Alice Schwarzer schreibt

Die andere Patti Smith

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...Schließlich hatten wir - Adele, Alice und Ingrid - die amerikanische Rockkönigin gerade gestern Nacht noch ausführlich studieren können. Auf dem Bildschirm wie alle, die in dieser Fernseh-Rocknacht fürs Konzert keine Karten mehr bekommen hatten. Wir wußten also, wie Patti aussieht: Eine, die die Fesseln der Weiblichkeit gesprengt und jetzt auf freier Bahn selbst den Schutz der männlichen Attitüde nicht mehr nötig hat. Ein nacktes Gesicht, stark, klug, ungezähmt. Diese unauffällige kleine Dunkle also konnte es nicht sein. — Natürlich ließ die Pointe nicht lange auf sich warten: Sie war es doch. Im Augenblick der Begegnung mit uns: mädchenhaft, fast scheu, müde, nervös. Kein Wunder. Elf Uhr nachts. Noch eine Aufnahme im WDR, und anschließend das Gespräch mit uns. Um halb zwei.

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Doch, bestimmt. Sie ist pünktlich, kommt mit ihrer Schwester. Später streifen die anderen vorbei, einer ihrer Brüder (der auch im Team mitmacht), ihre Band, ihre Freunde. Mit allen geht sie zärtlich um. Alle gehen mit ihr zärtlich um. Eine halbe Stunde war verabredet mit uns, es wurden weit über zwei Stunden. Und es hätte noch später werden können, wären wir nicht alle so entsetzlich müde gewesen. Kennengelernt haben wir eine andere Patti, eine, die auch ihrem Image entspricht, aber doch gleichzeitig viel mehr ist und manchmal sogar genau das Gegenteil. In der Show hat sie uns imponiert, im Gespräch hat sie uns manchmal gerührt. Wir finden nicht alles vernünftig, was sie sagt, können manches auch nicht akzeptieren, meinen aber, daß das nicht die Frage ist: Sie ist, wie sie ist. Lest selbst.

EMMA Was uns fasziniert, ist, daß du auf der Bühne sehr viel Stärke hast, mehr als die meisten Menschen und sicherlich mehr Stärke als die meisten Frauen. Was glaubst du, woher das kommt?
Patti Ich verbringe einen großen Teil meines Lebens damit, meine Stärke zu verstecken. Deshalb ist auch das Auftreten für mich so wichtig, hier kann ich einen großen Teil meiner Kraft ausleben. Es ist eine Energie, die aus Liebe kommt, ich wurde als Kind sehr geliebt. Ich wurde dazu erzogen, über mich hinauszugehen. Ich wollte mit Gott kommunizieren, das war das erste, was ich tun wollte, als ich jung war: Mit Gott sprechen, so wie Moses mit Gott gesprochen hat.

Warum versuchst du, deine Stärke zu verstecken?
Power kann eine sehr gefährliche Sache werden. Ich fühle mich manchmal wie Charlton Heston: Ich mache den Leuten Angst. Das war schon so, als ich sechs, sieben Jahre alt war. Ich erinnere mich, einmal, als ich ein Kind war, sahen meine Mutter und ich eine Zigeunerin, eine echte Zigeunerin. Sie las meiner Mutter aus der Hand, und dann nahm sie die meine und fuhr mit einem Aufschrei zurück — sie weigerte sich, aus meiner Hand zu lesen. Als ich jung war, hatte ich so viel von dieser Energie. Ich ging in die Missionary School, aber die Regeln und Dogmen dort machten mich mißtrauisch. Ich wußte nicht, was ich mit meiner Energie anfangen sollte. Ich dachte, ich würde verrückt. So kam ich dazu, Künstler zu werden. Zuerst mit meinen Bildern, meiner Poesie. Später auf der Bühne.

Wo bist du her?
Aus New Jersey, das ist ein sehr unguter Teil von Amerika, sehr arrogant.

