Reaktion auf Aspekte: Offener Brief an

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Liebe Sabine Hark,

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ich habe Dich gestern in "Aspekte" gesehen und bin einigermaßen irritiert, sogar empört über Deine Beteiligung am Schwarzer-Bashing. Ich war nie ein Fan von Alice Schwarzer, ich bin es nicht und ich teile die Kritik an einigem, was sie veranstaltet. ABER: Was Ihr - also Du, in bemerkenswerter Übereinstimmung mit den Alpha-Mädchen und der F-Klasse - da gestern Abend veranstaltet habt, das empört mich dann doch zutiefst. Geht es nicht in erster Linie darum, Frau Schröder entgegenzutreten und sich dem durchsichtigen Manöver, den Schröder-Skandal in ein Schwarzer-Bashing umzumünzen, entschieden zu verweigern?

Stattdessen veranstaltet Ihr eine öffentliche Hinrichtung: Schwarzer - so meinst Du - sei keine Feministin mehr. Welches virtuelle Feminismus-ZK hat sie denn exkommuniziert? Und Deine - in Sachen Schwarzer mit Dir so einigen Damen aus der Alpha- und F-Szene - erklären sie dann auch noch gleich zur Geschichte. Schwarzer ist vorbei. Eine alte Frau. So gut wie tot. Oder was soll das heißen?

Ja, ja, gönnerhaft - in dieser unsäglichen Blöd-Arroganz  jenes gönnerhaften Niedermachens, das ich bisher nur vom alltäglichen male-Chauvinismus kenne -: Sie hat ihre Verdienste, aber jetzt soll sie sich gefälligst mal ins Altenheim verziehen.

Habt Ihr das wirklich nötig? Sind die jungen, jüngeren Feministinnen mittlerweile wirklich so unpolitisch, dass sie schon gar nicht mehr merken, wessen Geschäft sie betreiben? In diesem Fall das Geschäft des "modernen Konservatismus" mit seiner eindeutig antifeministischen Tendenz à la Schröder und der zu Guttenbergs? Falls Du meine Empörung nicht richtig nachvollziehen kannst, empfehle ich Dir einen Blick auf die Homepage von "Aspekte". Da kämpft eine junge Ministerin um ihr Profil; nicht ihre skandalös-blöden Einlassungen über Männer, Frauen, Feminismus, Deutschenhass etc. sind das Problem. Sondern "Alice Schwarzer ist zu einer Belastung für die Frauenbewegung geworden." Deren Interessen werden nun ausgerechnet von Herrn Herles wahrgenommen?

Wie kann man bei so etwas mitmachen?

Entgeistert - aber dennoch immer noch mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Ingrid Kurz-Scherf
 

EMMAonline, 13.11.2010

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