Deutschland: Neue Kreuzzügler

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Ein grauer Sonntagmorgen im Spätherbst. Der Wind peitscht Regen und Blätter durch die einsamen Straßen. Die Kirchenglocken läuten, doch nur wenige Protestanten sind unterwegs zum Gottesdienst. Heute ist Reformationsfest. Vor 477 Jahren hat der Mönch Martin Luther durch die Veröffentlichung seiner 95 Thesen, mit denen er gegen den menschenfeindlichen Machtmißbrauch, den maßlosen Reichtum und den sinnentleerten Pomp der katholischen Würdenträger protestierte, eine Kirchenspaltung mit weltweiten Folgen ausgelöst. Ein denkwürdiger Tag. Trotzdem sind die Gotteshäuser im protestantischen Bielefeld leer - die meisten, aber nicht alle.

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Ein Flachbau in der Turnerstraße, der zwischen Mietkasernen und Gewerbebetrieben kaum auffällt, füllt sich nach und nach. In der Nummer 51 hat die "Gemeinde der Christen (Ecclesia)" ihr Domizil. Im Entree ziehen alte und junge Leute, Paare und Singles ihre nassen Mäntel aus. Alle begrüßen sich mit Handschlag, die Männer nennen sich "Brüder".

Drinnen im Saal sollen um 10 Uhr "Gottesdienst und Kundgebung" beginnen. Auf der Bühne an der Stirnseite stellen sich 15 Jugendliche auf, zur Linken eines großen braunen Holzkreuzes und des Schriftzugs: "Jesus lebt." Die Mädchen und Jungen beginnen zu singen, begleitet von Gitarre, Trompete, Klarinette und Keyboards. Es sind fromme Popsongs, der ganze Saal swingt mit. Die Gläubigen klatschen rhythmisch in die Hände als säßen sie im Rockkonzert. Nun tritt ein grauhaariger Mann ans Stehpult und dankt "Jesus für diesen Morgen". "Hallelujah", antwortet die Gemeinde. "Im Kommunismus", dröhnt der Prediger, "wurde schon das Lesen in der Bibel mit dem Tode bestraft." Und viele "Brüder im Ostblock" hätten nur überlebt, "weil Engel an ihrer Seite standen". Diese "unsichtbaren Begleiter" seien auch hier und jetzt in diesem Saal, um "die Brüder" vor "dem Dämon" zu beschützen, "der seine Klauen nach uns ausstreckt".

Für die Evangelikalen ist die Bibel nicht nur Offenbarung, sondern Gesetz

An diesem Sonntagmorgen hätte ein Mensch auf der Suche auch in die "Advent-Gemeinde" gehen können, zum Gottesdienst der "Heilsarmee" oder in die "Kirche der Heiligen der letzten Tage". Allein in der 300.000-Seelen-Stadt Bielefeld verzeichnen die "Kirchlichen Nachrichten" der Lokalzeitung unter dem Stichwort "Sonstige Gottesdienste" rund 40 Alternativen zu den Sonntagsangeboten für evangelische Christen, die in der protestantischen Amtskirche organisiert sind (EKD = Evangelische Kirche Deutschlands). Ein nahezu unüberschaubares Sammelsurium von "freikirchlichen Gemeinschaften", die in Zeiten der Orientierungs- und Perspektivlosigkeit dem Leben einen Sinn geben wollen.

Die meisten Freikirchen haben ihre Wurzeln im amerikanischen Protestantismus. Viele sind "evangelikal". Das Wort ist ein Sammelbegriff für pietistische, pfingstlerische, charismatische und andere "Erweckungs-bewegungen", die sich auch im Schoß der protestantischen Amtskirche (EKD) finden. Evangelikale glauben, daß der Mensch nicht durch die Kindertaufe zum wahren Christen wird, sondern erst durch ein "Erweckungserlebnis" im Jugend- oder Erwachsenenalter, durch eine direkte Begegnung mit Jesus. "Weltweit sind wohl über die Hälfte aller Protestanten evangelikal geprägt", weiß Heinz Rüegger, der Ökumene-Beauftragte des "Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes". Und es werden mehr.

