Afghanistan führt Scharia ein

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Vor elf Jahren marschierte die NATO in Afghanistan ein. Das Anliegen, die afghanischen Frauen aus der Herrschaft der Taliban zu befreien, um ihnen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen, gilt seither als westliche Legitimation für diesen Krieg. Mission gescheitert. Vor wenigen Tagen waren es nicht die Taliban, die die afghanischen Frauen ihrer Rechte beraubten. Es war die afghanische Regierung selbst. Der amtierende Präsident Karzai, Hauptverhandlungspartner des Westens, hat nun offiziell gemacht, was der Religionsrat schon seit Wochen fordert: „Die Frau hat sich den Geboten der Scharia zu unterwerfen“, heißt es in seiner offiziellen Regierungserklärung. Denn: „Der Mann ist ein fundamentales Wesen, die Frau ist ihm untergeordnet.“

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Die Frau dürfe nur dann „belästigt oder geschlagen werden“, wenn es dafür einen Grund gibt, der „auf dem islamischen Recht beruht,“ schreibt Karzai. Auf "Ehebruch" steht die Todesstrafe. Frauen dürfen nicht mehr ohne männliche Begleitung reisen und sich auf ihrem Arbeitsplatz nicht mehr mit Männern umgeben.

Philipp Mißfelder, außenpolitischer Sprecher der CDU, verlangt eine Erklärung von Karzai. „Er fordert von uns Soldaten und Entwicklungshilfe und hat versprochen, die Rechte der Frauen zu schützen“, sagt Mißfelder in Bild.

Afghanische Frauenrechtlerinnen sind schon lange alarmiert bar der Entwicklung in ihrem Land. „Das Problem sind nicht nur die Taliban. Die haben uns unter die Burka gezwungen. Sie haben uns unsichtbar gemacht. Aber dann gibt es da auch noch die Warlords. Es gibt keine Gewalt, die sie uns nicht angetan haben. Sie haben Frauen für alles missbraucht - ihren Luxus, ihre Rache, ihr Machtgefühl. Und sie sitzen schon jetzt in der Regierung“, sagt Samira Hamidi, Direktorin des Afghan Women Networks. „Ihr wollt den Frauenhelfen? Beweist es!“

Diese Forderung des Frauennetzwerks ist heute aktueller, denn jemals zuvor.
 

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