Ihr Kriegstreiber macht mich krank!

Die irische EU-Abgeordnete Clare Daly mit klaren Worten.
Artikel teilen

Clare Daly ist eine irische EU-Abgeordnete der Linken (GUE/NGL). Als eine der wenigen EU-PolitikerInnen spricht sie sich für Verhandlungen zwischen Washington und Moskau und gegen weitere Waffenlieferungen an die Ukraine aus. Auch im EU-Parlament fand sie deutliche Worte für ihre KollegInnen in Brüssel. Dies ist ihre Rede:

Anzeige

„Während wir uns hier in Sicherheit, Tausende von Kilometer von der Front entfernt, die Jubelrufe für Waffenlieferungen anhören, denke ich, dass es eine nützliche Übung für uns wäre, uns daran zu erinnern, was die einfachen Ukrainer erleben. The Economist berichtet von Zwangsrekrutierungen im ganzen Land. Eingezogene ohne Erfahrung oder Ausbildung werden an die Front geschickt – was ein britischer Minister als ‚Abnutzung’ im Ausmaß des ersten Weltkriegs beschreibt.

Die Verluste sind geheim, aber wir wissen, dass die die Zahl der Opfer auf etwa 120.000 geschätzt wird. Ukrainische Bataillonskommandeure stecken der Washington Post, dass Rekruten massenhaft aus ihren Stellungen fliehen. Politico (ein amerikanischer Nachrichtendienst, Anm. D. Red.) berichtet von einem harten Vorgehen gegen Deserteure. Das sind menschliche Wesen!

Doch in der Kriegsrhetorik hier herrscht ein beschämender Mangel an Empathie für einfache Menschen. In der Debatte geht es darum, dass der Nachschub an Waffen weiter fließen soll, damit der Krieg weitergeht! In der Ukraine verbrennt eine Generation von Männern, Söhnen, Ehemännern, Brüdern, die niemals ersetzt werden können. Das kann nicht ewig so weitergehen.

Ihr widerlichen ‚Kriegsgeneräle‘, die ihr hier sitzt und diese Männer in den Tod treibt, ihr macht mich krank! Wir brauchen Frieden, wir brauchen den Dialog, wie unangenehm das auch sein mag.“

Clare Daly bezog sich in ihrer Rede auf eine brisante Reportage aus der Washington Post, über die in deutschen Medien nicht berichtet wurde. ReporterInnen der Zeitung haben in der Ukraine mit ranghohen, zum Teil anonym bleiben wollenden hohen Militärs und Soldaten von der Front gesprochen. Die Washington Post zitiert beispielsweise einen Bataillonskommandeur, der Kupol genannt wird. Er weiß, dass er für seine Äußerungen abgestraft werden kann, aber sagt dennoch: „Das Wertvollste im Krieg ist die Kampferfahrung. Ein Soldat, der sechs Monate Kampfhandlungen überlebt hat, und ein Soldat, der von einem Schießstand kommt, das sind zwei verschiedene Soldaten. Das ist wie Himmel und Erde. Und es gab nur wenige Soldaten mit Kampferfahrung. Leider sind sie alle tot oder verwundet.“

Soldaten, die noch nie eine Waffe in der Hand hatten, die vor Angst wegrennen

Von seinem Bataillon wurden von 500 Soldaten 100 getötet und 400 verletzt. „Sie geben mir 100 neue Soldaten“, sagt Kupol, „aber sie geben mir keine Zeit, sie vorzubereiten. Sie sagen: ‚Nimm sie mit in die Schlacht‘.“ Der Kommandeur erzählt von Soldaten, die Angst vor dem Geräusch des Schusses haben, noch nie eine Handgranate in der Hand hatten und in Panik wegrennen.

Dmytro, ein ukrainischer Soldat, den die Reporter ebenfalls befragten, berichtete von Kameraden, die Angst hätten, die Gräben zu verlassen und Panikattacken bekämen, wenn der Beschuss heftig sei. Ein hochrangiger ukrainischer Regierungsbeamter bezeichnet die vom Westen zugesagte Anzahl von Panzern als rein „symbolisch“. „Wir haben weder die Leute noch die Waffen. Wenn man in der Offensive ist, verliert man doppelt oder dreimal so viele Menschen wie der Gegner. Wir können es uns nicht leisten, so viele Menschen zu verlieren.“

Die zuletzt durchgesickerten US-Geheim-Dokumente lassen ähnliche Schlüsse zu. Darin bezweifeln die USA, dass die geplante Gegenoffensive der Ukraine große Erfolge bringen wird. Auch weiche „die Vitalität der ukrainischen Armee“ deutlich von den Äußerungen der Regierung Biden ab. Wie die Washington Post ebenfalls berichtet, zeigten die Dokumente, dass die Soldaten mittlerweile so erschöpft seien, dass die Regierung in Kiew dazu übergegangen sei, Männer auf der Straße anzuhalten, um ihnen Einberufungsbefehle in die Hand zu drücken.

Eine Pattsituation, ein Abnutzungskrieg, ohne Fortschritte in irgendeine Richtung

Die Aussicht, Milliarden von Dollar in eine militärische Pattsituation zu stecken, die nur schrittweise Fortschritte in die eine oder andere Richtung bringe, könnte den Ruf nach Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau verstärken, so die WP weiter. Eine Pattsituation, die wohlbemerkt schon vor mehr als einem halben Jahr nicht nur von dem obersten militärischen Befehlshaber der USA, Mark Milley, sondern auch von deutschen Ex-Militärs wie Erich Vad und Harald Kujat exakt so benannt wurde.

Nach neuen Schätzungen sind mittlerweile über 300.000 Soldaten von beiden Seiten gefallen. Rund 50.000 unbeteiligte Zivilisten sind gestorben. Über acht Millionen UkrainerInnen sind auf der Flucht.

Hier das „Manifest für Frieden“ unterzeichnen.

Artikel teilen
 
Zur Startseite