3. DEZEMBER: Happy Birthday, liebe

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Liebe Alice, jetzt ist also dein runder Geburtstag. Und natürlich können wir, die EMMA-Redaktion, anlässlich dieses großen Tages wieder einiges über dich lesen. Über manches freuen wir uns, zum Beispiel über das gelungene Interview im Freitag oder das geistreiche Stern-Porträt von Ulrike Posche. Über anderes wundern wir uns (um es gelinde zu sagen) – obwohl wir uns nach all den Jahren ja eigentlich über gar nichts mehr wundern. Schade eigentlich, dass uns, die wir seit Jahren, teilweise seit Jahrzehnten, das Vergnügen haben, mit dir die EMMA zu machen, noch nie jemand gefragt hat. Wir hätten dazu nämlich was zu sagen.

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Wir fassen die „Thesen“, über die wir uns wundern, kurz zusammen: Du verbringst dein Leben überwiegend in Talkshows, bist „theorieabstinent“ und mäanderst folglich, verlassen von den schlauen Genderwissenschaftlerinnen, im „Niemandsland“. Ach ja: Und du bist eine „weibliche Egomaschine“, die ihre „Vasallinnen“, also uns, als eine Art Mischung aus Domina und Diktatorin an die Computer peitscht. „Verbissen“ und „verbohrt“ bist du natürlich sowieso.
Würde uns nun also jemand fragen, würden wir erzählen, dass sich deine Talkshow-Präsenz in engen Grenzen hält, verglichen mit deiner Präsenz in der EMMA-Produktion, in der du arbeitest wie eine Berserkerin (und nicht nur dann). Dass du für das Heft nicht nur bedeutende Editorials schreibst, sondern auch Meldungen auf der Kulturseite, dass du Überschriften machst und Bildzeilen, kurz: dass du dir für keinen Job zu schade bist.
Wir hätten zu berichten, dass du zugibst, wenn du von einem Thema keine Ahnung hast und dann jemanden suchst, der mehr davon versteht. Wir würden unserem Erstaunen darüber Ausdruck verleihen, dass du inmitten höchster Arbeitsgebirge quasi konstant gute Laune hast und Fehler sowie Beinahe- und tatsächliche Katastrophen gelassen bis stoisch zur Kenntnis nimmst. Allermeistens jedenfalls.
Wir könnten erzählen, dass wir immer wieder fassungslos sind über die lieben KollegInnen, die sich am „Klischee Schwarzer“ abarbeiten, anstatt einfach mal zu lesen, was du sagst und schreibst. Weil es dann eigentlich nicht mehr passieren dürfte, dass du als Männerhasserin, Rassistin, Sexfeindin und was dir die Herr- bzw. Frauschaften sonst noch alles andichten, tituliert wirst. Das ist fast noch ärgerlicher als die Bösartigkeiten der üblichen Verdächtigen, deren Motive für ihre Hassattacken auf dich ohnehin jedem Küchenpsychologen ins Auge springen.
Wir könnten zugeben, dass es uns ein Rätsel ist, wie du all diese Attacken immer wieder wegsteckst und weitermachst, weil es immer noch so viel zu tun gibt. Es muss irgendwie mit deinem Humor und deiner Lebensfreude zusammenhängen, die im Laufe der Jahrzehnte auf der Strecke hätte bleiben können, aber offenbar unverwüstlich sind. Und vielleicht auch damit, dass du zwar hart in der Sache bist, wenn es um deine politischen Prinzipien geht – aber so ambivalenzfähig und verständnisvoll gegenüber den Brüchen, die Menschen nun mal haben, und den Umwegen, die sie nun mal gehen.
Wir haben übrigens mal nachgerechnet: Für die meisten EMMAs ist dies schon der zweite runde Geburtstag, den wir mit dir feiern. Nur für eine von uns ist es der erste – aber für drei ist es sogar schon der dritte bzw. vierte. Die Fluktuation, die angeblich in der Redaktion herrscht, weil es in der EMMA schier nicht zum Aushalten sein soll, ist eine Erfindung der lieben KollegInnen - wie manches andere auch. Dass viele von uns so lange dabei sind, liegt nicht nur daran, dass du die Redaktion regelmäßig französisch bekochst. Sondern daran, dass wir dieses sensationelle, exzeptionelle Projekt EMMA so verdammt gern mit dir zusammen machen.
Das und mehr hätten wir erzählen können - wenn uns jemand gefragt hätte. „Ich gehe jetzt erstmal feiern. Aber so richtig!“, kündigst du in deinem Geburtstags-Blog an. „Bis mindestens zwei, drei Uhr nachts wird getanzt.“ Da simmer dabei.
Bon anniversaire, Alice!
Deine EMMAs

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