Sisterhood ist powerful

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"Mal ehrlich", sagt Noah Sow, "so was wie uns hab ich noch nirgendwo gesehen!" Und das will was heißen. Denn die Radio- Moderatorin und Musikerin ist in der Welt schon ziemlich weit rumgekommen. Trotzdem kennt sie, und da ist sie nicht die einzige, "eigentlich nur Frauen, die Lieder singen, die ihnen der Produzent geschrieben hat. Oder vier Frauen im Minirock, die rumhüpfen und sich streiten, wer mit dem Produzenten schlafen darf." Hier allerdings haben wir es mit sieben Frauen zu tun, genauer: sieben Frauen mit Migrationshintergrund ("Schwarze Deutsche heißt das!" korrigiert Noah Sow). Noch genauer: sieben schwarze deutsche Musikerinnen, die zusammen eine CD gemacht haben, die auch noch "Gender Riots" heißt – und das ist in der Tat ein Novum.

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Musikalisch ist das Album der glorreichen Sieben, die sich frauensolidarisch "Sisters" nennen, so bunt wie die Diversity, die sie für die Gesellschaft fordern: HipHop, Soul, Reggae, Pop – alles dabei. Textlich ist "Gender Riots" – im Gegensatz zu den Sprüchen so vieler Brothers – prahl- und protzfrei, strotzt aber vor selbstbewussten Statements: "Ain't no riot loud enough – ain't no woman proud enough" (Kein Aufruhr ist laut genug, keine Frau ist stolz genug), verkünden die "Sisters" in ihrem Titelsong. Und: "Nothing has changed – we are living in a man's world".

Wo genau das Problem mit der Männerwelt liegen könnte, erzählt zum Beispiel der Rap "Alle diese Frauen": "Ihr Name war Uschi, sie bezahlt die Sucht mit ihrer Muschi, sie wartet's einfach ab und dann duscht sie." Dann gibt es da noch "Marie, das ist die Frau aus dem Plattenbau. Ein Mann, der sie haut, sie ist immer grün und blau". Oder "Jenny mit dem Job bei Penny", der es auch nicht so besonders geht. Eine "Selbstverständlichkeit" sei es gewesen, erzählt Noah Sow, "dass man kein Album macht, auf dem zwölf Titel davon handeln, dass man jetzt gern an den Strand gehen möchte oder wie sehr man sich nach seinem Ex-Freund sehnt." Und für alle, die noch Zweifel gehegt haben sollten: "Wir sind keine Fiep- und Hüpftruppe!"

Ausgangspunkt der Verschwesterung ist das Jahr 2001. Am 4. Februar gründet eine Gruppe schwarzer deutscher Musiker auf Initiative des aus Nigeria stammenden Kölners Adé Bantu die "Brothers Keepers", frei übersetzt: Die, die auf ihre Brüder aufpassen. Einige Monate zuvor hatten Skinheads in einem Dessauer Park den schwarzen Alberto Adriano zu Tode getreten, während sie das Lied "Zehn kleine Negerlein" sangen. Die "Brothers Keepers", denen sich bald auch Stars wie Xavier Naidoo, Gentleman oder Patrice anschlossen, gaben Konzerte und tourten durch Schulen. Ihre Kampfansage galt dem Rassismus. Aber: "Die Jungs hatten die Mädels vergessen", erzählt Sister Onejiru. Und weil die Mädels "eine eigene Stimme" haben wollten und ihnen die "Frauen als Beiwerk" in den gängigen Musikvideos ohnehin heftig auf den Geist gingen, gründete die in Kenia geborene, in Wanne-Eickel aufgewachsene und in Köln lebende Sängerin gemeinsam mit einem halben Dutzend Schwestern – wie der Rapperin Meli oder der Jazzerin Mamadee – die "Sisters Keepers".

Der Einfluss der Sisters machte sich bemerkbar: Als die "Brothers Keepers" im Juli 2007 angesichts der brutalen Verbalattacken von Sido, Fler und Konsorten aus dem Hause Aggro eine Petition veröffentlichten, war diesmal nicht nur von Rassismus die Rede, sondern auch von Sexismus. Soeben hatte der Rapper B-Tight in seinem Song "Neger Neger" gezeigt, dass Schwarzen- und Frauenfeindlichkeit gern zusammengehören: "Wer rammt immer noch sein Penis in dein Loch, sag mir, wer ist immer straff? Der Neger! Neger!". "Wir lehnen die Verwendung des N-Wortes ab, genauso wie jegliches frauenfeindliche Vokabular", protestierten die Keepers. Inzwischen sind die "Sisters Keepers", die weiterhin ihr eigenes Ding machen wollten, zum Verein geworden: "Sisters e.V.". Der harte Kern – bestehend aus den Vorsitzenden Onejiru und Meli, aus Noah Sow und Nicole Hadfield, Mamadee, Namusoke und Tamika – tourte mit Musik-Workshops durch Schulen und machte "tierisch Eindruck" – auf Jungs unter Aggro-Strom genauso wie auf Mädchen unter der Britney-Knute. Und jetzt also die "Gender Riots".

Die Sisters setzen auf "Empowerment". "Wir merken bei unseren Konzerten, wie sehr junge Mädchen das brauchen, dass mal so ein Haufen erwachsener Frauen sich hinstellt und sagt: 'Wir feiern uns jetzt mal und wir zeigen dir, was du alles machen und werden kannst!' verkündet Noah Sow. Zweimal haben die Sisters das bisher ausprobiert, bevor sie im September zu ihrer Tour starten. "Und es war so toll zu sehen, dass wir die Mädels erreicht haben und dass da was schwingt. Die haben geschrieen, gehüpft und geweint." Anders gesagt: "Sie hatten breitere Schultern als vorher."

www.sisters-music.com

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