Männer gegen Männergewalt

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Die Weiße Schleife ist das Symbol für alle Männer, die nicht länger dazu gehören wollen: Sie distanzieren sich aktiv von gewalttätigen Männern.

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Als wir dieses Dossier planten, hatte der 16-jährige Martin Peyerl in Bad Reichenhall noch nicht vier Menschen im Wohnzimmer und durchs Fenster abgeballert; hatte der 34-jährige, als "frommer und strenggläubiger Mann" geltende Koranlehrer und Familienvater Mehmet K. noch nicht vier Menschen durch Kopfschüsse hingerichtet, weil die ihm nicht ihre 19-jährige Tochter als Zweitfrau geben wollten (die er schon als Minderjährige missbraucht hatte); hatte der 15-jährige Andreas in Meißen noch nicht seine Lehrerin Sigrun Leuteritz durch 22 Messerstiche getötet; und war auch der Plan der drei schwer bewaffneten 14-Jährigen im bayerischen Deggendorf noch nicht aufgeflogen, die "angestachelt von Gewalt- und Sexvideos", nicht nur gezielt zwei Lehrerinnen töten, sondern die ganze Schule nach dem Vorbild des Schulmassakers im amerikanischen Littleton hochgehen lassen wollten, um "berühmt zu werden".
Die Saat der Propagierung von Gewalt und Sexualgewalt geht auf. Und das, was sich da in den Köpfen der durch die Medien zwangsbrutalisierten Jungen zusammengebraut hat, wird so schnell auch nicht mehr zu stoppen sein. Die neudeutschen Amokläufer, die - nicht nur aber vor allem - Mädchen und Frauen im Visier haben, werden eher mehr werden. Umso dringlicher ist die Kehrtwende: die Ächtung von Gewalt und Sexualgewalt, die Bekämpfung der Gewalttäter, der Beistand für die Opfer.
Die Männer, deren Engagement wir in diesem Heft vorstellen, tun was. Es handelt endlich auch das Kabinett, das einen bemerkenswerten "Aktionsplan gegen Gewalt" verabschiedete. Und Wissenschaftler beginnen, sehr unbequeme Wahrheiten zu sagen: so die Hannoveraner Kriminologen, die vor der Gefahr des Machismus warnen, der türkische Jungen und Männer dreimal so gewalttätig macht wie deutsche, oder der amerikanische Ex-Militärpsychologe David Grossman, der auspackt über die lebensgefährliche Wirkung der Videospiele und die Rolle des Militärs bei ihrer Entwicklung.
Wir porträtieren den Initiator der beispielhaften kanadischen Weiße-Schleifen-Kampagne. Und am Ende dieses Dossiers appelliert EMMA an alle Lehrerinnen: Meldet euch! Sagt, was aus eurer Sicht zu tun ist gegen die eskalierende Gewalt in der Schule. Und klagt auch die Schüler selbst ein. Denn: Vielleicht lernen die Söhne ja auch von ihren Vätern - nicht nur von denen mit den Waffenschränken, sondern auch von denen mit den Weißen Schleifen.
Gewalt hat ein Geschlecht
Töten lernt man
Aufruf an alle Lehrerinnen

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