Die meisten sind Fundamentalisten, das heißt: schrifttreu. Für sie ist die Bibel nicht nur Offenbarung, sondern auch Gesetz (so wie der Koran und die Scharia für Islamisten). Genau wie islamische Fundis kämpfen auch ihre christlichen und oft nicht minder bärtigen Brüder gegen Aufklärung und Fortschritt, der sie vom Wort Gottes wegführt. Der protestantische Fundamentalismus entstand Ende des 19. Jahrhunderts in den USA, weil Charles Darwin kurz zuvor seine Evolutionstheorie entwickelt und damit den wortwörtlichen Wahrheitsgehalt der Schöpfungsgeschichte ad absurdum geführt hatte. Fortschrittliche Theologen und Gläubige setzten sich daraufhin zunehmend mit dem zeitgeschichtlichen Entstehungshintergrund und dem Symbolcharakter von Altem und Neuem Testament auseinander. Auf diese "historischkritische Bibelexegese" reagierten die schrifttreuen Protestanten.

Sie glauben an die Jungfrauengeburt als biologische Tatsache

Auf einer Konferenz der sogenannten Erweckungsbewegungen im Jahre 1886 in Chicago formulierten sie die fünf "Fundamental-Artikel", an die protestantische Fundamentalisten auch heute noch glauben: 1. Die absolute Irrtumslosigkeit der Bibel; 2. die jungfräuliche Empfängnis als biologische Tatsache; 3. das stellvertretende Sühneopfer Jesu am Kreuz; 4. seine leibliche (also tatsächliche) Auferstehung und 5. seine persönliche Wiederkunft, die angeblich (wieder mal) kurz bevorsteht. Wer an den Fundamental-Artikeln zweifelt, ist ein "Ungläubiger", auch wenn er getauft ist und Kirchensteuern zahlt. Auch Moslems haben demnach nicht den richtigen Glauben. Für protestantische Evangeliumstreue kommt der Islam "von unten" und damit direkt aus der Hölle. Aber: Protestantische wie islamische Fundamentalisten sind davon überzeugt, einen Missionierungsauftrag zu haben. Beide Richtungen wähnen sich im Besitz des alleinseligmachenden Glaubens. Beide streben nach politischer Macht.

Eine Zeitlang wurde es still um die Evangeliumstreuen oder Evangelikaien in den USA. In den 60er Jahren erstarkten sie wieder: als Reaktion auf die Jugendbewegungen und vor allem die Frauenbewegung. Der Einfluß der Fundamentalisten wuchs. Die 1979 gegründete "Moral Majority" (moralische Mehrheit) des mächtigen Fernsehevangelisten Jerry Falwell, der sich in kürzester Zeit mit CBN (Christian Broadcasting Network) ein Radio- und Fernsehpublikum von über 15 Millionen erschloß, unterstützte gemeinsam mit anderen Rechten die republikanische Reagan-Regierung.

Kurz vor der dräuenden Jahrtausendwende haben die amerikanischen Fundis soviel Erfolg wie nie. Auch junge Leute laufen in Scharen den charismatischen TV- und Massen-Evangelisten zu, die mit Erweckungserlebnissen, Geisttaufen, Wunderheilungen und Dämonenaustreibungen locken. Die postmoderne Beliebigkeit - die nichts verbietet und alles erlaubt - ist ein idealer Nährboden für Demagogen aller Couleur und aller Glaubensrichtungen.

"Der Feminismus ermuntert die Frauen, der Hexerei zu verfallen"

Zur Zeit unterwandern die Evangelikalen in USA die republikanische Partei, um den demokratischen Präsidenten Bill Clinton und - vor allem - seine selbstbewußte Frau Hillary zu stürzen. Feindbild Nummer 1 der Evangeliumstreuen ist die Emanzipation der Frauen und die selbstbestimmte Mutterschaft. Auch darin unterscheiden sich die fundamentalistischen Christen kaum von den Islamisten. Laut Pat Robertson, "televangelist" mit einer millionenstarken Anhängerschaft ("Christian Coaliton"), die zum Sturm auf die Clintons geblasen hat, ermuntert "der Feminismus die Frauen, ihre Männer zu verlassen, ihre Kinder zu töten, der Hexerei zu verfallen und Lesbierinnen zu werden".