Es gibt die Legende, daß du in der Fabrik gearbeitet hast?
Nun ja, wir waren sehr arm. Aber reich in dem Sinne, daß mein Vater ein sehr kultivierter Mann ist. Er arbeitete in der Fabrik und studierte die Bibel, studierte Philosophie und war mehr damit beschäftigt, seinen Geist zu bereichern, als ein hübsches Häuschen zu erwerben oder so was. Das bedeutete ihm nichts. Ich komme materiell gesehen aus einer Arbeiterfamilie, aber spirituell gesehen aus einer sehr hochentwickelten Familie.

War deine Mutter denn einverstanden mit dieser von deinem Vater gewählten Armut?
Sie arbeitete halt so viel sie konnte. Sie war ein sehr harter Arbeiter, bügelte für Leute, arbeitete als Kellnerin. Meine Mutter hätte gerne einen normalen konventionellen Wohlstand gehabt, aber sie kämpfte nicht darum. Sie tat ihre Arbeit. Meine Mutter hatte viel mehr soziale Kraft, sie bekam, was sie wollte. Wir lebten alle in einem kleinen Raum damals. Also arbeitete sie zwölf Stunden pro Tag und kaufte uns unser erstes kleines Haus.

Die klassische Konstellation. Und was sagt deine Mutter zu deiner Arbeit?
Meine Mutter macht meine Korrespondenz. Sie bearbeitet meine gesamte Post, beantwortet bis zu 200 Briefe in der Woche. Sie liebt meine Arbeit. Meine Mutter ist eine richtige Mutter: Sie will nichts mehr sein als Mutter. Sie kommuniziert auch mit jungen Leuten aus der ganzen Welt.

Was bedeutet dein Ruf für dich? Ist das nicht auch eine Sache, die dir gleichzeitig Angst macht? Du brichst ja damit aus der traditionellen Frauenrolle aus, und das tut man nicht ungestraft.
Ich habe nie darüber nachgedacht. Ich hatte nie so etwas wie eine Identitätskrise. Ich fühlte mich immer sehr stark androgyn. Ich habe viele männliche Rhythmen in mir, gleichzeitig liebe ich es, Frau zu sein. Wir wurden so erzogen, daß es uns ebenso erlaubt war, die Stärke meines Vaters anzunehmen wie auch die meiner Mutter. Ich fühle mich einfach wohl als Mensch. Ich habe mich nie als Junge gefühlt oder als Mädchen. Die Leute drängen mich in Kategorien. Das Wichtigste für mich ist, daß man nicht so sein muß oder so. Gerade weil die Frauen jetzt zunehmend ihr Mißtrauen, ihre Wachsamkeit entwickeln, entwickeln sie dabei eine Tendenz - gegen die Fesseln des Dienens, die ihnen auferlegt waren! -, nun genau den gegenteiligen Weg zu gehen. Sie zeigen sich sehr hart und aggressiv. Das ist nicht nötig. Der Punkt ist, stark zu sein als Mensch.

Das ist neu aus deinem Mund. In deinem Gedicht „female" schreibst du anders über deine Erfahrungen als Frau. Wir zitieren: „female. feel male ( Wortspiel:,, weiblich", „sich männlich fühlen"), solange ich den zwang zur wahl schon kenne, habe ich male gewählt, ich spürte den lebensrhythmus der jungen, als ich kurze hosen trug, also trug ich weiter hosen (...) ich lief herum mit einem rudel wölfe. ich kotzte jede schürze an. brüste kriegen war für mich ein alptraum. wütend schnitt ich all mein haar ab und kniete mit glasigen augen vor gott. ich bettelte ihn an, mich einzuordnen in mein barbarisches geschlecht, das männliche geschlecht, die rasse meiner wahl.
Das war 1967, als ich das schrieb. Da war ich sehr jung. Sehr jung und sehr unschuldig. Bei meiner ersten Erfahrung mit Sex wurde ich gleich schwanger. Ich war noch wie ein Junge, wie ein lang aufgeschossener Junge, und gleich darauf war ich schwanger.

