Ausstellung "Susanna"

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Die alttestamentliche Erzählung ist nicht nur eine der ältesten Kriminalgeschichten der Welt, sondern die schonungslose Schilderung einer mit brutalen Mitteln versuchten sexuellen Nötigung. Dabei spielt auch der „Sexappeal“ (in den Augen der Männer) der Angst (der Frauen) eine große Rolle.

Die Ausstellung zeigt „Bilder einer Frau vom Mittelalter bis MeToo“. Die biblische Erzählung von der sexuellen Nötigung der Susanna durch zwei alte Richter übt seit der Spätantike großen Einfluss auf die Kunst aus.

Für die Ausstellung mit über neunzig Exponaten holte das Wallraf-Richartz-Museum zahlreiche Leihgaben nach Köln. Welche Geschlechterrollen spiegeln sich in den jeweiligen Exponaten wider? Wie schlagen sich dahinter liegende religiöse, politische und soziale Vorstellungen in denBildern nieder? Und welche Vorurteile spielen eine Rolle?

Die KuratorInnen Roland Krischel und Anja K. Ševčik schreiben: „Dass dem Thema ‚Susanna in der Kunst‘ bislang überraschenderweise keine Schau gewidmet wurde, liegt wohl nicht zuletzt an dem Verdikt, das eine feministisch orientierte Kunstgeschichte ab ca. 1980 fällte: dass das Bildsujet ‚Susanna und die Alten‘ bloß als biblisch verbrämter Vorwand zur künstlerischen Befriedigung männlicher Schaulust gedient habe. Unsere Ausstellung zum Bildthema nimmt diesen Vorwurf ernst.

Dabei erweist sich u. a., dass sexuelle Erpressung sowie deren Aufklärung und Sanktionierung seit Jahrhunderten ein zentrales Thema für KünstlerInnen war. Neben der ‚protofeministischen‘ Barock-Malerin Artemisia Gentileschi sind in unserer Ausstellung auch weitere Künstlerinnen vertreten.

Bestimmte, bislang wenig beachtete oder als neutral betrachtete Susanna-Darstellungen erwiesen sich als problematisch. Dies betrifft namentlich die berühmte, vierteilige Kupferstichserie von Heinrich Aldegrever, die bei eingehender Analyse sogar einen Rollentausch Täter/Opfer zu suggerieren scheint. Hier wird deutlich, dass aus dem seinerzeit gängigen Thema der sogenannten Weibermacht schon früh ein Bild der ‚femme fatale‘ hervorging, das aus heutiger Sicht dem ‚victim blaming‘ Vorschub leistet. Im Gegenzug stellen bestimmte Künstler mit Bedacht den juristisch bedeutsamen Schrei Susannas dar: eine klare Schuldzuweisung in Richtung der ‚Alten‘.“

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