Wedel: Diese Männer halten dagegen!

v.li.: Till Schweiger, Nico Hofmann und Simon Verhoeven
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Nicht viele haben sich getraut. Als Bild 27 männliche Stars nach Dieter Wedel befragte, hielt jeder Zweite es noch nicht einmal für angebracht, auch nur zu antworten. Die andere Hälfte redete sich raus, Stil: „Kein Kommentar“.

Doch einige wenige trauten sich. Und es lohnt sich, das festzuhalten. Es waren der Schauspieler Michael Mendl (73), der Regisseur Simon Verhoeven (45), der Filmproduzent Nico Hofmann (58) und der Schauspieler und Filmproduzent Til Schweiger (54). Nicht zufällig vier Männer, die alle vier nicht abhängig sind von Typen wie Wedel. Denn es kursiert das Gerücht in der Branche: „Wer redet, ist erledigt.“ Das gilt für Frauen wie für Männer.

Als erster wagte sich Mendl aus der ­Deckung. Er erklärte, er fände es „unerhört“, dass Wedel jetzt auch noch „die Frauen der Lüge bezichtigt“. Schließlich wisse jeder, dass der Regisseur die Menschen, mit denen er gearbeitet hat, immer schon „wie seine Leibeigenen“ behandelt habe.

Es folgte der Schauspieler und Regisseur Simon Verhoeven (45). Der Sohn von Senta Berger und Michael Verhoeven schrieb Ende Januar auf Facebook: „Fakt ist: Jeder, der in der Filmbranche eine Zeitlang gearbeitet hat, wusste von den ätzenden Geschichten über Wedel. Dass er am Set Schauspieler tyrannisiere, dass er ein eitler, egomanischer Schreihals sei, ein Arschloch. Ich schäme mich für die Mechanismen meiner Branche, die es diesem Sadisten und brutalen Gewalttäter erlaubt haben, jahrzehntelang Frauen zu ­vergewaltigen und Menschen zu quälen – geschützt durch das Schweigen der Sender, Produktionen und Filmschaffenden, die mit Wedel arbeiteten.“ Und Verhoeven fuhr fort: „Ich danke den mutigen Frauen, die ihre Scham überwunden haben und jetzt geholfen haben, diesen Mann zu entlarven. Spät, ja. Aber besser spät als nie. Und ich erwarte – so wie viele andere auch – vom ZDF, dem Saarländischen Rundfunk und von allen anderen Sendern und Produktionsfirmen, allen Verantwortlichen, auch aus den Filmteams, die mit diesem Drecksack jahrzehntelang ­gearbeitet und Erfolge gefeiert haben, dass sie jetzt schleunigst beginnen, diese Zeit ­aufzuarbeiten und offen zu sagen, was sie ­damals wussten, ahnten, in Kauf nahmen.“

Sodann folgte Produzent Nico Hofmann. Er erklärte: „Wenn alles, was aktenkundig ist, geschehen ist, hätte niemand schweigen dürfen.“ Und er fügte hinzu: „Man sollte Wedels Filme jetzt nicht verbieten, aber einer neuen Betrachtung unterziehen. Sie werden neu für sich und über ihn sprechen.“

Und dann kam Til Schweiger. Es ist nicht das erste Mal, dass der 54-jährige Schauspieler und Vater dreier Töchter sich in ­Sachen Männergewalt und Frauenrechte äußert. Dabei ergreift er immer die Partei der Frauen. Diesmal wies Schweiger die notorische Frauenmörder-Versteherin und Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen bei „Markus Lanz“ in die Schranken. Vier Tage später erklärte Schweiger in Bild am Sonntag: „Zu viele Menschen äußern ihr Unverständnis darüber, dass die Taten jetzt erst angezeigt werden! Das muss aufhören, wir brauchen viel mehr Aufklärung darüber, was die Opfer durchmachen und warum sie so lange geschwiegen haben. Nämlich weil sie in ihrem Urvertrauen erschüttert sind und weil ihnen, wie auch in diesem Falle, oft nicht geglaubt wird. Ich habe in meinem Freundeskreis einige Opfer von sexueller und psychischer Gewalt. Ich weiß, wie sie leiden. Nicht Dieter Wedel ist hier der Schwächste, sondern die Menschen, die unter ihm gelitten haben. Man sollte nicht immer auf die Verjährung der Taten hinweisen, sondern bedingungslose Aufklärung fordern. Und man muss endlich anfangen, sich mehr über das Leid der Opfer von sexueller Gewalt Gedanken zu machen, als über den Täter. Der Täter hat einen freien Willen, das Opfer nicht.“

Wie gut, dass es auch solche Männer gibt!

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