Akzeptieren dich die Menschen in deiner Umgebung?
Manche können's nicht. Je mehr ich mich entwickle, desto mehr erlebe ich, wie Menschen von mir abfallen. Es ist für die Menschen sehr schwer, die Gegenwart einer starken Person zu ertragen. Die Leute haben eine Tendenz, mir ständig Fallen zu stellen, schwache Stellen an mir zu suchen, nach meiner Achillesferse zu forschen. Ich habe viele Achillesfersen, bin sensibel, oft übersensibel, verliere manchmal mein Selbstvertrauen und fühle mich einsam. Wie halt jeder. Aber ich sehe keinen Sinn darin, die Schwachstellen von Menschen zu suchen. Ich finde es wichtiger, den Menschen zu helfen, ihre Stärken zu finden und zu entwickeln. Manche Leute haben zu mir ein Verhältnis wie zu Jessie James: Der härteste Junge im Wilden Westen - na los, zeig, was du kannst! Dieses Problem habe ich vor allem mit Frauen. Ich bin auch sehr erstaunt über euch. Ich habe nicht erwartet, daß ihr so offen seid. Ich bin es einfach nicht gewöhnt, das zu erwarten. Die meisten feministischen Zeitschriften begegnen mir sehr aggressiv. Die sind so aggressiv, daß ich mich zurückziehe. Ich will mit den Leuten kein Kampf-Verhältnis haben.

Warum, glaubst du, sind die so aggressiv? Hast du ein bestimmtes Image in der amerikanischen Frauenbewegung?
Na ja, mein Image ist zur Zeit nicht so gut in der Frauenbewegung. Als ich zu arbeiten begann, wollten einige von denen, daß ich sozusagen ihr Banner für sie schwinge. Doch ich habe kein Interesse daran, für sie zu sagen: Ich bin ein weiblicher Poet, ein weiblicher Künstler. Die Frau in mir ist wie der Mann in mir, sicher Teil meiner kreativen Instinkte, aber ich sehe mich weder als Frau noch als Mann, sondern als Künstler.

Du bist sehr idealistisch, Patti... Was du sagst, ist zwar wünschenswert, aber es ist doch eine Realität, daß du Frau bist und daß es für eine Frau etwas ganz anderes bedeutet als für einen Mann, zum Beispiel Rockstar zu sein! Frauen haben andere Bedingungen und: sie werden auch anders wahrgenommen.
Ein Grund, warum ich mich nicht selbst als Frau empfinde, ist vielleicht, daß ich mich noch nicht erwachsen fühle. Aber ich habe auch einen Stolz, Frau zu sein. Ich hatte ein Baby, ich habe meine biologischen Funktionen wahrgenommen, ich weiß, was es ist, Leben zu schaffen. Ich weiß, daß ich eine große Kapazität für Schmerz habe, physischen Schmerz. Wir haben unsere Periode, wir können mehr Schmerz ertragen und aushalten als irgendein Mann. Wenn ich auf der Bühne stehe, und ich habe meine Periode und schreckliche Krämpfe, dann denk' ich mir: Puh, ich muß eben darüber wegkommen! Kein Mann könnte das. Der würde längst mit einem Eisbeutel auf dem Sofa liegen.

Und wie siehst du dich als Frau?
Ich habe so ein Gefühl, daß, wenn ich älter werde, was passieren wird. Ich bewundere Frauen, die stark sind als Frauen. Ich bin das nicht. Aber ich glaube, ich werde es sein, wenn ich älter bin. Ich meine zum Beispiel Anna Magnani, Jeanne Moreau oder Brigitte Bardot. Ich halte sie nicht für Sex-Göttinnen oder ausgebeutet, das finde ich Scheiße. Für mich sind sie Bilder von Schönheit und Intelligenz. Das will ich, glaube ich, werden, wenn ich älter bin: Ein großes Sexsymbol.

Wenn man deine Gedichte liest, dann stockt einem ein bißchen der Atem, auch über 'deine erotische Aggressivität. Lebst du das auch so?
Nein. Mein persönliches Leben ist sehr einfach. Ich habe einen Freund, den ich sehr liebe. Das ist das Schönste in meinem Leben und sehr einfach. Aber mein Phantasie-Leben ist sehr stark und komplex. Es dreht sich meist um Frauen. Die meisten meiner Phantasien sind - ich hasse eigentlich das Wort - lesbisch. Aber: Es ist eine Kopfliebe. Ich führe zwei Leben: Das eine in meinem Kopf (aber das macht es macht weniger reich) und das andere in der Realität.

