Tod & Trauer: Der Gender Gap

Foto: Bettina Flitner
Artikel teilen

Das Wort „Leiche“ kommt Ajana Holz nicht über die Lippen. Dabei wird es in Friedhofsordnungen und Bestattungsvorschriften ganz selbstverständlich verwendet. Doch Leiche, das klingt nach Krimi, nach bläulichen, kalten Körpern auf noch kälteren Stahltischen. Vor allem aber „suggeriert der Begriff, dass ‚die Leiche‘ schon nicht mehr der Mensch ist, der gerade gestorben ist“, sagt sie. Aber Bestatterin Holz findet keineswegs, dass der Körper, der da vor ihr liegt, „nur noch eine Hülle“ ist, wie es gern heißt. Oder gar eine „Sache“, wie Juristen behaupten. „Die meisten Menschen sagen: Tot ist tot!“ Ajana Holz sagt: „Der Tod ist ein sehr lebendiger Zustand.“

Anzeige

Damit meint die Bestatterin nicht nur, dass nach dem sogenannten Hirntod, der Medizinern als Indikator für das Ableben eines Menschen dient, im Rest des Körpers rein physikalisch noch eine Menge passiert. Sondern, dass der Tod auch nach dem Stillstand von Hirn und Herz ein Prozess ist, ein Übergang. Deshalb hat sie ihr Bestattungsunternehmen, das sie vor 22 Jahren in Schwäbisch Hall gründete, „Die Barke“ genannt. Nach dem Boot, mit dem der Fährmann – oder die Fährfrau, wie Ajana betont – die Verstorbenen über den Fluss auf die andere Seite bringt. Schon die alten Griechen, die diesen Fluss Styx und ihr Totenreich Hades genannt haben, wussten, dass „wir nach unserem Tod nicht von einer Sekunde auf die andere den Zustand wechseln“.

Die November/Dezember-EMMA - Jetzt im Handel!
Die November/Dezember-EMMA - Jetzt im Handel! Und im EMMA-Shop. Portofrei!

Lange war es auch in Deutschland selbstverständlich, dass Verstorbene mehrere Tage zu Hause aufgebahrt wurden, oft bis zur Beerdigung. Damit die Familie, die FreundInnen und NachbarInnen sich verabschieden konnten. Man ließ die Toten auch nicht allein und hielt Totenwache. Das Fenster wurde geöffnet, damit die Seele sich auf den Weg machen konnte, wohin auch immer, in unserer christlichen Kultur bevorzugt Richtung Himmel.

Was ist aus all diesen Ritualen geworden? Kann es auch anders gehen, als - wie es heute meist der Fall ist - die "sterblichen Überreste" möglichst schnell beiseite zu schaffen? EMMA-Redakteurin Chantal Louis hat darüber nicht nur mit Ajana Holz gesprochen, sondern auch mit Christoph Kuckelkorn, in fünfter Generation im Kölner Familienbetrieb - und darüber hinaus Präsident des „Festkomitees Kölner Karneval“.

Außerdem im Heft: Ein Interview mit Trauerbegleiterin Chris Paul. Sie sagt: "Trauer ist keine Krankheit" und hilft Menschen, die über den Verlust nicht so einfach hinwegkommen. Übrigens: 80 Prozent aller verwitweten Menschen sind weiblich - und viele Witwen leben im gesellschaftlichen Schatten. Warum eigentlich? Der Frage geht Cornelia Kazis nach. Und Brenda Strohmaier muss fünf Jahre nach dem Tod ihres Mannes noch einmal Abschied nehmen: von der Trauer.

Das alles könnt ihr in der aktuellen November/Dezember-EMMA lesen. Jetzt im Handel und im EMMA-Shop

 

Artikel teilen
 
Zur Startseite