Der Kampf in Hollywood

Foto: Michael Brochstein/Zuma Wire/IMAGO
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Als Fran Drescher ihren jüngsten Erfolg verkündete, tat sie das mit einer Anspielung auf ihre berühmteste Schauspielrolle. Von ihrem Küchentisch aus nahm sie eine Videobotschaft auf, die den Sieg der streikenden GewerkschafterInnen in Hollywood erklärte. Dafür trug sie einen Morgenmantel, also ebenjenes Kleidungsstück, das zu den ikonischen Kostümen ihrer Figur des Kindermädchens Fran Fine in der Fernsehserie „Die Nanny“ gehört.

Drescher hat sich längst von ihrer berühmtesten Rolle aus den Neunzigerjahren emanzipiert, ist aber souverän genug, noch immer mit deren Attributen zu spielen, gilt sie doch, wie ebenjene Serienfigur, als laut, nervig und – durchsetzungsfähig.

2021 wurde Fran Drescher zur Präsidentin der amerikanischen Schauspielergewerkschaft SAGAFTRA gewählt. In dieser Position ist sie in diesem Jahr zur Stimme der Hollywood-DarstellerInnen geworden. Im Juli 2023 schlossen sich die SchauspielerInnen dem Streik der Writers Guild of America an, also der Gewerkschaft der Hollywood-AutorInnen an. Die hatten bereits im Mai die Arbeit niedergelegt, um für bessere Arbeitsbedingungen, höhere Rentenzuschüsse und eine faire Gewinnbeteiligung an Streamingproduktionen zu demonstrieren und den Zugriff von Künstlicher Intelligenz auf ihre Leistungen vertraglich zu beschränken.

Vertreter beider Gewerkschaften, der Schreibenden und der Darstellenden KünstlerInnen, gingen in Verhandlung mit den Studiochefs. Präsidentin Drescher erwies sich als unerbittliche Kämpferin für die Rechte jener im Studiosystem, die sich aufgrund schlechter Honorare nicht einmal eine Krankenversicherung leisten konnten, und sie musste dafür „keine männliche Energie nachahmen“, wie sie es selbst ausdrückte. „Ich kann schlau sein, eine ausgeprägte Fähigkeit haben, wesentliche Fehler in einem Geschäftsmodell zu erkennen, und dabei ein kleines herzförmiges Plüschtier zwischen mich und Iger stellen“, erklärte Drescher ihre unkonventionellen Verhandlungsmethoden mit Disney-Chef Bob Iger.

Mit harten Verhandlungen kennt sie sich aus. Geboren 1957 als Francine Joy Drescher im ärmlichen New Yorker Stadtteil Queens – ihre Familie war jüdisch, die Großmutter aus Rumänien eingewandert – machte sie zunächst eine Ausbildung zur Kosmetikerin, bevor sie mit ihrem Mann Peter Marc Jacobson begann, das Konzept der Fernsehserie „Die Nanny“ zu entwerfen. Die Serie lief in Amerika von 1993 bis 1999, noch heute zeigen weltweit zahlreiche Sender die Staffeln als Wiederholungen. Die Rolle, die Drescher darin spielte, war angelehnt an die eigene Biografie: Eine junge jüdische Frau aus Queens nimmt einen Job als Kindermädchen bei einem reichen, verwitweten britischen Broadway-Produzenten an und stellt dessen Leben auf den Kopf. Ihre Komik bezieht die Geschichte aus dem Zusammentreffen zweier Welten, also der Figur der prollig-lauten Unterschichtsfrau, die sich nicht an die Benimmregeln der Upper Class hält. Als Drehbuchautorin hatte Drescher sich die Rolle auf den eigenen Leib geschrieben. Obendrein fungierte sie auch als Produzentin – bis dahin keine Selbstverständlichkeit im Showgeschäft.

„Mein ganzes Leben handelt davon, negative Dinge in positive zu verwandeln“, schrieb sie in ihrer Autobiografie. Darin erzählt sie auch, wie sie 1985 bei einem bewaffneten Raubüberfall in ihrer Wohnung vergewaltigt wurde, während ihr Ehemann gefesselt zusehen musste. Sie ging in Therapie und entschied sich, über ihre Erfahrung zu schreiben.

So hielt sie es dann auch mit dem nächsten Schicksalsschlag: 2000, ein Jahr nach ihrer Scheidung von Jacobson, diagnostizierten Ärzte bei ihr Gebärmutterkrebs. Über die Erkrankung und deren erfolgreiche Behandlung veröffentlichte sie ein weiteres Buch und gründete eine Organisation, die sich der Aufklärung über Krebsfrüherkennung widmet.

Kämpfe, egal welche, ist diese Frau also gewohnt. Eine bessere Präsidentin und Verhandlerin hätte sich die Schauspielergewerkschaft nicht wünschen können. Fran Drescher hat laut, nervig und unerbittlich die Studiochefs bezwungen.

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