Schon längst begnügen sich "von Gott gesandte" Lebensschützer (,,Pro-Life"-Bewegung) in USA nicht mehr mit dem Marsch durch die Institutionen. Wie die islamischen Fundis (nicht nur) in Algerien greifen auch die christlichen in USA zu offenem Terror: Brandanschläge auf Abtreibungskliniken, Dauer-Demonstrationen davor, telefonische und schriftliche Morddrohungen gegen die Ärzte und ihre Angestellten - bis hin zum Mord.

Im März 1993 wurde der Abtreibungsarzt Davin Gunn in Pensacola (Florida) erschossen. Ein Jahr später, wiederum in Pensacola, starben der Abtreibungsarzt John Brittin und sein Bodyguard im Kugelhagel eines christlichen Terroristen. Paul Hill, der Täter, ist ein ehemaliger katholischer Priester und führender Kopf der "Defensive Action", für die die Ermordung von Abtreibungsbefürworterlnnen eine "zu echtfertigende Tötung" ist. In einem offenen Brief an den Kongreß drohte die terroristische Vereinigung: "Mitglieder der Nationalen Frauenorganisation und anderer Pro-Abtreibungs-Organsiationen werden aufgespürt und ausgelöscht wie Ungeziefer."

Mitglieder von Pro-Choice-Organisationen "werden ausgelöscht wie Ungeziefer"

In Deutschland, wo es im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten, die nur sogenannte Freikirchen kennen, eine zentrale evangelische Amtskirche gibt, war der protestantische Fundamentalismus jahrzehntelang ein eher innerkirchliches Problem, verursacht von überalterten Minderheiten. Doch diese Zeiten sind vorbei. Seit Anfang der 80er ziehen auch in der Bundesrepublik christliche Lebensschützer beider Konfessionen gegen abtreibende Frauen zu Felde. Seit Anfang der 90er werden die Bündnisse breiter und militanter.

So rief im Mai 1994, als der Bundestag wieder mal über den Paragraphen 218 abstimmte, die "Deutsche Evangelische Allianz" zu der Aktion "350.000 Kerzen für ungeborene Kinder" auf. Die "Allianz" ist nicht etwa eine von den zahlreichen religiösen Splittergruppen, in denen sich viele deutsche Lebensschützer zusammenschließen, sondern eine international operierende Bruderschaft" der Evangelikaien. In Deutschland ist die mächtige "Allianz" zudem eine Organisation unter dem Dach der EKD: gewissermaßen eine Kirche in der Kirche, die auch noch von dem weltweit einmaligen deutschen Kirchensteuersystem profitiert. Die "Deutsche Evangelische Allianz" übernahm auch die Federführung im Kampf gegen die Berufung der beiden feministischen Theologinnen Herta Leistner und Renate Jost als pädagogische Leiterinnen des neuen EKD-Frauenstudien- und Bildungszentrums in Gelnhausen

Das Kuratorium des Frauenbildungszentrums hatte Ende 1992 einstimmig für die Einstellung von Leistner und Jost votiert. Der Rat der EKD, der das höchste Beschlußgremium der Evangelischen Kirche Deutschlands ist, akzeptierte im Februar 1993 mit knapper Mehrheit diese Entscheidung. Zwei aufgeklärte Kirchenmänner machten dabei ihren Einfluß geltend: der EKD-Ratsvorsitzende Landesbischof Engelhardt und der Sozialdemokrat Jürgen Schmude, EKD-Ratsmitglied und Synoden-Präses. Ein uralter Kirchenkampf brach los, in dessen Mittelpunkt eine Frau stand: die homosexuelle Herta Leistner.

"Von der Evangelischen Kirche gehen Zeitgeist, Sünde und Chaos aus"

Angeheizt wurde die Auseinandersetzung von "idea", dem Pressedienst der "Deutschen Evangelischen Allianz". Bei dem Streit ging es nicht um die Person an sich; es ging um die Konfrontation zwischen emanzipierten und fundamentalistischen Protestantinnen, es ging um Aufklärung auf der einen und Verdunkelung auf der anderen Seite. Auf einem Flugblatt der "Christen für die Wahrheit" liest sich das so: "In einer Zeit, in der die Evangelische Kirche den Menschen klare Orientierung geben sollte, gehen von ihr ungehindert Zeitgeist, Sünde und Chaos aus." Und in einer Dokumentation der Bekenntnisbewegung "Kein anderes Evangelium" über Herta Leistner und die Gelnhausener Frauenakademie ist gar von einem "Totalangriff des Widersachers" die Rede und von "widergöttlichen Liebesbeziehungen". Herta Leistner - ein Teufel in Menschengestalt?

