Witwen: Die Schattenfrauen

Foto: Jutta Jacobi
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Seit 39 Monaten bin ich Witwe. Erst seither sehe ich sie – die anderen Witwen. Ich sehe ihre Trauer. Ich sehe ihre Kraft und ihre Dünnhäutigkeit, ihre neue Radikalität und ihren Alltag als alleinstehende Frauen als ungerade Zahl an den Samstagabendtischen. Ich sehe ihre Autonomie. Und ich sehe ihre gesellschaftliche Unsichtbarkeit.

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Vor dem Tod meines Lieblingsmenschen war auch ich witwenblind. Selbst meine geliebte Großmutter habe ich nie als Hinterbliebene wahrgenommen.

Eine Gesellschaft, die Resilienz zur neuen Leistungsnorm kürt, müsste sich eigentlich für Witwen interessieren. Die Allermeisten von ihnen seien nämlich Meisterinnen der seelischen Widerstandskraft, sagt Pasqualina Perrig-Chiello, Schweizer Professorin für Entwicklungspsychologie. Es geht den meisten von ihnen nach Monaten des Schmerzes und der Weltverlorenheit wieder gut.

Ich habe Witwenexpertinnen befragt. Ihre Forschung und ihre Erkenntnisse sind wie die Objekte ihrer Recherche nie wirklich ans Licht des öffentlichen Interesses gekommen. „Witwenschaft betrifft vornehmlich Frauen. Und alles, was Frauen betrifft, wurde von Männern kaum erforscht“, sagt Pasqualina Perrig-Chiello. Die Psychologin hat in einer Langzeitforschung nachgewiesen, dass Frauen nach einer Trennung oder Scheidung länger leiden als ihre verwitweten Geschlechtsgenossinnen. Offenbar ist es leichter, wenn der Tod und nicht das Leben scheidet. Sie macht außerdem einen bemerkenswert großen Gender Gap zwischen hinterbliebenen Männern und Frauen aus.

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EMMA hat eine feministische Bestatterin besucht und einen Kölner Bestatter getroffen, der auch Karnevalspräsident ist. Beide plädieren für einen liebevollen Umgang mit dem Körper der Toten – und gegen den schnellen Ex-und-Hopp-Abschied.

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