. Sie hatte den Mut, mit diesem Auftrag und großem Budget etwas Eigenes zu machen.

Die Mutter mag Barbie nicht, Greta muss sie sich in der Nachbarschaft organisieren

Gerwig schickt „Barbie“, gespielt von Margot Robbie, aus dem Girls-Paradies des Fantasiereichs „Barbieland“ in die reale Welt. Da muss das Glamour-Girl das traurige Mädchen finden, das mit ihr spielt, denn: In der perfekten rosa Bonbonwelt überfallen Barbie plötzlich düstere Gedanken an Verfall und Sterblichkeit, hinzu kommen Cellulite und Plattfüße. Barbie muss feststellen, dass die Menschenwelt nicht, wie erwartet, von Frauen regiert wird – und dass Mädchen sie nicht als Botschafterin der Emanzipation bejubeln, sondern hassen wegen ihrer unrealistischen frauenfeindlichen Körpermaße.

Die Mutter von Greta Gerwig war in den 1960er-Jahren von der Puppe mit Pumps und Wespentaille keineswegs begeistert. Tochter Greta musste sich ihre Barbie in der Nachbarschaft organisieren. „Wir sind in einer Nachbarschaft aufgewachsen, in der es viele Mädchen gab, die älter waren als ich. Ich hatte also viele gebrauchte Barbies“, erzählte sie dem Rolling-Stone-Magazine. Im Film gibt es sowohl eine „Weird Barbie“, eine kaputtgespielte Figur mit abgeschnittenen Haaren und Filzstiftgesicht; es gibt aber auch die Mädchen, die Barbie, als sie in die echte Welt kommt, entgegenhalten, dass sie jungen Frauen ein falsches Körperbild und Bewusstsein vermittle. Obendrein entdeckt Ken (den Ryan Gosling verkörpert), in der realen Welt das Patriarchat (und Pferde) und führt beides umgehend in „Barbieland“ ein.

"Stimmt, ich bin eine Feministin!", bestätigt Greta Gerwig immer wieder

Für Konservative in den Vereinigten Staaten war diese Ironie schon zu radikal. Der rechts-politische Kommentator Ben Shapiro sendete gar einen vierzigminütigen Verriss. „Stimmt, ich bin eine Feministin“, bestätigt Gerwig immer wieder. „Aber in diesem Film geht es auch darum, dass jede Art von hierarchischer Machtstruktur ungut ist.“

Aufgewachsen ist Gerwig im kalifornischen Sacramento, der Vater war im Kreditgeschäft tätig, die Mutter Krankenschwester mit dem Spezialgebiet Geburtshilfe. Zum Studium ging Gerwig nach New York, begann Sketche und Theaterstücke zu schreiben und etablierte sich als Darstellerin in sogenannten Mumblecore-Filmen. Die werden mit geringem Budget produziert und setzen auf improvisierte Handlung und spontane Dialoge.

Greta Gerwig mit Ehemann und Arbeitspartner Noah Baumbach. - Foto: Luca Carlino/NurPhoto/IMAGO
Greta Gerwig mit Ehemann und Arbeitspartner Noah Baumbach. - Foto: Luca Carlino/NurPhoto/IMAGO

Ein Kritiker der New York Times feierte Gerwig 2010 für ihre Hauptrolle in Noah Baumbachs Komödie "Greenberg" als „neues Gesicht ihrer Generation“ . Wenig später kam sie mit Noah Baumbach, dem Regisseur des Films, zusammen. Die beiden sind seither ein Paar und haben zwei gemeinsame Kinder, der jüngste Sohn kam in diesem Sommer zur Welt. Das Paar arbeitet auch künstlerisch zusammen: So spielte Gerwig die Hauptrolle in Baumbachs Don-DeLillo-Verfilmung „White Noise“.

Und Baumbach schrieb mit Gerwig gemeinsam auch das „Barbie“-Drehbuch. Die Inszenierung führte sie dann aber alleine aus. Sie fühle sich am wohlsten, wenn sie Regie führt, sagt die Vierzigjährige. „Je chaotischer die Umgebung ist, je mehr Druck auf dem Projekt liegt, desto entspannter werde ich." Das bewies sie bei ihrer Arbeit am Jugenddrama „Lady Bird" (2017), das von ihrer eigenen Erfahrung auf einer katholischen Schule inspiriert wurde, sowie mit der Romanverfilmung „Little Women" (2019), die vier junge Frauen begleitet, die im 19. Jahrhundert ihren Weg ins Leben finden müssen.

Beide Filme brachten Gerwig Oscarnominierungen ein - als Regisseurin. Auch das ist noch immer keine Selbstverständlichkeit. Barbie hat den Realitätstest bestanden.

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