Mach den Gabriel: Von Politikern in

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Sigmar Gabriel ist seit April nicht mehr nur Parteivorsitzender, sondern auch Papa der kleinen Marie, seiner jüngsten Tochter. Über den Sommer ist er außerdem in Elternzeit und damit auf dem besten Weg, „die Rolle des modernen Vaters neu zu definieren“, schreibt der Spiegel.

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Nur: Gabriel ist politisch nicht untätig. Er beantwortet Bürgeranfragen via Twitter, gibt große Interviews, treibt sich auf SPD-Partys rum und verfasst auch noch Thesenpapiere zur Bankenregulierung. Das monieren nun die SPD-Frauen. Sie finden, dass Gabriel gefälligst nicht Twittern und den Staatsmann geben, sondern seine Zeit wie versprochen der kleinen Marie widmen soll. "Ich erwarte, dass er die Elternzeit wirklich ernst nimmt", sagt die Chefin der SPD-Frauen Evelyne Gebhardt.

Damit haben die Frauen einerseits Recht. Vor allem, weil der SPD-Mann keine Gelegenheit auslässt, sein dreimonatiges Dasein als Vollzeitvater publik zu machen. Unglücklicherweise ließ er sich zum Beweis unter anderem mit einem Kinderwagen fotografieren, der gar nicht ihm gehört.

Diese Form von fishing for compliments lässt nicht nur Mütter die Augen verdrehen. Deutschland ist von einer fairen 50/50-Lösung in Sachen Elternzeit ja meilenweit entfernt. In der Regel nehmen Väter zwei Vätermonate – und die Mütter erledigen den Rest. Gabriel liegt also mit seinen drei Monaten schon über dem Durchschnitt. Bloß: Wer kümmert sich um die kleine Marie, wenn Papa im Interview sitzt? Doch Mama?

Andererseits: Anstatt sich über Gabriel zu echauffieren, könnten wir uns auch einfach ein Beispiel nehmen. Denn wer sagt denn, dass Mütter sich in ihrer Elternzeit ins Kinderzimmer zurückziehen müssen, um dort in stillender Zweisamkeit mit dem Baby auszuharren? Füttern und Windelnwechseln kann doch auch der Vater in regelmäßigen Abständen übernehmen. Damit die Frauen, ganz im Stile Gabriels, den Anschluss an ihren Beruf und die Welt nicht verlieren.

Warum das ohnehin die gesündere Variante ist, steht übrigens auch im Spiegel: Wissenschaftler der University of Mary Washington in Virginia haben 181 Mütter zu ihrem Erziehungsstil und ihrer psychischen Gesundheit befragt. Das Ergebnis: „Nicht die Mutterschaft an sich beglückt oder verunsichert die Frauen, sondern die Intensität, mit der sie ihre Aufgabe begreifen.“ Die Übermütter, die ihr eigenes Leben dauerhaft hinten anstellen, leiden besonders unter Stress und geringer Lebenszufriedenheit.

Was also haben wir gelernt: Männer sollten ihre Elternzeit ernst nehmen. Frauen sollten ihre Männer mehr in die Pflicht nehmen, wenn es um Kindererziehung geht. Und jetzt warten wir weiter auf die wirkliche Sensation: Dass ein Mann in hohem Amte oder auf einer Topposition im Job den Griffel schmeißt und halbe-halbe macht.

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