Hilfe für Lesben in Afrika

Für sie geht die Gewalt im Flüchtlingscamp weiter. Foto: Juliet Wabule
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Kakuma? Diesen Namen hatte Ulrike Janz zwar schon einmal gehört. Sie wusste, dass in dem riesigen Flüchtlingslager in Kenia auch lesbische Frauen leben. Frauen, die aus afrikanischen Ländern geflüchtet sind, in denen sie wegen ihrer Homosexualität umgebracht werden können – vom Staat, von Nachbarn oder auch von der eigenen Familie. Aber erst beim LesbenFrühlingsTreffen 2021 (LFT) begriff Ulrike Janz, die selbst Mitarbeiterin einer feministischen Anti-Gewalt-Einrichtung ist, „unter was für schrecklichen Umständen diese Frauen dort leben“. Denn das LFT (s. S. 6) hatte einen Workshop im Programm, in dem einige der Frauen aus dem Kakuma Refugee Camp per Zoom zugeschaltet waren, darunter Juliet Wabule und Annemarie Nalugwa. Die lesbischen Frauen berichteten von den katastrophalen Zuständen in „Block 13“.

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In diesen Block werden Frauen und Männer gesteckt, die ihre Homo- oder Transsexualität als Asylgrund angegeben haben. Fast 100 Menschen, davon über die Hälfte Frauen und Kinder, sind in diesem Block untergebracht. Doch wer aus Uganda, Burundi oder der Republik Kongo vor der exzessiven Gewalt gegen Homo- und Transsexuelle geflohen ist, kommt in Kakuma vom Regen in die Traufe.

„Es gibt fast täglich Überfälle“, berichtet Ulrike Janz. Zelte werden zerstört, Brandbomben geworfen, Menschen verprügelt. „Für die Lesben ist die Lage zusätzlich dramatisch. Sie sind sexualisierter Gewalt ausgesetzt und können den Block nur mit männlicher Begleitung verlassen.“ Die meisten ihrer Kinder stammen aus Zwangsehen. Bei den erst kürzlich geborenen, ist anzunehmen, dass sie „durch sexualisierte Gewalt entstanden sind“.

Was Juliet, Annemarie und die anderen an diesem Pfingstwochenende aus Kakuma berichteten, berührte und empörte Ulrike Janz und ein halbes Dutzend weiterer Frauen so sehr, dass sie eine Initiative gegründet haben. Ziel Nr. 1: Sie sammeln Geld. „Es fehlt im Camp an allem“, erklärt Janz. Von Hygieneartikeln bis zu Schulsachen für die Kinder, die als „Homokinder“ in der Schule des Flüchtlingscamps so sehr gehänselt und verprügelt werden, dass die Frauen aus Block 13 inzwischen eine eigene Schule organisiert haben. Die Schulbaracke wurde vor einigen Monaten vollständig abgebrannt. Auch hier ist Geld nötig, um die Kinder wieder unterrichten zu können.

Ziel Nr. 2: Öffentlichkeit herstellen. Denn obwohl der Flüchtlingsrat der Vereinten Nationen (UNHCR) selbst konstatiert, dass homosexuelle Geflüchtete zu den gefährdetsten gehören, bleibt er im Kakuma-Camp bisher untätig. „Niemand dort konnte bisher einen Antrag auf Anerkennung des Geflüchtetenstatus stellen, obwohl viele schon seit zwei, drei oder mehr Jahren dort sind“, berichtet Ulrike Janz. Dies ist die Voraussetzung für Ziel Nr. 3: Die Lesben darin zu unterstützen, aus dem Lager heraus und in eine sichere Lebenssituation zu kommen.

Auch Amnesty International hat sich eingeschaltet und appelliert an die kenianische Regierung, „Schutzmaßnahmen zu ergreifen, die sicherstellen, dass die Rechte und Sicherheit der LGBTI-Flüchtlinge in Einklang mit den internationalen Menschenrechten gewährleistet sind“. Passiert ist bisher: nichts. Die deutsche Lesben-Initiative und die britische feministische Organisation „Filia“ versuchen, gemeinsam mit weiteren UnterstützerInnen aus aller Welt, die „KakumaSisters“ in ihrem Kampf für ein selbstbestimmtes Leben zu unterstützen.

Im Netz:
Lkakuma@posteo.de
www.filia.org.uk/kakuma-campaign

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