Abtreibung

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Als EMMA zum ersten Mal erschien, hatte das Parlament zwar längst die Fristenlösung verabschiedet – das Recht auf Abtreibung in den ersten drei Monaten – doch das damals mehrheitlich konservativ besetzte Verfassungsgericht hatte auf eine Klage der CSU hin die Fristenlösung wieder gekippt. Seither haben Frauen in Deutschland nicht das Recht, eine ungewollte Schwangerschaft abzubrechen, aber man gewährt ihnen die Gnade. Dazu müssen sie einen „Beratungsschein“ vorlegen, die Zustimmung von Experten.
Damit hat Deutschland heute eines der restriktivsten Abtreibungsgesetze der Welt, in Europa geht es nur im erzkatholischen Polen und Irland noch rigider zu. Dabei treiben immer weniger Frauen ab, die Zahl sinkt von Jahr zu Jahr (2009 waren es 124.023). Was vor allem der Frauenbewegung zu verdanken ist. Denn sie hat dafür gesorgt, dass Frauen ihren eigenen Körper kennen – und selbstbewusst und unabhängig genug sind, sich nicht länger ungewollt schwängern zu lassen.

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EMMA hatte im laufe der Jahre immer wieder vor dem sehr halbherzigen § 218 gewarnt. Denn die Auslegung ist eine Frage des gesellschaftlichen Klimas – und in der Tat gibt es schon heute katholische Städte, in denen Frauen keinen Arzt, kein Krankenhaus mehr finden, das ihnen medizinischen Beistand gewährt. Denn der Druck der katholischen Kirche ist groß.

Der neueste Coup, mit dem das eh schon stark eingeschränkte Abtreibungsrecht noch stärker eingeschränkt wurde, war die Debatte über die so genannten „Spätabtreibungen“, die nur bei „Gefahr für das Leben“ der Schwangeren oder der „schwerwiegenden Beeinträchtigung des körperlichen oder seelischen Gesundheitszustandes“ erlaubt sind. Im Jahr 2005 gab es genau 171 solcher Spätabtreibungen, 80 Prozent der Föten wären nicht lebensfähig gewesen. Das Gesetz zur Verschärfung des § 218 wurde am 13. Mai 2009 verabschiedet.

Ausschlaggebend war dabei die Rolle der Sozialdemokratinnen Renate Schmidt und Andrea Nahles (die damit argumentierte, dass sie katholisch und gläubig sei).Die Pille danach (bis zum 3. Tag) wird schon jetzt häufig verweigert. Und die Abtreibungspille (bis zur 7. Woche), die heute weltweit praktizierte schonendste aller bekannten Methoden, ist in Deutschland in Gefahr. Manche Bundesländer planen die Kürzung der Kostenübernahme für einen Schwangerschaftsabbruch. Die Zeichen mehren sich. Und vielleicht sind die Verhältnisse in Deutschland ja bald wieder so, wie sie schon jetzt in Amerika sind: nämlich katastrophal.

Als EMMA zum ersten Mal erschien, hatte das Parlament zwar längst die Fristenlösung verabschiedet – das Recht auf Abtreibung in den ersten drei Monaten – doch das damals mehrheitlich konservativ besetzte Verfassungsgericht hatte auf eine Klage der CSU hin die Fristenlösung wieder gekippt. Seither haben Frauen in Deutschland nicht das Recht, eine ungewollte Schwangerschaft abzubrechen, aber man gewährt ihnen die Gnade. Dazu müssen sie einen „Beratungsschein“ vorlegen, die Zustimmung von Experten.
Damit hat Deutschland heute eines der restriktivsten Abtreibungsgesetze der Welt, in Europa geht es nur im erzkatholischen Polen und Irland noch rigider zu. Dabei treiben immer weniger Frauen ab, die Zahl sinkt von Jahr zu Jahr (2009 waren es 124.023). Was vor allem der Frauenbewegung zu verdanken ist. Denn sie hat dafür gesorgt, dass Frauen ihren eigenen Körper kennen – und selbstbewusst und unabhängig genug sind, sich nicht länger ungewollt schwängern zu lassen.

EMMA hatte im laufe der Jahre immer wieder vor dem sehr halbherzigen § 218 gewarnt. Denn die Auslegung ist eine Frage des gesellschaftlichen Klimas – und in der Tat gibt es schon heute katholische Städte, in denen Frauen keinen Arzt, kein Krankenhaus mehr finden, das ihnen medizinischen Beistand gewährt. Denn der Druck der katholischen Kirche ist groß.

Der neueste Coup, mit dem das eh schon stark eingeschränkte Abtreibungsrecht noch stärker eingeschränkt wurde, war die Debatte über die so genannten „Spätabtreibungen“, die nur bei „Gefahr für das Leben“ der Schwangeren oder der „schwerwiegenden Beeinträchtigung des körperlichen oder seelischen Gesundheitszustandes“ erlaubt sind. Im Jahr 2005 gab es genau 171 solcher Spätabtreibungen, 80 Prozent der Föten wären nicht lebensfähig gewesen. Das Gesetz zur Verschärfung des § 218 wurde am 13. Mai 2009 verabschiedet.

Ausschlaggebend war dabei die Rolle der Sozialdemokratinnen Renate Schmidt und Andrea Nahles (die damit argumentierte, dass sie katholisch und gläubig sei).Die Pille danach (bis zum 3. Tag) wird schon jetzt häufig verweigert. Und die Abtreibungspille (bis zur 7. Woche), die heute weltweit praktizierte schonendste aller bekannten Methoden, ist in Deutschland in Gefahr. Manche Bundesländer planen die Kürzung der Kostenübernahme für einen Schwangerschaftsabbruch. Die Zeichen mehren sich. Und vielleicht sind die Verhältnisse in Deutschland ja bald wieder so, wie sie schon jetzt in Amerika sind: nämlich katastrophal.

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