Proteste gegen "Men Having Babies"

Femen und das Radfemkollektiv protestierten gegen die Messe. Foto: privat
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"Frauen sind nicht zu vermieten, Kinder sind nicht zu verkaufen!", "Frauenrechte sind global, wir kämpfen international!" - das skandierten Aktivistinnen gegen Leihmutterschaft am 27. April in Berlin. Gleich mehrere Frauenorganisationen, darunter Femen, die Städtegruppe Berlin von Terre des Femmes und das Radfemkollektiv protestierten lautstark gegen die Messe "Men Having Babies“.

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"Men Having Babies" heißt die größte Gruppierung schwuler Männer, die ein Kind von einer Leihmutter gekauft haben. „Men buying babies“ würde es präziser treffen.  Adressiert war die gleichnamige Kinderkauf-Messe an rund 200 schwule Männer, die „goldene Kundschaft“ der Leihmutter-Industrie. Denn die verdient im Jahr laut Global Market Inside um die 14 Milliarden Dollar. Für 2025 werden 26 Milliarden anvisiert und sollten weitere Länder Leihmutterschaft legalisieren (so wie Deutschland es gerade überlegt - mehr Infos hier) wären nach GMI-Prognosen sogar 129 Milliarden Dollar realisitisch.

Darf eine Messe darüber informieren, was eine Niere aus Afghanistan kostet?

Gegen die "Men Having Babies" regt sich weltweit Protest, am stärksten in den USA. Aber auch in Deutschland rufen immer mehr Frauengruppen zu Protesten auf. „Wie kann es sein, dass eine Messe für etwas Werbung macht, das in Deutschland ausdrücklich verboten ist?“, fragen zum Beispiel die Femen, die bereits gegen die Messe „Wish for a Baby“ in Aktion traten. „Darf eine Messe auch darüber informieren, was eine Niere aus Afghanistan kostet?“

Mit Plakaten erinnerten die Aktivistinnen auch an all die Frauen, die ihre Leihmutterschaft nicht überlebt haben. Etwa durch Komplikationen bei der Geburt (künstliche Befruchtungen münden oft in Risiko-Geburten) oder durch die extremen Hormonbehandlungen und Folgeerkrankungen wie Brustkrebs. "Niemand hat das Recht einen Menschen zu kaufen, nur weil er selbst keinen in die Welt setzen kann!", so die Aktivistinnen.

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Die „Men Having Babies“-Anhänger argumentieren, dass die Bereitstellung von IVF-(Invitro-Fertilisation) Leistungen, also künstliche Befruchtungen, für schwule Männer eine Frage der "Gleichstellung der Fruchtbarkeit" sei. Unfruchtbar zu sein, halten sie für "reproduktive Diskriminierung". Der US-Amerikaner Ron Poole-Dayan ist Geschäftsführer von „Men Having Babies“. Er nennt die Tatsache, dass Männer keine Kinder kriegen können, „situative Unfruchtbarkeit“ und sieht sie als Äquivalent zur medizinischen Unfruchtbarkeit. „Von uns wird erwartet, dass wir damit einverstanden sind, keine Kinder zu haben. Das ist die Art von Diskriminierung, die wir zu bekämpfen versuchen“, sagte er dem Guardian.

Die US-amerikanische Frauenrechtlerin Phyllis Chesler hat dazu eine deutliche Meinung: „Manche Menschen glauben, sie hätten ein Recht darauf, ihr Glück auf dem Rücken Dritter erfüllen zu können. Frauen werden ausgelöscht, ihre Biologie wird angeeignet. Das ist Landraub!“ empört sie sich. Wohlhabende Menschen, zu denen schwule Paare als Dinks (Double income, no kids) nun mal oft gehören würden, wären daran gewöhnt, zu bekommen, was sie wollen. „Dazu zähle ich übrigens auch prominente Frauen, die ihre Figur nicht ruinieren wollen und eine Leihmutter nehmen“, ergänzt Chesler.

So wie Paris Hilton, die jüngst Kind Nummer zwei von einer Leihmutter kaufte und – ohne Witz – von ihrer „unglaublichen Reise durch die Mutterschaft“ schwafelt. Ihre Begründung für die Wahl einer Leihmutter war: „Eine Geburt ist einfach so etwas Körperliches.“

Chesler: Ethische Leihmutterschaft gibt es nicht! Arme Frauen machen es für reiche.

„Niemand hat ein Recht auf Fortpflanzung“, sagt nicht nur Chesler, „Leihmutterschaft ist eine kommerzielle Industrie, die auf der Ausbeutung verarmter Frauen basiert. Dass Leihmutterschaft in den USA ethisch vertretbar sei, weil Leihmütter dort mehr Geld als in Osteuropa erhalten, ist eine Mär. Auch hier machen das fast ausschließlich arme Frauen für reiche Menschen!“

 

Nicht alle schwulen Männer finden es richtig, Kinder von weiblichen Gebärmaschinen zu kaufen. „Die Reproduktionsindustrie reitet auf der Welle der LGBT+-Bewegung, um so die Leihmutterschaft zu neutralisieren und sie zu einem LGBT+-Recht zu machen“, sagt beispielsweise der britische schwule Anti-Leihmutterschaft-Aktivist Gary Powell.

Und auch der Deutsche Mirko Hüttner (hier im Interview) bezieht deutlich Stellung: „Überall wird die Regenbogenflagge aufgezogen, quasi als Flagge der Guten. Aber niemand darf eine Frau als Brutkasten benutzen, niemand darf ein Kind kaufen. Leihmutterschaft muss verboten bleiben und sie sollte international geächtet werden!“

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