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Ein brutaler bulgarischer Zuhälter, der sich an der Frau rächt, die ihn mit ihrer Aussage in den Knast gebracht hat. Eine am Boden zerstörte Kommissarin Bibi Fellner (Adele Neuhauser), die die Ermordete eigentlich schützen wollte und außer sich ist vor Wut über die Freier, die das Geschäft mit den bulgarischen Billig-Frauen überhaupt erst so lukrativ machen. Und eine Regisseurin, die genauso wütend ist. „Für Männer ist es leider immer noch toll, Frauen zu kaufen“, sagt Sabine Derflinger im Interview. Deshalb hat die „Initiative Stopp Sexkauf“ den „Wiener Appell“ lanciert.

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Ganze Dörfer in Bulgarien oder Ungarn, so Regisseurin Sabine Derflinger, würden in die Prostitution geschickt, „weil die Bedingungen dieser frauenunterdrückerischen Kultur sich so gut dafür eignen“. Rassismus? Nein. Rassistisch sei es, dass mitten in Wien „Frauen leben, die werden gehalten wie Viecher, die werden misshandelt, missbraucht, vergewaltigt und es ist uns völlig egal, weil sie eben nicht von hier sind.“ Außerdem, sagt Derflinger, hätte sie genauso gut einen Film über Prostitution in der Upper Class machen können. „Ich weiß, welche Präsidenten nach Österreich kommen und wo sie hingeführt werden, damit sie Mädels empfangen. Ich weiß es auch aus meinem unmittelbaren Umfeld. Was ich bei internationalen Festivals erlebt habe, wo ich die einzige Frau in einer Männerrunde bin und die Frauen bestellt werden.“

Auch in Österreich hat nun eine Debatte begonnen und regt sich Widerstand gegen den so selbstverständlichen Frauenkauf. „In einem Land, das die Gleichberechtigung der Geschlechter in seinen Grundgesetzen verankert hat, ist es für mich undenkbar, dass ein Mann eine Frau zur sexuellen Benützung kauft. Solange das möglich ist, gibt es de facto keine Gleichberechtigung.“ Das erklärt die Filmemacherin Susanne Riegler von der „Initiative Stopp Sexkauf“ im Streitgespräch mit Theaterregisseurin Tina Leisch, die Prostitution unter guten Bedingungen „eine geile Arbeit“ findet. Riegler und ihre Initiative sehen das anders. „Prostitution ist ein System, das Menschen (in der Regel Männern) das Recht einräumt, andere Menschen (mehrheitlich Frauen) zu kaufen, um über deren Körper zu verfügen."

Dieses „Recht“ – angeblich eines der ältesten der Welt – verursacht Frauenhandel in einem nie dagewesenen Ausmaß und schafft einen Markt, auf dem die Zuhälter immer mehr Macht haben und immer höhere Profite erzielen. Damit verbunden sind Gewalt, Erniedrigung, Belästigung, Vergewaltigung und Zwangsarbeit.“ Der Wiener Appell fordert das Schwedische Modell: das Verbot des Sexkaufs, denn: „Es ist der einzig mögliche Weg, dass Frauen und Männer in einer gleichberechtigten Gesellschaft koexistieren können.“

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