Verlosung: Karten für DFB-Pokalfinale

Die Spielerinnen vom SGS Essen feiern ihre Torschützin Sarah Freutel (mi).
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Die Zeiten, in denen der 1. FFC Frankfurt und Turbine Potsdam das DFB-Pokalfinale quasi im Abo hatten, sind endgültig vorbei. Zum ersten Mal schossen sich in dieser Saison die Kickerinnen der SGS Essen ins Finale. Am Samstag treten die Ruhrgebietlerinnen, die auf Platz sechs der Bundesliga-Tabelle stehen, gegen Spitzenreiter Frankfurt an. Das ist nicht nur schön für die Damen aus dem Pott, sondern zeigt, dass die Leistungspalette der Frauen-Bundesliga dichter wird, will heißen: Die Qualität immer weiter steigt. 2013 hatte der VfL Wolfsburg den Pokal geholt.

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Um 11.11 Uhr (wann sonst?) startet das Event im Kölner Rheinenergie-Stadion mit Musik und Talkrunden, um 16.30 Uhr ist Anstoß. Zum fünften Mal findet das Damen-Pokalfinale nicht mehr in Berlin als Vorspiel des Herren-Finales statt, sondern als eigene Veranstaltung.

EMMA verlost in Kooperation mit dem DFB fünfmal zwei Karten für das Spiel. Wer bei der Karten-Verlosung mitmachen möchte, schreibt einfach bis zum 15. Mai eine E-Mail (mit Angabe eurer vollständigen Adresse), wir schicken den GewinnerInnen die Karten dann zu. Alle anderen können Karten über die DFB-Tickethotline 069/6500 8500 oder www.dfb.de käuflich erwerben.

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"Ich habe keine Lust mich zu verstellen"

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Nadine, kennst du die berühmte „Angst des Tormanns vorm Elfmeter“?
Den Spruch habe ich natürlich schon oft gehört, aber ich finde den völlig unpassend. Als Torwart braucht man doch vor dieser Situation keine Angst zu haben – man kann ja nur gewinnen.

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Weil ein Elfmeter sowieso so gut wie sicher drin ist und eigentlich niemand damit rechnet, dass der Tormann bzw. Torfrau ihn hält?
Genau! Die Angst liegt eher beim Schützen (lacht). Aber klar: So ein Elfmeter wie der von Marta im WM-Finale 2007 kann ein Spiel stark beeinflussen. Das Spiel gegen Brasilien stand ja auf Messers Schneide. Wäre der Elfer reingegangen, hätte es 1:1 gestanden und das hätte Brasilien Auftrieb gegeben. Nun hab ich ihn aber gehalten. Und so haben wir halt noch mal einen Joker bekommen. Das ist ja generell so: Wenn man als Torfrau ein paar Bälle hält, die eigentlich aussichtslos waren, dann kann ein Ruck durch die Mannschaft gehen.

Woher nimmst du eigentlich diese Nervenstärke?
Tja, das ist eine gute Frage. Ich will immer gewinnen. Egal, ob beim Mensch-ärgere-dich-nicht oder beim Fußball. Gleichzeitig hat sich im Laufe der Jahre bei mir die Einstellung entwickelt: Wieso trainiere ich die ganze Woche, wenn ich dann beim Spiel Angst habe? Vor was soll ich überhaupt Angst haben? Was soll denn schief gehen? Und diese Mischung, also dieser absolute Siegeswille kombiniert mit der Haltung, mental locker zu bleiben – das macht einen stark.

Hast du diesen Siegeswillen sozusagen mit der Muttermilch eingesogen? Deine Mutter ist ja selbst eine erfolgreiche Triathletin gewesen.
Sie hat sogar den Ironman gemacht. Davor habe ich als Jugendliche natürlich den Hut gezogen. Und ich habe gesehen: Wenn man was tut, kann man auch was erreichen. Das hat mich sehr geprägt und beeinflusst.  

Ich will gewinnen, auch beim Mensch-ärgere-ich-nicht!

Und dein Vater?
Mein Vater hat Handball gespielt. Nie hochklassig, aber er ist sportlich schon auch ambitioniert. Und ich wurde zu Hause nie unter Druck gesetzt, egal in welchem Bereich. Auch bei der Berufswahl wurde mir von zu Hause nichts vorgegeben. Ich durfte machen, was ich wollte. Und Dinge selber entscheiden zu dürfen, das gibt natürlich Selbstvertrauen und Gelassenheit.

Und als die kleine Natze mit fünf verkündet hat: „Ich spiele jetzt Fußball!“ …
… da war das überhaupt kein Problem. Und das, obwohl der Frauenfußball vor 27 Jahren noch absolut in den Kinderschuhen steckte. Ich weiß nicht, ob ich heute da wäre, wo ich bin, wenn meine Eltern damals gesagt hätten „Frauen spielen keinen Fußball!“ Aber sie haben mich nie in etwas gebremst.