Doch der EKD-Ratsvorsitzende Klaus Engelhardt ließ sich nicht einschüchtern. Am 9. Juli 1994 eröffnete er höchstpersönlich das Frauenbildungszentrum im hessischen Gelnhausen. Währenddessen veranstaltete die Bekenntnisbewegung in der Nachbargemeinde Eschenburg-Hirzhain aus Protest einen "Bußgottesdienst" und verteilte die sogenannte "Hirzhainer Erklärung". Darin zitieren die Unterzeichner - darunter diverse Pfarrer und Theologen bis hin zum Berliner Theologieprofessor Klaus Motschmann - die Bibel: "Und ich habe ihr Zeit gegeben, Buße zu tun, und sie will sich nicht bekehren von der Hurerei. Siehe, ich werfe sie und die mit ihr die Ehe gebrochen haben in große Trübsal..."

Mit dieser Drohung ist nicht nur Herta Leistner gemeint, sondern die gesamte "Evangelische Frauenarbeit". Denn: Die Dachorganisation der Frauen in der EKD hat nicht nur das Konzept für das Frauenbildungszentrum in Gelnhausen entwickelt, sondern auch "ein Positionspapier zu Lebensformen von Frauen" veröffentlicht. Darin definieren die aufmüpfigen Kirchenfrauen den Familienbegriff neu: "Familie ist eine Lebensgemeinschaft mit Kindern und Hilfsbedürftigen, die es zu fördern und zu schützen gilt, ohne Kinderlose oder 'Nicht-Pflegende' zu diskriminieren."

Die "Deutsche Evangelische Allianz" unter dem Dach der EKD ist eine Kirche in der Kirche

Und: "Ein für alle Frauen verbindliches Leitbild kann es nicht geben." Der Kampf um das Gelnhausener Frauenbildungszentrum hätte tatsächlich beinah zu einer neuen geführt - fast wie die, die Martin Luther mit der Veröffentlichung seiner 95 Thesen auslöste. Manch eine aufgeklärte Protestantin wäre allerdings froh über die Trennung gewesen, denn innerhalb der evangelischen Kirche sind die Fundis gefährlicher als außerhalb: Dem Druck, den sie in immer größerer Zahl von unten machen, kann sich die Kirchenleitung vermutlich auf Dauer nicht entziehen.

Gleichzeitig ist auch bei den Frauen das Bedürfnis nach Veränderung der etablierten Amtskirche groß. Nicht nur Fundamentalisten, auch fortschrittliche Protestantinnen sehnen sich nach einer anderen Kirche, nach einer Wiederbelebung des Gemeinschaftsgefühls. Vor allem feministische Christinnen sind dabei, eine neue Spiritualität zu schaffen, eine, die sich gegen sinnentleerte und frauenfeindliche Rituale richtet. Vor allem Frauen und Jugendliche suchen nach anderen Gottesdienstformen. Während jedoch kritische Christinnen an die Utopie der Gleichheit glauben, haben sich charismatische Gemeinde-Erneuerer auf die Ideologie der Ungleichheit eingeschworen. Einer von ihnen ist Wolfram Kopfermann ("die Welt ist durchzogen von Unglauben"). Ende der 80er bemühte er sich noch um eine "charismatische Gemeindeerneuerung" unter dem Dach der EKD. Inzwischen hat der protestantische Pfarrer, der dem Journalisten Uwe Birnstein zufolge in der Hamburger Petri-Gemeinde "zur Verbrennung ungeistlicher Bücher, Schallplatten und Gegenstände" aufrief, seine eigene Kirche gegründet. In der Kopf ermann'sehen "Anskar-Kirche" sammeln sich laut "Deutschem Allgemeinen Sonntagsblatt" genau jene Christen, "deren Fehlen vor allem die Landeskirchen immer wieder beklagen: die Generation der jetzt 25- bis 40jährigen."