Ist es bei deiner Exponiertheit und deinem wilden Image nicht auch eine weise Bescheidung, daß du es real gar nicht erst versuchst?
Nicht unbedingt. Alle anarchistische Energie, die ich habe, stecke ich in meine Arbeit. Außerdem: Immer, wenn ich versuchte, mich über meine Phantasien mit Frauen hinauszuwagen, war ich sehr fies. Ich hab' das ein paarmal probiert, und jedesmal kam da etwas sehr Böses in mir hoch. Nein, das ist nicht gut. Es gibt da zwar eine Frau, die ich liebe. Viele der Gedichte sind an sie gerichtet. Ihr Name ist Judith. Aber unsere Beziehung ist so hochentwickelt, so intellektuell, daß wir sie physisch nicht leben könnten, das wäre unmöglich.

Ist dein Freund in der Band, arbeitest du mit ihm zusammen?
Nein. Er ist Musiker, aber er ist nicht in meiner Band.

Ist es für ihn nicht schwierig zu ertragen, daß du so berühmt bist, daß er Mr. Smith ist?
(lacht): Er heißt Smith, er ist ein geborener Mister Smith. Er ist mein Meister. Er ist die einzige Person, von der ich lernen kann. Ich meine, viele Leute lehren mich etwas, die Leute lehren mich jeden Tag etwas. Aber dies ist die erste Beziehung in meinem Leben zu einem Menschen, der Kräfte hat, die mich verblüffen. Aber wir haben keine Gleichheitsprobleme. Denn wie mein Vater und meine Mutter glaubt er, daß Menschen, die einander lieben, gegenseitig die Stärke des anderen annehmen sollten.

Könntest du also auch sagen, daß du seine Meisterin bist, ist das umkehrbar?
Nein, ich habe Dinge zu lernen, die er schon kann. Aber ich wachse beständig. Für mich ist das wunderbar, denn ich hatte lange Zeit viele schwierige, schöne, aber schwierige emotinale Beziehungen.

Wie möchtest du eigentlich wahrgenommen werden als Star? Und was ärgert dich an deinem Image am meisten?
Ich hoffe, die Leute sehen mich als eine, die sich permanent verändert. Eine Person, die die höchsten Höhen hat und die tiefsten Tiefen. Sie sollen sehen, daß wir alle leben, uns bewegen. Auch ich. Ich bewege mich ständig. Das Schlimmste, was mir passieren kann, ist erstens, wenn man versucht, sich in mein persönliches Leben einzumischen, und zweitens, wenn man nicht wirklich die Kommunikation mit mir sucht.

Wie verbringst du denn so einen ganz normalen Tag?
Ich lebe jetzt in Detroit, wo mein Freund ist. Unser Leben ist sehr einfach. Manchmal tun wir gar nichts, liegen den ganzen Tag im Bett, sehen fern. Oder ich gehe ins Konzert, ich höre gerne Beethoven und Bartók. Ich lerne Klarinette, er lehrt mich Klarinette spielen, auch Piano. Ich lebe wie in einem Traum. Und dann, im Gegensatz dazu, müssen wir beide arbeiten. Dann mache ich zehn Interviews an einem Tag und zwei Shows. Wir haben uns gerade niedergelassen in Detroit, also ist unser Leben noch nicht typisch.

Wie lange kennt ihr euch eigentlich?
Seit vier Jahren und leben seit einem Jahr zusammen. - Ich mußte lange warten.

Und wie ist deine Zusammenarbeit mit der Band, das sind ja lauter Spitzenleute, nicht bloß Hintergrundmusiker?
Ich liebe diese Band und habe sie mir vier Jahre lang mühsam zusammengesucht. Nun sind wir eine große Familie. Alle in der Band, jeder einzelne, hat eine bestimmte Qualität. Sie sind auch nicht so sehr auf das Materielle ausgerichtet. Sie sind sehr ambitioniert, ehrgeizig, aber um zu experimentieren, um Neues zu erfahren. Sie haben dieselben Visionen wie ich und sind auch sehr idealistisch. - Der eine mehr als der andere. Wir sind wirklich eine Familie, denn mein Bruder und meine Schwester sind auch immer dabei. Wir sind alle sehr sensibel miteinander und beschützen einander.

