England: Bischöfinnen welcome!

Miranda Threfold-Holmes und Hilary Cotton dürfen jetzt Bischöfinnen werden.
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„A Woman’s Place is in the House“ pflegen anachronistische Engländer, und nicht nur die, zu sagen: Der Platz der Frau ist im Haus. Miranda Threfold-Holmes und Hilary Cotton, ihres Zeichens Priesterinnen in der Anglikanischen Kirche von England, wandelten diesen Leitspruch zeitgemäß ab: “A Woman’s Place is in the House of Bishops”. Und weil ihnen die Generalsynode soeben Recht gegeben hatte, köpften Reverend Miranda und Reverend Hilary nach der sensationellen Entscheidung ein Fläschchen, nein, nicht Messwein, sondern: Champagner.

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Die Debatte über Frauen- feindlichkeit war heftig

Es war keineswegs sicher, wie die Abstimmung ausgehen würde. Aber als nach fünfstündiger Debatte die Stimmen ausgezählt wurden, konnte der Erzbischof von Canterbury die frohe Botschaft verkünden: Frauen dürfen ab jetzt Bischöfinnen in der Anglikanischen Kirche von England sein, erklärte das Oberhaupt derselben.

Das ist ein wahrhaft historischer Schritt für die 460 Jahre alte Kirche mit weltweit fast 80 Millionen Mitgliedern. Denn ausgerechnet die „Mutterkirche“ in England hinkt anderen anglikanischen Nationalkirchen hinterher: In den USA, Australien und Neuseeland sind Frauen im Bischofsamt längst zugelassen, und auch Irland und Wales haben den Bischöfinnen ihren Segen erteilt.

In England läuft der Kampf seit 20 Jahren. 1994 stimmte die Synode, die aus Bischöfen, Geistlichen und Laien besteht, zwar für Frauen im Priesteramt, lehnte aber den folgerichtigen Schritt, Frauen auch als Bischöfinnen zuzulassen, ab. Die Folge: Kirchenaustritte en masse und eine heftige Debatte über die Frauenfeindlichkeit der anglikanischen Kirche.

Noch vor zwei Jahren ging ein weiterer Versuch daneben. Er scheiterte ausgerechnet an den Laien in der Synode, die im November 2012 weiterhin mehrheitlich für das Männermonopol aufs Bischofsamt eintraten. Erzbischof Welby war not amused. Er werde sich „mit aller Macht“ für ein anderes Wahlergebnis einsetzen, ließ er verlauten und deutete an, zur Not die Synode aufzulösen.

Das verfehlte seine Wirkung offenbar nicht. Gestern Nachmittag kam bei Bischöfen, Geistlichen und Laien die jeweils erforderliche Zweidrittel-Mehrheit zustande. Von 39 Bischöfen stimmten 37 dafür, von 187 Geistlichen stimmten 162 mit Ja. Nur bei den Laien wurde es knapp: 152 stimmten für die Bischöfinnen, 45 dagegen, fünf enthielten sich.

Kein Mangel an Kandiatinnen für das Amt

Die ersten Bischöfinnen könnten, heißt es, noch in diesem Jahr ordiniert werden. Da bereits ein Viertel der anglikanischen PriesterInnen weiblich sind, dürfte es keinen Mangel an geeigneten Kandidatinnen geben.    

Offiziell muss die Reform allerdings noch vom Parlament und der Königin bestätigt werden. Ersteres ist Formsache. Auch Letzteres dürfte kein Problem sein – die Queen ist das Oberhaupt der Anglikanischen Kirche. Und vielleicht ist ja auch dem Papst die Entscheidung der englischen KollegInnen insgeheim gar nicht so unangenehm. O-Ton Franziskus: „Der weibliche Genius ist nötig an den Stellen, wo wichtige Entscheidungen getroffen werden.“ Na also.

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