"Von der Evangelischen Kirche gehen Zeitgeist, Sünde und Chaos aus"

Dabei unterscheiden sich die neuen Charismatiker, die eine große Anziehungskraft auf junge Leute ausüben, kaum von den traditionellen Evangelikaien in der "Deutschen Evangelischen Allianz", in der Bekenntnisbewegung "Kein anderes Evangelium" und in den pietistischen "Landeskirchlichen Gemeinschaften". Auch für die Charismatiker oder "Neu-Pfingstler", die sich Besitz der sogenannten "Charismen" wähnen (u.a. die Fähigkeit, "mit Zungen" zu reden und Kranke zu heilen), ist die Bibel das Gesetz: danach ist die Unterordnung der Frau unter den Mann gottgewollt und die Ehe unauflösbar; außereheliche sexuelle Kontakte, Selbstbefriedigung und Homosexualität sind Sünde.

Auch die "Christen für die Wahrheit", die so vehement gegen das Frauenbildungszentrum in Gelnhausen zu Felde zogen, sind eine charismatische Organisation aus den USA. Ihr "europäischer Zweig" wurde erst 1993 in Basel gegründet; mit seiner Kampagne "Wahre Liebe wartet" versucht er zur Zeit, deutsche Mädchen zu missionieren.

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Auf kleinen gelben Zetteln erklären die jungen Frauen, die sich der Aktion anschließen: "Durch die Liebe Gottes verpflichte ich mich ab heute vor Gott, mir selbst, meiner Familie, meinen Freunden und meinem zukünftigen Ehepartner, bis zum Tage meiner Heirat sexuell rein zu bleiben." Geschickt benutzen die Charismatiker dabei die realen Ängste heutiger Mädchen, die im Zuge der sogenannten sexuellen Revolution und ihrer Folgen nun einfach früher als ihre Mütter und Großmütter zur Verfügung zu stehen haben. Doch darum geht es diesen wahren Christen nicht. Ihnen geht es, ganz wie den Islamisten, um die Verteufelung weiblicher Sexualität.

Die Kampagne ist erfolgreich. 5.000 Mädchen (und ein paar Jungen) haben angeblich schon unterschrieben und noch dazu die gelben T-Shirts mit dem Aufdruck "Wahre Liebe wartet" gekauft. Die Jugend-Magazine "Bravo" und "Mädchen" berichteten groß darüber. Allerdings verschweigen sie, daß Fundamentalisten hinter der "neuen Keuschheitsbewegung" stecken.

Ein paar Tage vor dem Reformationsfest wurde im ostwestfälischen Bielefeld die zweite „evangelikale Bekenntnisschule" eingeweiht. Motto: "lebensnah und bibelorientiert." In ihren Koran-Schulen, die Hochburgen der Demagogie und Frauenverachtung, rekrutieren die islamischen Fundis die künftigen Soldaten für ihren heiligen Krieg. Niemand moniert das. Aber die Eröffnung einer Bibel-Schule für christliche Fundis ist ein lokales Ereignis, das von der Presse gefeiert wird. "Besonderer Dank" galt beim Festakt, so berichtet die Lokalzeitung, "der Stadt Bielefeld sowie der Bezirksregierung in Detmold und dem Kultusministerium". Der Grund für das Lob der christlichen Fundis an den weltlichen Staat: "Die Genehmigungsbehörden haben sich sehr kooperativ verhalten."

Reformationstag in Bielefeld. In der freikirchlichen "Ecclesia" ist nun ein anderer Prediger an der Reihe. Seine Großmutter Sophie, "eine Frau mit sechs Kindern und Unterleibskrebs", sei regelmäßig von ihrem Mann geschlagen worden. Sophie ließ es sich gefallen - und bat Jesus um Vergebung für den gewalttätigen Gatten: "Das war für sie ein göttliches Muß, denn wahre Liebe ist immer mit Opfern verbunden."

 Den "Ecclesianern", die an diesem trüben Sonntagmorgen im Spätherbst nach mehr als zwei Stunden den Flachbau an der Turnerstraße verlassen, wird eine Broschüre in die Hand gedrückt. Es ist das Mitteilungsblatt der "Gemeinde der Christen e.V." mit Hauptsitz in Solingen-Ohligs. In den "Fröhlichen Nachrichten" steht die unfrohe Botschaft: "Jesus ist gekommen, um die Werke des Teufels zu zerstören. Darum sollen auch wir mit göttlichen Waffen gegen den Feind kämpfen.

 

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