Stop Pinkifizierung: Proteste gegen das

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Man müsste schon eine rosarote Brille aufhaben, wenn man die Eröffnung des „Barbie Dreamhouse“ auf dem Berliner Alexanderplatz als Erfolg für die Veranstalter bezeichnen wollte. Ganze 30 BesucherInnen begaben sich in das Traum-Imperium der anorektischen Blondine, um an gigantischen Schuhregalen vorbeizuflanieren oder virtuelle Cupcakes zu backen. Über zehnmal so viele aber protestierten gegen das eindimensionale Frauenbild, das Mädchen mit der „Barbie Experience“ verpasst bekommen, von Slutwalk (mit bunten Plakaten wie „Barbie – nicht nur Cupcakes backen, auch essen!“) bis Femen (die im rosa Riesen-Higheel vor dem Eingang eine gekreuzigte Barbie verbrannten). - EMMA sprach mit Stevie Schmiedel (Foto: 2. v. li.), Gründerin der Initiative Pink Stinks gegen sexistische Werbung und zu viel Rosa im Kinderzimmer.

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Wie waren die Reaktionen auf Ihren Pressestand?
Es war unglaublich viel Presse da, auch internationale von der BBC bis zum japanischen Fernsehen. Wir haben im Akkord Interviews gegeben und ihnen erklärt, warum wir gegen das Barbiehaus protestieren und was es für ein Frauenbild transportiert.
Hat sich das bei den Eltern eigentlich immer noch nicht herumgesprochen?
Das ist ja nicht verwunderlich. Wir haben doch „Barbies“ an jeder Leuchtreklame, also gefotoshopte Models, deren Körper völlig unrealistisch aussehen und für Mädchen nicht zu erreichen sind. Dieses Bild ist in den Medien so präsent, dass viele Menschen, die man darauf anspricht, verwundert sagen: „Wieso, das ist doch ästhetisch.“ Die haben die Bildsprache der Marketingwelt schon total verinnerlicht. Eine Mutter, die zum Barbiehaus interviewt wurde, hat gesagt: „Was ist denn daran sexistisch? Das einzige, was im Haus vielleicht ein bisschen sexistisch war, ist die Barbie im Bikini am Strand.“ Das heißt: Sexismus wird als etwas wahrgenommen, was irgendwie mit Sex zu tun hat. Insofern verstehen viele Leute nicht, was unser Problem mit Barbie ist. Die denken: „Es ist doch normal, dass Frauen sich für Männer schön machen. Das ist unsere Bestimmung.“ Aber wenn man Mädchen das Signal gibt: „Es reicht, wenn du gut aussiehst“, ist es in der Konsequenz kein Wunder, wenn Frauen 23 Prozent weniger Gehalt bekommen und einen Großteil der Hartz IV-Empfänger stellen.
Nun steht das „Barbie Dreamhouse“ drei Monate in Berlin, danach tourt es durch deutsche Städte. Gelegenheit für weitere Proteste?
Mal sehen, wie weit es überhaupt wandern wird. An unserer Demo, die „Occupy Barbie Dreamhouse“ organisiert hatte, haben 350 Leute teilgenommen. Das Barbiehaus besucht haben nur 30. Vielleicht haben wir mit unseren Informationen und Protesten ja einen guten Grundstein dafür gelegt, dass die Debatte jetzt angeheizt ist.
17.5.2013, EMMAonline

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