Das Leben der Emmie Arbel

Das Leben von Emmie Arbel, über vier Jahre erfragt und miterlebt von Barbara Yelin. Die Künstlerin hat es in Bilder und Worte gefasst und auch Darstellungen für das Unsagbare gefunden. Schwarz, das ist in diesem Comicband „Die Farbe der Erinnerung“. Intensiv und ergreifend ist dieses Werk geworden.

2019 begegnet die Deutsche Yelin erstmals der Israelin und Holocaust-Überlebenden Arbel, in Ravensbrück, dem einstigen Frauen-KZ. Initiiert wird der Kontakt von einem Forschungsprojekt in Kanada: „Visual Storytelling and Grafic Art in Genocid“.

Yelin zeigt Arbel von der Verschleppung der Vierjährigen mit ihren beiden Brüdern aus Holland in das in der Agonie liegende Bergen-Belsen. Eltern und Großeltern wurden ermordet, die Mutter starb sechs Tage nach der Befreiung an Entkräftung.

Es folgt Glück, aber auch erneutes Unglück. Ein holländisches Ehepaar adoptiert „als Dank für das eigene Überleben“ zahlreiche Kinder aus dem KZ. In dieser Familie erfährt Emmie erneut das Grauen, aber diesmal nicht mehr durch böse Fremde, sondern durch den „lieben“ Adoptivvater. Der missbraucht die schwerkranke Achtjährige über ein Jahr lang, quasi täglich. Emmies Welt ist nun vollends erschüttert. Sie kann niemandem mehr trauen. „Aber ich lebe.“

Umzug nach Israel, Rebellion in Schule und Armee. Wiederfinden der Brüder. Ein Ehemann, drei Töchter. „Ich wusste ja nicht, wie das ging, Muttersein.“ Und immer noch: „Aber ich lebe.“

Karriere in einer Krankenhausverwaltung. Mit 53 eine „Entschädigungsrente“, von den Deutschen „Wiedergutmachung“ genannt. Ehrenamtliches Engagement, auch für ein palästinensisches Mädchen, das Emmie zur Ersatz-Tochter für ihre früh verstorbene Tochter Tammy wird. Das Buch zeigt gleichzeitig die Erinnerungen und das Jetzt. Beides ist immer präsent, ganz wie im wahren Leben.

Die beiden Frauen werden Freundinnen fürs Leben.

Barbara Yelin: „Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung“ (Reprodukt)