Wie muss man sich deinen Alltag als Profi-Fußballerin vorstellen? Spielen deine ­gelernten Berufe – Veranstaltungs­tech­ni­ke­rin und Physiotherapeutin – über­haupt noch eine Rolle?
Nein, damit habe ich nichts mehr am Hut. Ich hab es sehr genossen, als Veranstaltungstechnikerin zu arbeiten, aber dieser Beruf ist nicht kompatibel mit dem Profidasein als Fußballerin. Als Physiotherapeutin hatte ich nach meinem Wechsel zu Frankfurt noch gearbeitet, aber dann wollte ich mich voll und ganz auf mein Fußballerinnen-Dasein konzentrieren. Und das besteht nicht nur aus zweimal Training am Tag, sondern da gehört auch Pflege und Medienarbeit dazu. Und mein bisschen Freizeit wollte ich mir dann nicht noch mit Arbeit zupacken. Die ­Lebensqualität muss auch stimmen – und ich lebe ja auch sehr gerne.

Du machst Rucksackreisen durch Afrika und bist begeisterte Taucherin. Dafür bleibt dir also Zeit?
Diese Freiräume kann man sich nehmen. Und ich muss sie mir nehmen! Denn wenn bei mir das eine nicht stimmt, kann auch das andere nicht funktionieren. Ich bin zwar Profi, aber das heißt ja nicht, dass ich im Gefängnis lebe.

Sollen wir vielleicht im Röckchen auf dem Spielfeld auflaufen?

Es heißt, du gehst auch auf Demos. Warst Du schon bei einer Anti-Atom-Aktion?
Dazu hatte ich leider keine Zeit, weil die Demos immer am Wochenende waren, wenn ich ein Spiel hatte. Aber in Gedanken war ich dabei.

Eine Studie im Auftrag der FIFA hat ergeben, dass manche potenzielle Sponsoren darüber klagen, der Frauenfußball sei ihnen „zu wenig weiblich“. Gibt es demnächst ein Lederjackenverbot?
Das sind doch alles Klischees von vor 25 Jahren! Man muss sich unsere Mannschaft doch bloß mal angucken. Wir haben eine superattraktive Mannschaft. Wir sind eloquent, wir sind intelligent. Mehr können wir nicht tun. Sollen wir vielleicht im Röckchen auf dem Spielfeld auflaufen? Die Hauptsache ist doch, dass wir guten Sport machen. Und das tun wir.

Auf die Frage des Zeit-Magazins, was es denn mit den „Gerüchten“ mit den vielen Lesben im Fußball auf sich hätte, hast du geantwortet: „Ich persönlich bin da offen, weil ich der Meinung bin, dass es nette Männer und nette Frauen gibt, und weil ich eine Festlegung generell total albern finde.“
So ist es. Ich war immer offen dafür, das zu sagen. Mich hat nur nie jemand ­gefragt (lacht). Herlinde Koelbl, die das Interview geführt hat, kenne ich schon länger, und es hat sich eine gewisse Vertrautheit entwickelt. Sie hat mich als erste direkt gefragt. Und wer direkt fragt, kriegt auch eine direkte Antwort.

Ein 93-jähriger Opa fand es toll, dass ich auch Frauen liebe.

Warst du überrascht, dass du dann am nächsten Tag die Schlagzeile in Bild warst?
Nein, das hat mich natürlich nicht überrascht. Ich kann ja eins und eins zusammenzählen. Aber die Sache ist ja die: Wenn ich selbst kein Problem damit habe, warum sollte mich die Schlagzeile dann stören? 

Was gab es denn sonst noch für Reaktionen?
Der Witz ist: Ich habe fast gar keine ­Reaktionen bekommen. Bis heute nicht. Ich schwöre, mich hat niemand darauf angesprochen. Aber eine total süße E-Mail von einem 93-jährigen Opa habe ich gekriegt. Der schrieb, er fände das total toll, dass ich auch Frauen liebe, und man müsse ja auch mit der Zeit gehen. Aber das war das einzige. Ansonsten habe ich weder im Fußballstadion eine negative Reaktion bekommen noch in meinem privaten Umfeld, in dem es ja sowieso kein Geheimnis war. Und auch vom DFB kam nichts. Warum auch?

Das sah ja vor einigen Jahren noch anders aus. Da soll es von Seiten des DFB schon einen gewissen Druck auf homo­sexuelle Spielerinnen gegeben haben.
Ich habe von diesem Druck nie was ­gespürt. Mir hat der DFB nie Vorgaben gemacht. Wir haben da absolut freie Hand. Und mir hat auch noch kein Sponsor gesagt: Wenn du dich outest, dann kriegst du bei uns keinen Vertrag. Von daher kann ich das nicht unterschreiben. Und ehrlich gesagt: Wenn das ein Sponsor täte, dann würde ich mich für den nicht hergeben, weil ich das nicht in Ordnung fände. Die grundsätzliche Frage ist doch immer: Will ich mich verstellen? Und ich habe keine Lust, mich zu verstellen. Und damit bin ich bisher ganz gut gefahren. Deshalb bin ich wahrscheinlich so entspannt.

Das Gespräch führte Chantal Louis, EMMA 3/2011

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