Narges Mohammadi in Lebensgefahr

Narges Mohammadi vor ihrer Verhaftung am 4.2.2021 Foto: ReihaneTaravati/IMAGO
Artikel teilen

Nicht einmal der Friedensnobelpreis kann sie retten. 2023 wurde er Narges Mohammadi „für ihren Kampf gegen die Unterdrückung von Frauen in Iran“ verliehen - in Abwesenheit, sie saß im Foltergefängnis in Teheran. Nun schwebt sie in Lebensgefahr.  

Anzeige

Mohammadi wurde Mitte November operiert. Ihr wurde ein Knochentumor am Schienenbein entfernt und ein Knochen transplantiert. Die Ärzte pochten auf „drei Monate intensive Pflege”, doch Mohammadi wurde direkt in ihre Zelle im Foltergefängnis Evin zurückgebracht. Sie hat Operationswunden und Druckgeschwüre. Die unhygienischen Zustände in ihrer Zelle und im gesamten Gefängnis tun ihr Übriges. Die Friedensnobelpreisträgerin könnte an einer Sepsis sterben.

Die Frauen nennen den Hungerstreik einen "Akt der Verzweiflung"

Vida Rabbani und Motahareh Goonei, zwei politische Gefangene im Frauentrakt des Evin-Gefängnisses, sind für Narges in den Hungerstreik getreten. Sie bitten auf allen erdenklichen Wegen die Öffentlichkeit um Hilfe.

Die Frauen nennen ihren Hungerstreik „einen Akt der Verzweiflung“: „Wir sehen keinen anderen Ausweg. Narges Mohammadi und andere Mitgefangene leiden vor unseren Augen, und unsere Hände sind gebunden“, sagt die Journalistin Vida Rabbani. Sie selbst wurde im Zuge der “Frau, Leben, Freiheit”-Proteste 2022 verhaftet und zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.

Narges Mohammadi ist zurzeit die prominenteste Gefangene. Sie ist die stellvertretende Leiterin des iranischen Menschenrechtszentrums und eine der mutigsten unter den hunderttausenden Frauen, die um ihre Sichtbarkeit und ihr Leben kämpfen, gegen die Zwangsverschleierung des „Gottesstaates“. Am 19. Mai 2024 klagte das iranische Regime die bereits inhaftierte und zweifache Mutter an, sie hätte Propaganda gegen das islamische System betrieben, indem sie sexuellen Missbrauch von Frauen in iranischen Gefängnissen angeprangert hatte. Sie wurde zu weiteren 15 Monaten Haft verurteilt. Zuvor wurde sie wegen "Propaganda gegen den Staat" verurteilt.

Die #FreeNargesCoalition, die sich aus PEN America, Reporter ohne Grenzen und Front Line Defenders zusammensetzt, fordert gemeinsam mit Human Rights Watch die sofortige und bedingungslose Freilassung von Mohammadi.

Niemand will den Iran reizen, der Terror im Land eskaliert

Der Friedensnobelpreis 2023 für sie brach für kurze Zeit das Schweigen. Das scheint nun völlig vorbei zu sein. Vor dem Hintergrund der internationalen politischen Spannungen will niemand den Iran reizen. Im Land eskaliert der Terror. Menschen werden öffentlich hingerichtet, willkürlich inhaftiert. Frauen, die sich nicht verschleiern wollen, werden verschleppt und gefoltert. So wie kürzlich die Teheraner Studentin Ahoo Daryaei (EMMA berichtete), die sich aus Protest gegen die Zwangsverschleierung auf dem Campus auszog.

Wie schon im Fall Ahoo Daryaei gibt es bislang auch für die Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi keinerlei Reaktionen aus dem deutschen „feministischen“ Außenministerium.

Artikel teilen
 
Zur Startseite