Du hast dich musikalisch in der ganzen Zeit viel weniger entwickelt als in deinen Texten und in der Show. Wie stellst du dir das weiter vor?
Ich lerne sehr viel von Mr. Smith. Er lehrt mich zum Beispiel Klarinette spielen. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, Klarinette zu spielen. Ich spiele Elektrogitarre, aber das weniger um Musik, sondern um Sound zu produzieren. Alles Böse in mir setze ich in die Gitarre um.

Also wirst du dich in Zukunft weg vom Rock und hin zum Jazz bewegen?
Ja, vorerst vielleicht zum Jazz. Dann zur klassischen Musik. Und dann aber ganz zurück zu mir, in mein Inneres. Daraus könnte dann eine ganz neue Musik entstehen.

Du wirkst heute viel konzentrierter, aber auch innerlicher als in deinen früheren Konzerten.
Ja, genau, das ist es, was ich erreichen will. Ich war immer zerstreut in meiner Kraft. Wie ein Tennisball, den man aufschlitzt, und dann macht es plupp in alle Richtungen. Deshalb fiel ich auch von der Bühne und brach mir das Genick, nicht weil ich stoned war oder verrückt, sondern weil meine Energie so zerstreut war. Jetzt werde ich älter, ich bekomme mehr Gleichgewicht.

Auf deinen bisherigen Platten war noch nie so viel von Gott die Rede. Du hast früher in Gloria gesungen: „Jesus starb für jemandes Sünden, aber nicht für meine". Nun, in Essen, im Konzert, hast du dich in einer Vorrede fast von deinem alten Lied distanziert. Bist du gläubiger geworden?
Ja. Ich war 26 oder 27, als ich Gloria schrieb. 1973/74 war Amerika sowas wie eine kulturelle Wüste. Ich wußte nicht, was ich tat, und warum ich es tat. Ich stellte alles in Frage. Jetzt habe ich eine Phase, in der ich mein Infragestellen in Frage stelle. Deshalb konnte ich Gloria nicht mehr einfach so singen.

Patti, möchtest du einmal Kinder haben?
Nein, niemals. Ich wollte nie Kinder, ich spüre auch körperlich kein Bedürfnis danach. Ich hatte ein Kind, es ist adoptiert, ich weiß also, wie das ist. Nur... wenn Mr. Smith eines möchte, na ja, dann werde ich vielleicht auch eines wollen.

Aber du hast doch dann das Kind!
Trotzdem. Wenn das so kommt, wird es wundervoll sein. Aber vorläufig - lieber nicht.

Du hast vorhin gesagt, du möchtest eines Tages ein Sexsymbol sein. Wie hast du das gemeint? Auf der Bühne bist du genau das Gegenteil von dem, was man heute unter einem Sexsymbol versteht. Du bist zwar sehr erotisch, weil du stark bist und existent, hast dich aber ganz frei gemacht von jedem Kalkül auf der traditionellen weiblichen Ebene.
Ich meine damit nicht eine manipulierte Person. Ich denke zum Beispiel an Jeanne Moreau, wenn ich Sexsymbol sage. Sie ist eine Frau mit Schönheit, Intelligenz, Charme, dem Charme der Schönheit und Intelligenz. Das ist für mich ein wirkliches Sexsymbol. Nicht einfach ein paar Titten, etwas zum Wichsen, sondern jemand, der die Leute wirklich inspiriert. In jeder Hinsicht, nicht nur sexuell. Ich würde es sehr witzig finden, eine nette Rache, wenn ein Mädchen wie ich, schlacksig, unattraktiv, jungenhaft - das Mädchen, das man sonst stehen läßt -, zu so einer Frau würde... Nun, ich habe zu dem, was ich bin, lange gebraucht, ich werde also auch dafür lange brauchen. Vielleicht werde ich eines Tages das älteste Sexsymbol der Welt, so mit 50...

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