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Der gehänselte Junge aus der Vorstadt feiert seinen größten Triumph: Er ist der "Fußballer des Jahres". Aber da war doch noch was?

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Der Prozess läuft noch und wurde vor ein paar Wochen nur aus formaljuristischen Gründen verschoben. Europas frisch gekürter "Fußballer des Jahres" Franck Ribéry ist der "Verführung Minderjähriger" angeklagt. Darauf stehen in Frankreich bis zu drei Jahren Gefängnis und Geldstrafen bis zu 45.000 Euro.
Das Ganze war durch einen anonymen Hinweis an die Pariser Polizei aufgeflogen. Im Visier: Der Zaman-Club, in der Nähe der Champs-Elysées. Dort verkehrten Mädchen wie die 16-jährige Zahia Dehar, mit denen Männer für 1.000 bis 1.500 Euro Geschlechtsverkehr haben konnten. Kassiert wurde das Geld von Zuhältern.
Zahia ist im Alter von 10 Jahren aus Algerien gekommen - das auch die Heimat der Familie von Ribéry ist. Sie kann bis heute kaum lesen und schreiben. Mit ihr hat Ribéry ein Verhältnis angefangen, sie nicht nur in Paris frequentiert, sondern auch nach München eingeflogen.
"Ich war das Geburtstagsgeschenk von Franck Ribéry", hatte Zahia seinerzeit ausgesagt. Später soll er ihr auch schon mal an der Bar 700 Euro in die Hand gedrückt haben. Inzwischen behauptet sie, sie habe sich ihm gegenüber als "volljährig" bezeichnet und will auf eine Nebenklage verzichten. Was wohl da alles noch so in die Hand gedrückt wurde?
Nachdem der Skandal aufgeflogen war, zeigte Familienvater Ribéry sich sehr, sehr reuig. "Ich habe der Mutter meiner (drei) Kinder Leid zugefügt", erklärte er. "Wegen einer enormen Dummheit habe ich fast alles zerstört." Gleichzeitig behauptete Ribéry - ähnlich wie Strauss-Kahn - er habe die 16-Jährige nicht als Prostituierte gekauft, sondern es sei ein Verhältnis gewesen.
In der Tat, Ribéry hat nur fast alles zerstört. Seine Frau ließ sich nicht scheiden. Die Jury, die ihn zum "Fußballer des Jahres" erklärt hat, stört es offensichtlich nicht, dass ein akutes Verfahren wegen "Verführung Minderjähriger" gegen ihren Helden läuft. Und die vielen Journalisten in den Sportredaktionen, die Ribéry für seine Wahl bejubeln, auch nicht.
EMMAonline, 30.8.2013

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