Badinter contra deutschen Mief

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Elisabeth Badinter hat ein sehr kluges Buch gegen den weltweit, jedoch vor allem in Deutschland grassierenden Mutterwahn geschrieben: „Der Konflikt – Die Frau und die Mutter“ (Buchauszug in der aktuellen Print-EMMA). Die Philosophin und Mutter dreier Kinder kritisiert darin scharf die Rückkehr zum „traditionellen Naturalismus“, zum Stillzwang und der Das-Kind-braucht-die-Mutter-Ideologie. Was für große Aufregung in Deutschland unter den emanzipierten Journalistinnen sorgt. Spürbar betroffen rechten sie mit Badinter in den Interviews.

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So mault Brigitte Sandberg vom Spiegel: „Übertreiben Sie nicht ein wenig?“ oder „Nicht jede Frau will auch als Mutter die Emanzipation vorantreiben“ und Jeanne Rubner von der Süddeutschen Zeitung (selber Mutter von vier Kindern) macht sich gar Sorgen, Badinter könnte so etwas werden „wie die französische Alice Schwarzer, die der jungen Generation nichts mehr zu sagen hat“.

Rubner gibt der Französin mit der Frage, ob man nicht ein „Gesetz für den Vaterschaftsurlaub“ brauche, eine Steilvorlage für eine Antwort, die alle Frauen sich unters Kopfkissen legen sollten: „Zugegeben, die Männer sind nicht nur böse. Manche Firmen machen es ihnen auch schwer, eine Babypause zu nehmen. Aber es deprimiert mich wirklich, wenn ich die Statistiken sehe. Vergangenes Jahr hat die Europäische Kommission Zahlen zur Gleichberechtigung veröffentlicht. In Frankreich erledigen Väter 15 bis 20 Prozent der Familienarbeit, genauso viel beziehungsweise wenig wie vor 20 Jahren. Ja, ich sehe, dass Männer sich mehr um die Kinder und weniger um das Auto und Heimwerken kümmern. Aber das reicht nicht. Ich bin wütend, weil der Druck auf sie abgenommen hat, auch weil die Frauen sich ihrer Mutterrolle hingeben und die Männer so von ihrer Pflicht entbinden. Deshalb nenne ich das Baby den besten Verbündeten der männlichen Vorherrschaft.“

Einen Scherz der besonderen Art erlaubte der Spiegel sich mit Badinter, die sich als „geistige Tochter“ auf Simone de Beauvoir beruft, die in den vergangenen Jahren jedoch immer wieder öffentlich beklagt hatte, dass es ihr zu Lebzeiten Beauvoirs nie vergönnt gewesen war, ihr, der Verehrten, zu begegnen.

Der Spiegel macht’s möglich. Er montierte die junge Badinter ganz einfach in ein Foto von Simone de Beauvoir in ihrer Wohnung Rue Schoelcher. Was will das Blatt uns mit dieser Bildmanipulation sagen? Dass es ehrenvoll sei für die beiden Damen, nebeneinander zu sitzen – oder dass es entlarvend für Badinter sei, in einer solchen Gesellschaft zu sein? Wie auch immer: Journalistisch ist es höchst fragwürdig.

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Elisabeth Badinter: "Der Konflikt - die Frau und die Mutter" (C. H. Beck) - Buch-Auszug in der aktuellen Print-EMMA.

Barbara Vinken fragt: Wollen wir die totale Mutter? (3/10)

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