Sieg über Brustkrebs?

Prof. Dr. Rita Schmutzler: "Unser Ziel ist die bestmöglich aufgeklärte Patientin."
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Frau Prof. Schmutzler, 70.000 Frauen erkranken jedes Jahr an Brustkrebs. Angesichts der 500.000 Menschen, die gesamt jedes Jahr Krebs bekommen, eine beachtliche Zahl.
Ja. Brustkrebs ist nach wie vor der häufigste Krebs für Frauen. Die Zahlen bleiben seit vielen Jahren auf einem hohen Niveau konstant, die Frauen werden sogar jünger. Aber es gibt auch gute Nachrichten: In Deutschland sind wir Weltspitze in der Bekämpfung von Brustkrebs. Wir haben eine immer bessere Früherkennung, wir haben prophylaktische OPs. Nun geht es sogar daran, Brust- und Eierstockkrebs nicht nur zu behandeln, sondern sogar durch Medikamente verhindern zu können. Die Studie dazu läuft, es gibt erste viel¬versprechende Ergebnisse.

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Sie haben einen entscheidenden Anteil an dieser Entwicklung. Ihre Verfolgung von Risikogenen gilt als wichtigster Baustein in der Früherkennung. Was genau macht Gene zu Risikogenen?
Risikogene sind in der Regel schützende Gene, hel­fen einer Zelle, immer wieder die DNA zu reparie­ren. Doch wenn sie mutieren, fallen sie aus. Dann häufen sich DNA-Schäden und Tumore können entstehen. Bereits Mitte der 1990er Jahre haben wir entdeckt, dass durch Mutationen in den Genen BRCA1 und BRCA2 das Risiko für Brust- und Eier­stockkrebs erheblich steigt. Diese Gene sind Hoch­risikogene und mittlerweile recht gut erforscht.

Und seit sich Angelina Jolie 2013 beide Brüste hat entfernen lassen, auch relativ bekannt.
Durch Jolie fragten sich viele Frauen mit Risiko­genen zunächst: ‚Muss ich mir jetzt auch sofort die Brüste entfernen lassen?‘ Doch eine Amputa­tion ist eine Option, eine engmaschige Kontrolle mit Früherkennung eine andere. Das Risiko, bis zum 70. Geburtstag an Brustkrebs zu erkranken, liegt für BRCA1/2-erblich belastete Frauen in der Tat bei 70 Prozent. (Bei nicht erblichem Brustkrebs liegt es bei zehn Prozent.) Bei erblich bedingtem Eierstockkrebs sind es 20 bis 40 Prozent. (Ohne erbliche Vorbelastung unter einem Prozent.) Das zeigt, wie wichtig die Identifizierung solcher Gene ist.

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Woher weiß ich denn, ob ich eventuell Risikogene in mir trage?
Entweder haben Sie zwei oder mehrere Frauen mit Brust- oder mit Eierstockkrebs in der Familie, davon eine unter 50. Oder Sie erkranken sehr jung, unter 36. Oder es gibt Brust- und Eierstockkrebs bei einer Person Ihrer Familie. Rund 25 Prozent der Frauen mit dieser Historie tragen die Hochrisiko-Gene BRCA1 und BRCA2 in sich. Die Bestimmung macht die Gynäkologin per Fragen-Katalog. Wer diese Kriterien erfüllt, wird zu uns zur Beratung vermittelt und wir bieten eine genetische Testung an. Ist sie positiv, hat die Patientin Anspruch auf eine klinisch intensivierte Vorsorge – noch bevor der Krebs entsteht. So kann er selbst in jungen Jahren früh erkannt und damit besser geheilt werden.

Die Gynäkologin Prof. Rita Schmutzler ist Pionierin auf dem Gebiet der „risiko-adaptierten Krebsprävention“ und wurde 2020 ausgezeichnet mit dem Deutschen Krebspreis für ihre wegweisenden Arbeiten in der Onkologie. Schmutzler ist Direktorin des „Zentrums Familiärer Brust- und Eierstockkrebs“ an der Uniklinik Köln und koordiniert das gleichnamige Konsortium dazu, einen deutschlandweiten Verbund von 23 universitären Zentren, die wiederum mit 230 Brustkrebs- und gynäkologischen Zentren verzahnt sind.

Das ganze Interview in der aktuellen Januar/Februar-Ausgabe.

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